Sucht im Alter ein großes Problem: Immer mehr Menschen im Rentenalter von Alkohol und Medikamenten abhängig.
Durch den demografischen Wandel unserer Gesellschaft entwickelt sich die Alkoholabhängigkeit im Alter zu einem immer größer werdenden Problem. Nach Angaben von Gesundheitsexperten haben rund 400.000 Menschen in Seniorenalter ein ernstzunehmendes Suchtproblem mit Alkohol. Viel größer sind Dimensionen bei der Medikamentenabhängigkeit, hier sind schätzungsweise bis zu zwei Millionen ältere Menschen in Deutschland abhängig.
Anstieg von Suchterkrankungen im Alter
Das Suchtproblem macht auch nicht vor dem Alter halt. Rund 400.000 Menschen ab 65 Lebensjahre sind Alkoholabhängig. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) haben zudem rund 1,7 bis 2,8 Millionen Menschen ab dem 60. Lebensjahr (8,0 -13,0 Prozent) einen problematischen Konsum von "psychoaktiven" Medikamenten und Schmerzmitteln. Doch vielen älteren Menschen ist das überhaupt nicht bewusst oder es ihnen schlicht weg egal, da ihnen weitere Perspektiven fehlen.
Fachtagung zu Sucht im Alter, aufgrund eines Hilferufes der Pflegeheime
Grund genug, das Thema von Seiten der Fachwelt zu beleuchten. Aus diesem Anlass fand heute eine Fachtagung an der Klinik Schweriner See in Lübstorf statt. Eingeladen waren drei norddeutsche Landesstellen für Suchtfragen. Die Experten berieten darüber, wie Pfleger und Berater zukünftig mit dem Thema umgehen können. Denn Suchtkrankheiten sind längst kein Randthema mehr in der Pflege und Betreuung von Senioren in Alteneinrichtungen. „Das Thema ist mit dem demografischen Wandel schrittweise akut geworden“, sagte die Geschäftsführerin der Landesstelle für Suchtfragen in Schwerin, Claudia Diekneite. Die Sucht-Berater aus den Bundesländern Mecklenburg- Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein trafen sich mit rund 50 Mitarbeitern von Altenheimen und Beratungsstellen. Laut Diekneite hatten im Vorfeld Altenhilfe-Einrichtungen und Beratungsstellen mit einem Hilferuf darum gebeten.
Sucht in Pflegeheimen und Kliniken
Das Problem ist längst nicht nur in Altenheimen zu beobachten. Zunehmend entwickelt sich die Problematik auch in den Krankenhäusern und Kliniken. Denn immer mehr Patienten sind zunehmend Menschen im Seniorenalter, so Diekneite am Rande der Tagung. Viele Krankheiten im Alter sind mittlerweile Alkoholbedingt. Bislang sei man noch davon ausgegangen, „es sei nicht so schlimm“, wenn Betroffene einen Schnaps trinken. Denn schließlich könnten Altenpfleger den Bewohnern "das Bier am Abend" nicht verbieten. Die meisten älteren Menschen würden nach Angaben der Beraterin „moderat“ trinken. Jedoch vertragen viele ältere Menschen den Alkohol durch die Wechselwirkung mit verordneten Arzneimitteln nicht. Ist der Konsum zu hoch, müssten die Pfleger eingreifen, um Gefahren für die Gesundheit einzudämmen. "Aber wie? Da ist eine große Hilflosigkeit unten den Fachkräften", so Diekneite. Die Betreuer müssten die älteren Menschen im letzten Drittel ihres Lebens anders ansprechen und motivieren als jüngere. Denn bei Jüngeren könnte man beispielsweise eine Berufsausbildung und Ziele mit zur Motivation verwenden. Viele ältere Menschen sagen, sie wollen es nicht anders, ihnen würde es doch gut gehen. „Wenn sich Ältere aber motivieren lassen, ist die Erfolgsquote noch sehr hoch“, so die Expertin. Denn sie würden dann merken, dass wieder leistungsfähiger sind, als vorher.
Immer mehr Senioren sind von Medikamenten abhängig
Ein sehr verbreitetes, aber weniger offenkundiges Problem ist nach Angaben der Sucht-Expertin die Abhängigkeit von Medikamenten. Oftmals führen Medikamente gegen Schmerzen oder Schlafstörungen mit der Gabe von Opiaten zur Sucht. Diese Sucht beeinträchtigt die Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen und erhöhe die Ausgaben für Medikamente im Gesundheitssystem. Eine Arzneimittelabhängigkeit bei Senioren führt beispielsweise auch oft zu Stürzen, die teilweise zur dauerhaften Pflegebedürftigkeit führen, so die DHS. (sb, 28.09.2010)
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