Regelmäßig lange oder zeitlich stark variierende Nickerchen sind mit einem signifikant erhöhten Risiko für einen vorzeitigen Tod verbunden. So kann der Mittagschlaf offenbar auch Hinweise auf die Lebenserwartung liefern.
In einer neuen Studie von Fachleuten der hoch renommierten Harvard Medical School wurde untersucht, wie Nickerchen während des Tages das Sterberisiko beeinflussen. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „SLEEP“ nachzulesen.
Schlaf sieben Tage lang untersucht
Für die aktuelle Untersuchung analysierten die Forschenden die Daten von 86.565 Personen aus der UK Biobank-Studie, die keine Schichtarbeit leisteten und im Durchschnitt 63 Jahre alt waren. Über sieben Tage hinweg wurde ihr Aktivitätsmuster mithilfe von sogenannten Aktigraphie-Armbändern erfasst, die Bewegungen registrieren und so Rückschlüsse auf das Schlafverhalten ermöglichen.
Als ein Nickerchen definierte das Team Schlafepisoden zwischen neun Uhr morgens und 19 Uhr abends. In der bis zu elf Jahre andauernden medizinischen Nachbeobachtungszeit verstarben insgesamt 5.189 Teilnehmende, was sechs Prozent entsprach.
Diese Nickerchen sind ein Risiko
Die durchschnittliche Zeit der Nickerchen der Teilnehmenden lag bei etwa 24 Minuten täglich. Auffällig war, dass Personen mit längeren, häufigeren oder zeitlich stark variierenden Nickerchen ein signifikant erhöhtes Sterberisiko aufwiesen, berichten die Forschenden.
„Interessanterweise widersprechen die Daten, die auf Risiken im Zusammenhang mit Nickerchen um die Mittagszeit und am frühen Nachmittag hinweisen, unserem derzeitigen Wissen. Daher könnten weitere Untersuchungen zu diesem Zusammenhang gerechtfertigt sein“, betont die Studienautorin Dr. Chenlu Gao in einer aktuellen Pressemitteilung.
Beudeutung für präventivmedizinische Konzepte
Die Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Bedeutung von kurzen Schlafperioden während des Tages in der gesundheitlichen Risikoabschätzung älterer Menschen. Und sie sprechen dafür, dass Nickerchen während des Tages stärker einbezogen werden sollten.
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„Die Einbeziehung aktigraphiebasierter Schlafanalysen tagsüber in die klinische und öffentliche Gesundheitspraxis könnte neue Möglichkeiten zur frühzeitigen Risikoerkennung und personalisierten Interventionen zur Förderung der Langlebigkeit bieten“, so Gao. Langfristig könnte eine gezielte Analyse von Schlafzeiten während des Tages helfen, individuelle Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen.
Als Warnsignal verstehen
Die Studie verdeutlicht zudem, dass bei regelmäßigem Bedürfnis nach längeren Nickerchen eine ärztliche Abklärung erfolgen sollte – insbesondere, wenn weitere Symptome wie ständige Müdigkeit oder Schlafstörungen hinzukommen.
Zwar können kurze, regelmäßige Power-Naps durchaus wohltuend sein, doch wer zu langen und unregelmäßigen Schlafepisoden neigt, sollte das kritisch hinterfragen. Denn regelmäßige Müdigkeit während des Tages kann auf tieferliegende Gesundheitsprobleme hinweisen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Chenlu Gao , Ruixue Cai , Xi Zheng , Lei Gao , Kun Hu , Peng Li: Objectively-Assessed Napping Behaviors Predict Mortality in Middle-to-Older Aged Adults; in: SLEEP (veröffentlicht 19.03.2025), SLEEP
- American Academy of Sleep Medicine: Napping behaviors predict mortality risk in middle-to-older aged adults (veröffentlicht 27.05.2025), American Academy of Sleep Medicine
Wichtiger Hinweis:
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