Pflanzenbasierte Ernährungsformen gelten eigentlich als gesund und klimafreundlich. Jetzt hat sich allerdings gezeigt, das vegetarisch lebende Menschen ein erhöhtes Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion aufweisen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Queen’s University Belfast in Nordirland wurde der Zusammenhang zwischen verschiedenen Formen der Ernährung und dem Risiko der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „BMC Medicine“ nachzulesen.
Über 460.000 Teilnehmenden untersucht
Die Forschenden analysierten die Daten von 466.362 Menschen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren, um mögliche Zusammenhäne zu ermitteln. Alle Teilnehmenden wurden anhand ihrer Ernährungsweise in sechs Gruppen eingeteilt: Veganer, Vegetarier, Pescetarier (Fischesser), Geflügelesser, Wenig-Fleisch-Esser und Viel-Fleisch-Esser.
Insgesamt entwickelten 10.831 Teilnehmende im Studienverlauf eine Schilddrüsenunterfunktion. Die Fachleute setzten verschiedene statistische Modelle ein, um den Einfluss der Ernährung auf das Erkrankungsrisiko zu bestimmen – sowohl mit als auch ohne Berücksichtigung des Körpergewichts (BMI).
Erhöhtes Risiko bei Vegetariern
Zunächst zeigte sich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen den Ernährungsformen und der Entstehung einer Hypothyreose. Doch nach Adjustierung für den BMI wurde deutlich, dass vegetarisch lebende Teilnehmende ein erhöhtes Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion hatten, berichtet das Team.
Bei der Betrachtung bestehender Erkrankungen (Prävalenz) zu Studienbeginn habe sich zudem gezeigt, dass Vegetarier, Pescetarier, Geflügelesser und Wenig-Fleisch-Esser häufiger von Hypothyreose betroffen waren als Viel-Fleisch-Esser, fügen die Forschenden hinzu.
Die Fachleute vermuten, dass Nährstoffmängel – insbesondere in Bezug auf Jod – eine Rolle bei den beobachteten Zusammenhängen spielen könnten. Jetzt sind nach Ansicht des Teams weitere Studien erforderlich, vor allem zur Rolle des Jodstatus und der Schilddrüsenhormonwerte bei vegetarischer Ernährung.
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Die Ergebnisse sollten pflanzenbasierte Ernährungsweisen jedoch keinesfalls verteufeln – im Gegenteil. Sie zeigen vielmehr, wie wichtig eine gezielte Nährstoffzufuhr bei vegetarischer oder veganer Ernährung ist.
Jodmangel vermeiden
Gerade Jod ist in pflanzlicher Nahrung oft nur in geringen Mengen enthalten. Wer auf Fleisch verzichtet, sollte deshalb auf jodiertes Speisesalz achten, regelmäßig Algenprodukte in moderaten Mengen konsumieren oder ärztlich überprüfen lassen, ob eine Nahrungsergänzung sinnvoll ist.
Für Betroffene mit Schilddrüsenbeschwerden oder familiärer Vorbelastung kann es hilfreich sein, den eigenen Jodhaushalt sowie die Schilddrüsenhormonwerte regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen – insbesondere bei einer vegetarischen oder veganen Lebensweise, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Catharina J. Candussi, William Bell, Alysha S. Thompson, Sven Knüppel, Martina Gaggl, et al.: Risk of hypothyroidism in meat-eaters, fish-eaters, and vegetarians: a population-based prospective study; in: BMC Medicine (veröffentlicht 07.05.2025), BMC Medicine
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