Die Mariendistel (Silybum marianum) gehört zu den Korbblütlern. Ursprünglich kam sie in Südeuropa und Nordafrika vor, ist aber seit dem Mittelalter auch in Mitteleuropa anzutreffen. Die bis zu 30 bis 150 Zentimeter große Pflanze bildet purpurrote Blüten aus, aus denen die wirkungsvollen Früchte und Samen entstehen, die schon seit der Antike als pflanzliches Arzneimittel bei Leber- und Verdauungsproblemen eingesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Silybum marianum
- Volksnamen: Mariendistel, Christi Rose, Donnerdistel, Frauendistel, Milchdistel u.a.
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Südeuropa und Nordafrika, heute fast weltweit verbreitet.
- Verwendete Pflanzenteile: Früchte und Samen, seltener andere Pflanzenteile
- Inhaltsstoffe: Flavolignane, vor allem Silymarin (Silybin / Silibinin), Flavonoide, Schleimstoffe, Gerb- und Bitterstoffe, Gamma-Linolensäure, ätherisches Öl
- Anwendungsgebiete: bei Lebererkrankungen und zum Schutz der Leber, Entschlackung, bei Verdauungsbeschwerden, als Gegengift zum Pilzgift Amanitin (Knollenblätterpilz)
Mariendistel – Eine Übersicht
- Die Mariendistel enthält den Wirkstoffkomplex Silymarin, wobei Silybin die aktivste Komponente ist und leberschützenden Eigenschaften aufweist.
- Die wichtigste medizinische Wirkung der Mariendistel ist der Schutz und die Regeneration der Leber. Auch für Verdauungsbeschwerden kann die Heilpflanze eingesetzt werden.
- Studien deuten auf weitere medizinisches Potenziale hin, darunter antioxidative, entzündungshemmende und krebshemmende Effekte, jedoch sind weitere Forschungen notwendig.
- Die Pflanze wird seit dem Altertum genutzt und ist seitdem in der Naturheilkunde für ihre leberschützenden und entgiftenden Wirkungen bekannt.
- Nebenwirkungen sind selten, bei Allergien gegen Korbblütler sollte sie vermieden werden, und sie ist während Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfohlen.
- Zur schonenden Leberentgiftung und Entschlackung gibt es verschiedenste Rezepte für Tees. Fertigpräparate der Mariendistel bieten höhere Dosierungen und stärke Wirkungen.
Silybum marianum – Inhaltsstoffe
Der Hauptwirkstoff in der Mariendistel ist der Wirkstoffkomplex Silymarin, wobei die aktivste Komponente und der Hauptbestandteil der Mariendistel-Extrakte das Silybin (auch Silibinin) ist. Dieser Stoff gehört zu den Flavolignanen, von denen auch noch weitere in den Samen und Früchten enthalten sind. Silybin ist vor allem für seine leberschützenden Eigenschaften bekannt.
Außerdem finden sich in der Pflanze Flavonoide, Schleimstoffe, Gerb- und Bitterstoffe, Gamma-Linolensäure sowie ätherische Öle.
Medizinische Wirkungen
Die wirkungsvollsten Effekte stecken im Wirkstoffkomplex Silymarin. Dieser findet sich insbesondere in den Samen, weshalb als Heilmittel vor allem die dunkelbraunen, reifen Früchte verwendet werden. Die wichtigste medizinische Wirkungen ist der Schutz und die Regeneration von Leberzellen, durch die Hemmung von Schadstoffaufnahmen in der Leber (Alkohol, Chemikalien, Medikamente Umweltgifte). Da Silybum marianum die wohl wichtigste Heilpflanze zur Behandlung von Leberbeschwerden ist, nennt man Sie auch „Leberpflanze“.
Ein Eindringen hepatotoxischer Stoffe wird durch die regelmäßige Einnahme der Heilpflanze verhindert. So kann selbst bei einer Leberzirrhose, ausgelöst durch Alkohol oder andere Lebergifte, der Verlauf positiv beeinflusst werden. Ebenso ist bei bestehender Fettleber an die Mariendistel zu denken. Auch bei der chronischen Hepatitis C können durch die Einnahme die Transaminasenwerte (Enzyme) verbessert werden.
Weiterhin regen Mariendistelsamen die Gallentätigkeit an helfen bei Verdauungsbeschwerden, wie etwa bei Blähungen und Völlegefühl. Die Einnahme von Mariendistelfrüchten wirkt sich auch protektiv auf die Magenschleimhaut aus.
Eine Studie (2007) verweist auf Silymarin, als eine Substanz, die Leber- und Nierenzellen vor den toxischen Wirkungen von Medikamenten, einschließlich Chemotherapie, schützten kann. Obwohl Mariendistel laut der Studie den Verlauf chronischer Lebererkrankungen nicht beeinflussen kann, hat sie reduzierende Effekte auf Leberenzyme und anti-entzündliche sowie T-Zell-modulierende Wirkungen.
Es wurden Hinweise auf leberschützende und krebshemmende Effekte von Silymarin gefunden, jedoch sind weitere klinische Studien nötig, um das Potenzial von Silymarin gegen Leberschäden, chronische Lebererkrankungen und menschliche Krebserkrankungen zu bewerten.
Eine weitere Studie (2016) zeigte im Tierversuch, dass Silymarin ein wirkungsvolles Mittel zur Prävention von Stoffwechselkrankheiten sein könnte. Die Untersuchung bezieht sich auf nachgewiesene entzündungshemmende und fettreduzierende Wirkungen bei einer Insulinresistenz induziert Fettleibigkeit. Auch hier sind aber weitere Studien notwendig.
Verschiedene Studien (u.a. Valková et al., 2020, Doostkam et al., 2022 und Samee et al., 2023) erwähnen noch eine Reihe weiterer Medizinischer Wirkungen, darunter antioxidative, antikarzinogene, entzündungshemmende, immunmodulierende, neuroprotektive und laktogene Effekte sowie positive Wirkungen zur unterstützenden Behandlung von nichtalkoholische Fettlebererkrankung, Diabetes, Bluthochdruck und Alzheimer. Allerdings stehen weitere Studien noch aus, um diese Effekte und genauen Mechanismen sowie die Anwendungsmöglichkeiten noch besser zu erforschen (Khatri et al., 2022)
Eine eher seltene Indikation ist die Vergiftung mit einem Knollenblätterpilz. Der aus den Früchten gewonnene pflanzliche Arzneistoff Silibinin wird dabei intravenös verabreicht und wirkt als Gegengift zum Pilzgift Amanitin. Die Aufnahme von Amanitin wird (teilweise) verhindert. Allerdings ist bei Verzehr eines Giftpilzes immer eine sofortige Notfallbehandlung angezeigt!
Mariendistelfrüchte wurden vom europäischen Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und Flatulenz und zur Unterstützung der Leberfunktion anerkannt. Liegen Erkrankungen vor, ist es umso besser, je früher die Pflanze als Heilmittel angewendet wird. So kann sich das Wirkungspotenzial voll entfalten.
Naturheilkunde – Mariendistel für eine gesunde Leber und Psyche
In der Naturheilkunde gilt der Satz „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“ – es wird der Leber einen Zusammenhang mit Emotionen und daher mit psychosomatischen Erkrankungen zugeschrieben. Daher ist auch an den Einsatz dieser Heilpflanze zu denken, wenn es um eine stabilisierende Wirkung auf Psyche und Emotionen geht. Mariendistel kann die Aktivität, das Allgemeinbefinden und die körperliche Leistungsfähigkeit verbessern.
Die Leber ist ein sehr wichtiges Entgiftungs- und Stoffwechselorgan. Ist sie überlastet, so spüren wir dies in Form von Müdigkeit. Ignorieren wir diesen Hinweis und setzten wir unsere Leber immer mehr schädigenden Substanzen aus, so können weitere körperlich Symptome entstehen sowie auch depressive Verstimmungen. Um eine überlastete oder geschädigte Leber zu regenerieren, kann eine Kur mit einem Mariendistelpräparat empfehlenswert sein.
Medizinische Anwendungen
Die Heilpflanze ist natürlich als Tee anwendbar. Dabei wird Mariendistel-Tee aus den heiß aufgebrühten Samen meist als Kur über mehrere Wochen lang angewendet. Jedoch lassen sich die wichtigen Inhaltsstoffe des Silymarins in Wasser kaum lösen und eine Wirkung ist daher recht gering. Dies ist bei leichteren Beschwerden wie Blähungen und Völlegefühl ausreichend.
Effektivere Wirkungen haben hingegen Mariendistel-Kapseln, Tabletten oder auch Tropfen, die die Pflanzenwirkstoffe in wesentlich höherer Konzentration enthalten. Von einer Eigenmedikation ist jedoch abzuraten. Die Einnahme des geeigneten Präparats und die richtige Tagesdosis ist im Rahmen einer ärztlichen oder heilpraktischen Beratung zu bestimmen.
Für die medizinische Anwendung zur innerlichen Einnahme werden vor allem die Früchte der Mariendistel geerntet. Aber auch Blätter, Blüten(knospen) und Wurzeln werden für die Herstellung von Tees, Tinkturen, Fertigpräparaten und homöopathischen Mittel verwendet.
Mariendisteltee selbst herstellen
Um einen Tee aus Mariendistelfrüchten selbst herzustellen eignet sich folgendes einfacher Rezept: Zwei Teelöffel der zerkleinerten, getrockneten Mariendistelfrüchte mit einem viertel Liter kochendem Wasser übergießen und die Früchte circa 10 Minuten ziehen lassen vor dem Abseihen. Um den Geschmack etwas abzumildern, können noch leicht angestoßene Fenchelsamen hinzugetan werden. Von dem Tee am besten drei Tassen am Tag lauwarm trinken.
Verschiedene Teemischungen mit Mariendistel
Teemischungen zur Entgiftung und als Unterstützung für die Leber oder die Galle enthalten häufig Mariendistel. Um die Wirkung zu verbessern, werden häufig Rezepte mit mehreren Zutaten verwendet. Dabei sollten alle Teesorten, beziehungsweise Teemischungen, nicht länger als 6 Wochen ohne Unterbrechung getrunken werden.
Tee zur Entgiftung von Leber und Niere
Für diesen Tee werden Mariendistel, Goldrute, Brennnessel und Löwenzahn zu gleichen Teilen gemischt. Ein gehäufter Teelöffel der Teemischung wird mit einem viertel Liter Wasser aufgebrüht und sollte dann circa sieben bis acht Minuten ziehen. Dreimal am Tag eine Tasse, über einen Zeitraum von vier Wochen – dies ist eine gute Unterstützung für eine Frühjahrskur, um die Schlacken etwas aus dem Körper zu befördern und der Frühjahrsmüdigkeit entgegenzuwirken (siehe auch Entschlackungstee).
Eine weitere Teemischung zur Entgiftung des Körpers, unter gleicher Zubereitung und Anwendung, besteht aus: Mariendistel (2 Teile), Brennnessel (2 Teile), Löwenzahnwurzel (2 Teile), Steinklee (1 Teil) und Schafgarbe (1 Teil).
Tee zum Erhalt der Schutzfunktion der Leber
Um die Leber zu pflegen und zu schützen, kann ein Tee zum Einsatz kommen, der aus Mariendistel (2 Teile), Wegwartenkraut (1 Teil), Leberblümchenkraut (1Teil), Tausendgüldenkraut (2 Teile), Fenchel (1 Teil) und Ringelblumen (1 Teil) besteht. Ein Esslöffel der Mischung wird mit einem halben Liter übergossen, nach sieben bis acht Minuten wird abgeseiht und der Tee über den Tag verteilt, schluckweise getrunken.
Tee zur Unterstützung bei Gewichtsreduktion
Um das Abnehmen zu unterstützen, kann dieser Tee hilfreich sein. Zu gleichen Teilen werden Brennnessel, Mariendistel, Löwenzahn, Holunder, Hafer und Goldrute gemischt. Die Zubereitung und Anwendung ist gleich wie bei den Entgiftungstees. Auch diese Mischung ist für die Frühjahrskur geeignet.
Silybum marianum – als Heilpflanze bekannt seit dem Altertum
Bereits im Altertum wurde die Mariendistel als Heilpflanze geschätzt. Schon Pedanios Dioskurides, ein griechischer Arzt, der im 1. Jahrhundert lebte, setzte sie als pflanzliches Arzneimittel ein: Bei Problemen mit den Sehnen, als galletreibendes Mittel, gegen Schlangenbisse und um Erbrechen auszulösen (Emetikum).
Im Mittelalter kam die Pflanze dann nach Mitteleuropa und wurde unter anderem in Klostergärten angepflanzt. Hildegard von Bingen nutzte sie gegen Gelbsucht und Vergiftungen. Paracelsus wandte sie bei den erwähnten Einsatzgebieten, aber auch bei innerlichen stechenden Schmerzen an (Marien“distel“). Später dann, im 18. Jahrhundert, beschäftigte sich auch der Arzt J.G. Rademacher intensiv mit der Mariendistel. Dabei rückte er ihre Affinität zur Leber in den Vordergrund.
Zwei nahe Verwandte der Mariendistel sind das Benediktenkraut und die Artischocke. Letztere ist unter anderem auch für ihre hepatoprotektive Wirkung und verdauungsfördernde Effekte bekannt.
Nebenwirkungen
Die Mariendistel wird in der Regel sehr gut vertragen – nur vereinzelt treten Blähungen, Bauchschmerzen und eine leicht laxierende (abführende) Wirkung auf. Wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte diese Pflanze nicht anwenden. Ebenso sollte auf Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern abgesehen werden.
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) kann eine Kreuzallergie möglich sein. Auch hier ist die Mariendistel zu meiden.
Mariendistel trägt viele Namen
Der Name Mariendistel ist folgender Legende nach entstanden: Auf der Flucht vor Herodes, beim Stillen des Jesuskindes, tropfte die Milch der Jungfrau Maria auf die Blätter der Pflanze. Dadurch sollen die Blätter ihre typische weiße Marmorierung erhalten haben. Diese weißen Flecken der Pflanze seien ein Abbild der göttlichen Milch. „Marianum“ bezieht sich im Deutschen auf die Jungfrau Maria. Der lateinische Begriff „Silybum“ soll, abgleitet vom lateinischen silybon, Quaste bedeuten.
Die Mariendistel trägt aber noch viele weitere Namen, wie Christi Rose, Milchdistel, Frauendistel oder Donnerdistel. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kooperation Phytopharmaka GbR: www.arzneipflanzenlexikon.info (Abruf: 26.05.2025), Mariendistel
- Das Kräuterbuch: www.kraeuter-buch.de (Abruf: 26.05.2025), Mariendistel
- Post-White, Janice; Ladas, Elena J.; Kelly, Kara M.: "Advances in the Use of Milk Thistle (Silybum marianum)", in: Integrative Cancer Therapies, Volume 6, Issue 2, 2007, Sage Journals
- • Guo, Yu; Wang, Suli; Wang, Ying; Zhu, Tiehong: Silymarin improved diet-induced liver dama-ge and insulin resistance by decreasing inflammation in mice, in: Journal Pharmaceutical Bio-logy, Volume 54 Issue 12, 2016, Taylor & Francis
- Schaenzler, Nicole: Leber und Galle entgiften und natürlich stärken, Gräfe und Unzer, 2017
- Ajit Kiran Kaur, A. K. Wahi, Brijesh Kumar, Anil Bhandari, Neelkant Prasad: Milk Thistle (Silybum marianum): A Review, in: International Journal of Periodontics & Restorative Den-tistry, Volume 3, Issue 2, 2011 , researchgate.net
- Samee, Abdus; Amir, Rai Muhammad; Ahmad, Asif et al.: Effectiveness of Milk Thistle on Human Body against Diseases: A Comprehensive Review, in: Scholars Bulletin, Volume 9, Issue 2, Seiten 8-18, 2023, Scholars Middle East Publishers
- Valková, Veronika; Ďúranová, Hana; Bilcikova, Jana; Habán, Miroslav: MILK THISTLE (SILYBUM MARIANUM): A VALUABLE MEDICINAL PLANT WITH SEVERAL THERAPEUTIC PURPOSES, in: Journal of Microbiology, Biotechnology and Food Sciences, Volume 9, Issue 4, Seiten 836-843, 2020, researchgate.net
- Doostkam, Aida; Fathalipour, Mohammad; Anbardar, Mohammad Hossein et al.: Therapeutic Effects of Milk Thistle (Silybum marianum L.) and Artichoke (Cynara scolymus L.) on Nonalcoholic Fatty Liver Disease in Type 2 Diabetic Rats, in: Canadian Journal of Gast-roenterology and Hepatology, Volume 2022, Article ID 2868904, 2022, Wiley
- Khatri, D. ;Chhetri, S.B.B.; Devkota, H.P. : Silybum marianum (L.) Gaertn.: Traditional Uses, Phytochemistry, and Pharmacological Activities, in: Devkota, H.P., Aftab, T. (eds) Medicinal Plants of the Asteraceae Family, Springer, Singapore, 2022, Springer Nature
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