Zahnschmerzen gehören grundsätzlich in fachmännische Behandlung. Treten die Beschwerden aber z. B. in der Nacht, außerhalb der Sprechzeiten, auf, können verschiedene Hausmittel Hilfe leisten. Wirken diese nicht oder sind die Schmerzen unerträglich, sollte notärztliche Hilfe aufgesucht werden.
Inhaltsverzeichnis
Hausmittel aus der Küche
Als erstes Hausmittel, das nahezu jede Küche zu bieten hat, ist die Zwiebel zu nennen. Sie ist nicht nur eine wichtige Beigabe vieler Speisen, sondern auch dafür bekannt, dass sie äußerlich angewandt zum Beispiel Ohrenschmerzen vertreiben beziehungsweise lindern kann.
Bei Zahnschmerzen kommt ebenso die antientzündliche Wirkung der Zwiebel zum Tragen. Für die Behandlung der Schmerzen wird die Zwiebel gehackt, in ein Taschentuch gewickelt und dieses dann von außen an die Wange der betroffenen Seite gehalten. Es kann aber auch eine Zwiebelscheibe in den Mund, direkt auf die betroffene Stelle, gelegt werden.
Die Gewürznelke ist Vielen bekannt als hilfreiches Hausmittel bei Zahnschmerzen. Dafür wird die Nelke in die nähere Umgebung des schmerzenden Zahns gegeben und darauf gebissen. Das direkte Auflegen auf den betroffenen Zahn kann allerdings, gerade wenn sich darin ein Loch befindet, den Schmerz verschlimmern.
Was ebenso von außen helfen soll ist ein Wirsingblatt, dessen Mittelrippe vorher entfernt und das anschließend mit dem Nudelholz platt gewalzt wurde. Dieses, in ein Taschentuch gepackt und auf die schmerzende Wange gelegt, kann für Linderung sorgen.
Salzlösung gegen Infektionen im Mund
Salz ist wirklich in jedem Haushalt vorhanden und kann somit auch leicht als Hausmittel bei Zahnschmerzen verwendet werden. Ein halber Teelöffel Salz, am besten ein hochwertiges wie zum Beispiel Himalaya-Salz oder Meersalz, wird in ein Glas mit warmem Wasser gegeben und solange verrührt, bis es sich aufgelöst hat.
Ein kleiner Schluck davon, für circa zwei Minuten im Mund belassen, soll die Schmerzen lindern. Wichtig ist, die Salzlösung unbedingt auszuspucken.
Zuviel Salz hinuntergeschluckt kann zu Übelkeit und Erbrechen führen. Dieses Hausmittel sollte nicht von Kindern angewandt werden, da diese häufig noch nicht in der Lage sind, die Salzlösung wieder auszuspucken.
In der russischen Heilkunde ist das Spülen mit hochprozentigem Wodka eine Methode, um Entzündungen zu desinfizieren. Hierzu wird ein kleines Glas Wodka im Mund belassen.
Auch hier gilt, die Spülung nicht hinunterzuschlucken, sondern nach 2 Minuten auszuspucken. Nach einer Weile kann das Spülen wiederholt werden.
Kamille als Hausmittel gegen Zahnschmerzen
Die Kamille ist ein altbekanntes, weit verbreitetes Hausmittel. Auch bei Zahnschmerzen kommt sie zum Einsatz.
Kamillenblüten, in etwas Verbandsmull verpackt, werden mit heißem Wasser getränkt und anschließend auf die schmerzende Stelle gelegt, wenn das Kamillenpäckchen auf eine lauwarme Temperatur abgekühlt ist. Dort kann der „Verband“ einige Zeit verweilen und eventuell nochmals erneuert werden.
Keine Wärme bei Zahnweh
Bei Zahnschmerzen sollte niemals mit zu viel Wärme gearbeitet werden, da sich vorhandene Bakterien dadurch besser vermehren können. Kälte hingegen betäubt den Nerv und wird daher meist als angenehm empfunden.
Ein Eispack, eingehüllt in ein Handtuch, nicht länger als 15 Minuten an die betroffenen Wange gehalten, hat eine schmerzlindernde und auch abschwellende Wirkung. Gerade nach einer Zahnextraktion ist das Kühlen sehr wichtig.
Ein ganz einfaches Hausmittel bei Zahnschmerzen ist das Drücken eines Akupressurpunktes. Dieser befindet sich in der Kuhle zwischen Nase und Oberlippe und wird circa zwei bis drei Minuten fest gedrückt, um die Schmerzen zu lindern.
Ein weiterer, häufig benutzter Punkt, auch in der Akupunktur, ist der Akupunkturpunkt Dickdarm 4 an der Hand. Um diesen zu finden werden Daumen und Zeigefinger zusamengeführt. Dabei entsteht eine Hautfalte in der Nähe des Daumengrundgelenks.
An deren höchster Erhebung befindet sich der Akupunkturpunkt. Dieser kann in der Akupunktur genadelt, aber auch für einige Minuten gedrückt werden, um bei Zahnschmerzen für Linderung zu sorgen.
Ein weiteres Hausmittel ist Alkohol. Dieser wird dabei nicht getrunken, sonder nur für kurze Zeit im Mund behalten und anschließend ausgespuckt. Dafür geeignet sind hochprozentige (ab 40 Volumenprozent) Alkoholika wie Cognac oder Wodka.
Bei Kindern ist dies natürlich absolut kontraindiziert. Auch Mundwasser, vor allem wenn darin Nelkenöl enthalten ist, kann bei Zahnschmerzen gute Dienste leisten.
Ölziehen als Heilmittel
„Ölziehen“ ist mittlerweile in aller Munde. Dazu eignet sich am besten ein kaltgepresstes, hochwertiges Sonnenblumen-, Sesam- oder Kokosöl.
Dies hat eine antivirale und antibakterielle Wirkung. Circa ein Esslöffel des Öls wird im Mund behalten und hin- und herbewegt. Empfohlen wird eine Mindestdauer von 15 Minuten, damit das Öl in die Zahntaschen hinein wirken kann
Das Ölziehen ist auch eine gute Methode zur Prävention, um das Milieu im Mundraum zu verbessern. Auf keinen Fall sollte das Öl geschluckt werden, da sich darin Keime aus dem Mundraum befinden.
Für das „Entsorgen“ des Öls ist ein Papiertaschentuch zu empfehlen. Das Ausspucken in den Ausguss des Waschbeckens könnte eventuell zu Verstopfungen des Abflusses führen und noch zusätzlich den Kreislauf unseres Trinkwassers belasten.
Die Wirkung von Salbei ist schon lange bekannt. So wirkt dieser nicht nur bei Hals- beziehungsweise Rachenschmerzen, sondern auch bei Schmerzen im Mundraum. Mehrmaliges Spülen mit einer Salbei-Lösung kann Zahnschmerzen lindern.
Der altbekannte Klosterfrau Melissengeist darf in der Aufzählung nicht vergessen werden. Dieser, tropfenweise auf den Zahn geträufelt, zeigt in vielen Fällen eine gute Wirkung. Die Anwendung muss jedoch meistens häufig wiederholt werden.
Propolistinktur lindert Beschwerden
Folgende Hausmittel, die bei Zahnbeschwerden angewandt werden können, befinden sich nicht unbedingt in jedem Haushalt. Dazu gehört zum Beispiel die Propolistinktur. Diese hat vielfältige Anwendungsbereiche.
Sie wird eingesetzt, um das Immunsystems zu stärken, zur Behandlung von Allergien, bei Halsschmerzen, bei Erkältungen, aber auch bei Zahnschmerzen. Entweder wird mit verdünnter Propolistinktur gespült und gegurgelt oder diese direkt auf die schmerzende Stelle aufgetragen.
Teebaumöl als äußerliche Anwendung
Ähnliche Wirkung zeigt das Teebaumöl, das ebenso einen großen Einsatzbereich hat. Bekannt ist dieses Öl vor allem in der äußerlichen Anwendung als Hausmittel gegen Fußpilz oder Insektenstiche.
Ein Tropfen auf ein Glas lauwarmes Wasser hilft bei Halsschmerzen und kann auch bei Zahnschmerzen Linderung bringen. Pur auf den schmerzenden Bereich aufgebracht sollte der Einsatz jedoch nur in homöopathischen Mengen erfolgen.
Des Weiteren lohnt sich der Versuch mit Steinklee, auch bekannt als Honigklee, gegen die Zahnschmerzen anzugehen. Ein paar Tropfen der Tinktur in ein Glas Wasser gegeben eignen sich zum Spülen oder Gurgeln. Auch der Steinkleetee kann hierfür verwendet werden.
Tee aus Schafgarbe soll ebenso gegen Zahnschmerzen helfen. Davon wird abends und morgens jeweils eine Tasse getrunken.
Darüber hinaus finden sich auch Rosmarinblätter mit Sicherheit nicht in jedem Haushalt, können jedoch, wenn sie gekaut werden, bei Zahnschmerzen ebenfalls helfen.
Zur Behandlung von Schmerzen im Mundraum können darüber hinaus verschiedene Heilsteine verwendet werden. Hierfür eignen sich den Ansätzen der Steinheilkunde zufolge der Blaue Calcit und der Bernstein.
Letzterer ist bekannt dafür, dass er das Zahnen bei den Säuglingen und Kleinkindern positiv unterstützt. Bei Zahnschmerzen wird der Stein für eine Weile an die betroffene Wangenseite gehalten.
Ätherisches Nelkenöl
Anstatt der bereits erwähnten Gewürznelke kann als Alternative das ätherische Nelkenöl zum Einsatz kommen. Dieses wird, ebenso wie das Teebaumöl, äußerst vorsichtig in geringster Menge auf die betroffene Stelle aufgetupft.
Ein uraltes Hausmittel ist zudem eine Tinktur aus Myrrhe, einfach und kostengünstig. Dies kann verdünnt als Spüllösung oder pur aufgetragen gegen Zahnschmerzen helfen.
Zimtöl ist ebenso ein Mittel, dass schon unsere Großmütter als Hausmittel gegen Zahnschmerzen verwendet haben. Dies wird unverdünnt auf den schmerzenden Zahn aufgebracht. Doch auch hier gilt der Grundsatz „weniger ist mehr“.
Der Genuss von grünem Tee ist allgemein sehr gesund. Dieser kann jedoch auch als Mundspüllösung verwendet werden, um gegen Schmerzen im Mundraum anzugehen.
Schmerzmittel
Bei Schmerzen, wie auch im Falle von Zahnschmerzen, kann natürlich ein herkömmliches Schmerzmittel ebenfalls helfen. Zu bevorzugen ist hier Ibuprofen, da es auch gegen eine eventuelle Entzündung wirkt.
Was zu beachten ist
Zahnschmerzen haben die vielfältigsten Ursachen. Hausmittel dienen dazu, diese etwas zu lindern, bis der Gang zur Zahnärztin bzw. zum Zahnarzt ansteht.
Vorsicht gilt bei der Anwendung von Hausmitteln vor allem nach Zahnextraktionen (Zahnentfernungen). Durch das Entfernen eines Zahnes entsteht eine Öffnung, in die auf keinen Fall Keime eindringen sollten.
So sind hier in erster Linie nur Mundspülungen geeignet. Direktes Aufbringen von irgendwelchen Lösungen oder Ölen ist kontraindiziert. Dies gilt auch nach Wurzelbehandlungen.
Hausmittel ersetzen auf keinen Fall eine zahnärztliche Behandlung. Bei offenen Stellen im Mund ist generell das Spülen und Gurgeln einem direkten Kontakt mit Ölen, Tinkturen oder Gewürzen vorzuziehen.
Bei dem Auftragen von Tinkturen oder ätherischen Ölen muss unbedingt darauf geachtet werden, dass diese nur in homöopathischen Dosen verwendet werden. Ansonsten können sich bereits bestehende Entzündungen verschlechtern und sich eventuell auch die Zahnschmerzen verschlimmern.
Gerade bei der Verwendung von ätherischen Ölen ist auf Qualität und Reinheit zu achten. Nicht jedes Öl ist auch für Gebrauch im Mundraum geeignet. Unreine Öle können zu unangenehmen Nebenwirkungen, wie Entzündung, Allergie oder Übelkeit, führen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke: Mit wissenschaftlich abgesicherten Empfehlungen, Gräfe und Unzer, 2015
- Bruce Fife "Ölziehkur - Entgiftung und Heilung des Körpers durch natürliche Mundreinigung", Kopp 2014
- Thomas Weber: Memorix Zahnmedizin, Thieme Verlag, 5. Auflage, 2017
- AthbiAlqareera, AsmaAlyahyaa, LarsAndersson et al.: "The effect of clove and benzocaine versus placebo as topical anesthetics." J Dent. 11/2006, S. 747-750., Science Direct
- Carl-Hermann Hempen, Ulrike Brugger: dtv-Atlas Akupunktur, dtv, 2018
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.