Die Knolle mit würziger Heilkraft
Mit dem Fenchel (Foeniculum vulgare) ist uns eine Nutzpflanze gegeben, die sowohl als Gewürz und Nahrungsmittel, als auch im Bereich der Heilkräuter eine wichtige Aufgabe erfüllt. Schon in der Antike wurde die würzige Knolle gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Sodbrennen eingesetzt. Weshalb die Kräuterpflanze so eine unwahrscheinlich gute Universalwirkung bei den unterschiedlichsten Gesundheitsbeschwerden besitzt, decken wir in unserem Kräuterratgeber zum Thema auf.
Inhaltsverzeichnis
Fenchel: Ein kurzer Überblick
Im Mittelalter galt Fenchel als eines der Lieblingskräuter von Hildegard von Bingen, eine bedeutende Persönlichkeit in der Geschichte der Naturheilkunde. Sie empfahl das Knollengemüse zusätzlich bei Mundgeruch und Augenschmerzen. Darüber hinaus fand Fenchel auch bei Depressionen und klassischen Frauenleiden Anwendung. Hier ein kurzer Überblick:
- Wortherkunft: Die botanische Fachbezeichnung des Fenchels ‚Foeniculum‘ leitet sich vom lateinischen Wort foenum für „Heu“ ab. Der Begriff verweist auf das Kraut der Pflanze, das im getrockneten Zustand stark an Heuballen erinnert.
- Botanischer Name: Foeniculum vulgare; Pflanzenfamilie: Doldenblütler (Apiaceae).
- Volkstümliche Namen: Arzneifenchel, Brotsamen, Enis, Femis, Fenikl, Fenis, Fenkel, Finchel, Frauenfenchel, Köppernickel, Marathron.
- Herkunft: Afrika, Asien, Europa.
- Anwendungsgebiete: Atemwegserkrankungen, Augenentzündungen, Depression, Krampfleiden, Kopfschmerzen, Regelschmerzen, Migräne, Schwangerschafts- und Stillhilfe, Verdauungsprobleme, Wechseljahrsbeschwerden.
- Verwendete Pflanzenteile: Fruchtsamen, Knolle, Wurzel.
Anwendung und Dosierung
Die richtige Sammelzeit für Fenchel liegt im Frühherbst, wenn Knolle und Früchte der Pflanze angemessen ausgereift sind. Knolle und Wurzeln verzehrt man anschließend meist roh oder verwendet sie als Gewürz, Salatbeilage oder Suppengemüse.
Aus den Früchten des Fenchels werden wiederum die heilpflanzlich wertvollen Samen gewonnen. Deren Anwendungsmöglichkeiten sind äußerst vielfältig und reichen vom altbewährten Fencheltee bis hin zur Herstellung von Extrakten wie Fenchelsirup oder Fenchelöl. Außerdem ist Fenchel auch als Mischzutat für heilpflanzliche Kombinationsrezepturen äußerst beliebt, was vor allem an seiner leicht bekömmlichen Art und seinem sanften Wirkungscharakter liegt. „Für die Gesundheit ist der Samen besonders nützlich. Auch als Beigabe zu anderen Mitteln“, empfahl bereits Hildegard von Bingen.
Fencheltee
Innerliche Beschwerden, wie Verdauungsprobleme, verhaltener Milchfluss oder auch Kopfschmerzen und Melancholie werden traditioneller Weise mit Fencheltee behandelt. Laut Hildegard von Bingen vermag es der Tee zudem, Haut und Haare zu kräftigen. Ein Liter des Fencheltees pro Tag sei dabei für die Gesundheit das Beste. Und die Empfehlung der Klosterfrau kann tatsächlich unverändert weitergegeben werden. Als Dosierungsrichtlinie gilt:
- 1 TeeLöffel (TL) Fenchelsamen für 1 Tasse Tee
- 4 TL Fenchelsamen für eine 1 Liter Kanne Tee
Lassen Sie den Tee für circa fünf bis zehn Minuten ziehen, bevor sie die Fenchelsamen absieben und den Tee in kleinen Schlucken genießen. Weitere Einzelheiten zur Anwendung von Fencheltee bietet Ihnen unser Spezialbeitrag zum Thema: Fencheltee – Anwendung, Zubereitung und Wirkung.
Likör aus Fenchelsamen
Ein Magenbitter aus Fenchel zur Verdauungsförderung nach dem Essen ist ebenfalls eine Option. Mischen kann man die Fenchelsamen hier zum Beispiel mit Pflaumen und Pfefferkörnern, die beide ebenfalls eine abführende Wirkung haben.
Rezept für Fenchel-Pflaumen-Likör:
- 250 g Fenchelsamen
- 250 g Pflaumen
- 5 Pfefferkörner
- 100 g Zucker
- 1 l Alkohol (z.B. Vodka oder Branntwein)
- 1 großes Schraubglas
Zubereitung:
- Waschen sie die Pflaumen gründlich und stechen Sie anschließend mit einer Gabel oder einem Zahnstocher Löcher in die Früchte. Auf diese Weise wird gewährleistet. dass der Likör das Pflaumenaroma besser aufnehmen kann.
- Geben Sie Fenchelsamen und Pfefferkörner in einen Mörser und zerstoßen Sie diese grob. Auch hier dient die Öffnung der Samenkörner der besseren Freisetzung von Wirkstoffen und Aroma.
- Füllen Sie Pflaumen, Fenchelsamen und Pfeffer nun in ein großes Schraubglas. Geben sie auch den Zucker hinzu und gießen Sie das Glas anschließend mit dem Alkohol auf. Fest verschlossen sollte das Schraubglas nun für etwa zwei bis vier Wochen dunkel, jedoch warm gelagert und täglich kräftig geschüttelt werden.
- Nach Ablauf der Reifezeit filtern Sie den Likör durch einen sauberes Leinentuch und füllen ihn in eine dunkle Flasche ab. Der leichte Magenbitter kann nun nach dem Essen in Likörgläsern als Verdauungshelfer gereicht werden.
Zu beachten: Es handelt sich hierbei um ein alkoholisches Getränk, dass für Kinder, Schwangere, stillende Mütter und andere Risikogruppen nicht geeignet ist.
Fenchelhonig
Der auch als Fenchelsirup bekannte Fenchelhonig ist ein beliebtes Hausmittel gegen Husten, Erkältung und andere Atembeschwerden. Gerade in der Kinderheilkunde wird der Sirup als milde Arznei zur Unterstützung der Schleimlösung sowie zur Linderung des gereizten Halses benutzt. Ebenso lässt er sich ähnlich wie Fencheltee bei Magen-Darm-Beschwerden und Nierenproblemen anwenden. Ob man letztendlich von Sirup oder Honig spricht, hängt stark von der gewählten Menge Honig ab, die bei der Zubereitung verwendet wird. Nachstehend ein einfaches Grundrezept, das nach Belieben mit zusätzlichem Honig eingedickt bzw. mit weiteren Heilkräutern wie Anis oder Schafgarbe ergänzt werden kann.
Zutaten:
- 25 bis 30 g Fenchelsamen
- 0,5 l Wasser
- ca. 450 g Honig
Zubereitung:
- Geben Sie die Fenchelsamen in einen Topf und fügen sie 0,5 l Wasser hinzu.
- Lassen Sie das Ganze kurz aufkochen und danach für ein paar Minuten ziehen, bevor sie die Samen abseihen und den Absud auf etwa 45 °C abkühlen lassen.
- Fügen Sie nun den Honig hinzu und rühren Sie den Sirup glatt, bis sich der Honig vollständig mit dem Absud verbunden hat. Bei Erkältungskrankheiten oder Husten können täglich etwa 3 bis 4 Löffel des Fenchelsirups eingenommen werden.
Unser Tipp: Weitere interessante Rezepte sowie nützliche Informationen zur Anwendung von Fenchelsirup finden Sie hier: Fenchel-Sirup – Anwendung, Zubereitung und Wirkung.
Zu beachten: Honig ist aufgrund der Botulismus-Gefahr nicht für die Anwendung bei Kindern im Alter unter einem Jahr geeignet.
Fenchelöl
Zur äußeren Anwendung bei Blähungen führt man insbesondere bei Kindern gerne eine sanfte Bauchmassage mit Fenchelöl durch. Das Öl wird zu diesem Zweck mit angewärmten Händen auf dem Bauch verteilt und anschließend mit kreisenden Handbewegungen im Uhrzeigersinn ins Bauchgewebe einmassiert. Die Bewegung im Uhrzeigersinn hat ihren Grund, denn auch die Dickdarmschlingen verlaufen im Uhrzeigersinn, weshalb Gasansammlungen im Darm durch Massagen in die Verlaufsrichtung leichter gen Darmausgang geleitet werden können. Wichtig hierbei ist, dass die Hände keinen zu starken Druck auf den Bauchraum ausüben, was gerade Kindern schnell unbehaglich werden könnte. Kombiniert wird Fenchel bei der Ölherstellung gerne mit Anis, der ebenfalls gut gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen hilft. Aus diesem Grund hier ein Rezept für selbstgemachtes Anis-Fenchel-Öl:
Zutaten:
- 5 g Fenchelsamen
- 5 g Anissamen
- 110 ml Pflanzenöl
- 1 kleines Schraubglas (z.B. Marmeladenglas)
- 1 dunkles Fläschchen
Zubereitung:
- Zerstoßen Sie die Anis- und Fenchelsamen grob in einem Mörser, damit das Öl die in den Samen enthaltenen ätherischen Öle später besser aufnehmen kann.
- Geben Sie die Samen nun zusammen mit dem Pflanzenöl in ein Schraubglas, verschließen Sie dieses gut und lassen Sie den Ölansatz für etwa 6 Wochen an einem lichtreichen Ort.
- Nachdem das Kräuteröl gereift ist, wird es durch einen Kaffeefilter oder ein sauberes Leinentuch abgesiebt. Danach kann es zur Aufbewahrung mit einem kleinen Trichter in eine dunkle Arzneiflasche gefüllt werden.
Fenchelpulver
Einige weitere, interessante Anwendungsmöglichkeiten bietet Fenchelpulver. Hierzu weiß Hildegard von Bingen höchst persönlich ein paar vortreffliche Rezepte zu empfehlen. Die Kräuterkundige wendete das Pulver neben der Behandlung von Verdauungsbeschwerden zum Beispiel auch bei Augenbeschwerden an. Ihr Geheimrezept bei Durchfall und Verstopfung war folgende Rezeptur eines Fenchelmischpulvers:
- 16 g gemahlene Fenchelsamen
- 8 g Galgantpulver
- 4 g Diptampulver
- 2 g Habichtskrautpulver
Bei Verdauungsproblemen gab Hildegard zwei bis drei Spitzen der Pulvermischung in ein Likörglas und übergoss es mit warmem Wein, bevor es zum Mittagessen gereicht wurde. Die Beschwerden sollten dann innerhalb kürzester Zeit abklingen.
Fenchelpulver gegen Augenschmerzen
Auch bei Augenschmerzen, Augenringen und Sehproblemen griff von Bingen auf Fenchelpulver zurück. Ihr Vorgehen lässt sich dabei am besten als Fenchel-Augenpresse beschreiben. Ihr Originalwortlaut hierzu: „Wenn aber jemand graue Augen hat und mit ihnen auf irgendeine Weise neblig sieht, und es schmerzt, und wenn jener Schmerz noch neu ist, dann zerreibe er Fenchel oder seinen Samen, und so nehme er seinen Saft und den Tau , den er auf dem rechten Gras findet, und etwas Feinmehl. Dies mische er zu einem Törtchen, und nachts lege er es um seine Augen und binde ein Tuch (darüber), und es wird ihm besser gehen.“
Man kann dieses Rezept am besten durch Aufkochen von einem Esslöffel gemahlener Fenchelsamen in einem halben Liter Wasser umsetzen. Geben sie für eine bessere Wirksamkeit einen viertel Teelöffel Kochsalz sowie einen Teelöffel Augentrost hinzu und lassen sie das Gemenge nach dem Erhitzen etwa zehn Minuten lang ziehen. Der Kräuterbrei wird anschließend abgesiebt, als Törtchen in ein Tuch gegeben und auf das Auge gelegt. Das abgefilterte Wasser kann zusätzlich als Augenwasser für Augenspülungen verwendet werden.
Nebenwirkungen
Normalerweise verursacht Fenchel keine besonderen Nebenwirkungen. Er sollte zur Sicherheit aber nur bei konkret vorliegenden Beschwerden genutzt werden. Außerdem gibt es einige Gegenindikationen, die für bestimmte Personengruppen gelten:
Personen mit Pollenallergie und Heuschnupfen oder einer bestehenden Allergie gegen Doldenblütler, könnten mit entsprechenden Reizreaktionen der Haut und der Atemwege auf Fenchel reagieren. Vor allem, wenn bereits eine Allergie gegen Sellerie bekannt ist, sind Kreuzreaktionen nicht auszuschließen.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist mit Ausnahme von Fencheltee auf hochkonzentrierte Mittel wie Fenchelöl oder Fenchelsirup zu verzichten. Es könnte hier ansonsten zu unerwünschten Komplikationen kommen.
Auch Diabetikern wird von der Einnahme von zuckerhaltigem Fenchellikör, Fenchelsirup und Fenchelhonig abgeraten, da die Mittel den Blutzuckerspiegel empfindlich beeinflussen.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die vielseitige Wirkung von Fenchel geht auf eine bunte Mischung aus bewährten medizinischen Wirkstoffen und gesunden Nährstoffen zurück. Während letztere ernährungstechnisch von Bedeutung sind und den Körper auf natürliche Weise stärken, sorgen Bestandteile wie das ätherische Öl der Pflanze für den heilsamen Effekt im Krankheitsfall. Die Bestandteile des Fenchelöls weisen dabei eine besondere Vielfalt auf, was bei der universellen Heilkraft der Pflanze eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Insgesamt setzen sich die Wirkstoffe des Fenchels wie folgt zusammen:
- ätherische Öle,
- Flavonoide,
- Kieselsäure,
- Mineralstoffe,
- Vitamine.
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind Zusätze in vielen Heilpflanzen. Eine derartige Fülle an ätherischen Zusätzen, wie sie im Fenchel vorkommen, ist jedoch selbst für sehr starke Heilkräuter ungewöhnlich. Einige Bestandteile haben dabei eher eine geschmacksbildende Funktion. Zu diesen zählen beispielsweise
- Camphen,
- Cymol,
- Estragol,
- Limonen,
- Myrcen,
- Ocimen,
- Phellandren
- Terpinol.
Viele andere ätherische Essenzen des Fenchels wirken aber auch entscheidend an dessen heilpflanzlichem Effekt mit. Mehr noch, müssen Pflanzen, die derart reich an ätherischen Ölen sind, oftmals sehr vorsichtig dosiert werden und sind gerade für Kleinkinder eher ungeeignet. Beim Fenchel ist das ganz anders, denn er wirkt nicht nur sehr sanft und wird als schonende Alternative im Bereich der Kinderarznei empfohlen, sondern kann darüber hinaus auch meist völlig unbedenklich in beliebiger Menge verzehrt werden.
Anethol und Fenchon
Zwei der wichtigsten Inhaltsstoffe im ätherischen Öl des Fenchels sind diesbezüglich ohne Zweifel Anethol und Fenchon. Die Essenzen kommen so fast ausschließlich in Doldenblütlern, im Falle von Fenchon sogar nur im Fenchel vor. Beide wirken antimikrobiell und sind deshalb wichtig für die Wirkung des Fenchels bei entzündlichen Infektionskrankheiten wie Bindehautentzündung oder Bronchitis. Anethol im speziellen wirkt außerdem schleimlösend und entkrampfend, was sowohl bei Atemwegserkrankungen als auch auch bei Verdauungsbeschwerden wichtig ist.
Übrigens: Fenchel und Anis ähneln sich mit Blick auf ätherische Öle nicht nur in ihren aromatischen Bestandteilen. Auch der Inhaltsstoff Anethol ist beiden gemeinsam und Grund dafür, dass beide Pflanzen als wichtige Teekräuter für stillende Mütter gelten. Denn Athenol wirkt milchfördernd und kann somit allen Müttern, die einen verhaltenen Milchfluss beklagen, schonend weiterhelfen.
Pinen und Terpinen
Eine ganz ähnliche Wirkung haben auch Pinen und Terpinen im Fenchel. Sie unterstützten die bei Atemwegs-, Entzündungs- und Infektionskrankheiten zum Tragen kommende Wirkung von Foeniculum vulgare durch ihre antibakteriellen, antimykotischen, entkrampfenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.
Myristicin
Speziell im Kraut des Fenchels findet sich darüber hinaus der ätherische Zusatz Myristicin, welches menstruationsfördernd wirkt und damit einer der Hauptgründe für die Nutzung von Fenchel als Frauenheilkraut ist.
Dillapiol
Ähnlich sieht es auch bei Dillapiol aus, das sich in der Wurzel des Fenchels tummelt und neben leichten Menstruationsbeschwerden sogar eine gänzlich ausbleibende Regelblutung beheben kann.
Wie genau die gerade für Frauen so interessanten Eigenschaften des Fenchelöls zustande kommen, wurde bislang noch nicht ausreichend untersucht. In einer Studie der North American Menopause Society zur Wirkung des Fenchels bei menopausalen Beschwerden stellen Wissenschaftler jedoch fest, dass sich unter den ätherischen Bestandteilen der Pflanze sogenannte Phytoöstrogene tummeln. Drunter versteht man sekundäre Pflanzenstoffe, mit östrogen-ähnlicher Wirkung. Das Hormon steuert geschlechtsspezifische Prozesse im Körper der Frau, welche vor allem die Fruchtbarkeit und Schwangerschaftsabläufe betreffen. Während der Menopause sorgt ein sinkender Östrogenspiegel außerdem für die berühmt berüchtigten Wechseljahrsbeschwerden, gegen die Fenchel dank seiner Phytoöstrogene ebenfalls viel auszurichten vermag. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich bei den hiesigen Phytoöstrogenen schlichtweg um die oben genannten Substanzen handelt.
Flavonoide
Flavonoide sind häufig ebenfalls Bestandteile ätherischer Öle, können jedoch auch gesondert in Pflanzen vorkommen. Ihnen werden zahlreiche Wirkungen zugeschrieben, wie beispielsweise eine
- antiallergene,
- antimikrobielle,
- antioxidative,
- antivirale,
- blutdrucksenkende,
- entkrampfende,
- entzündungshemmende,
- sekretfördernde,
- und herz-kreislauf-stärkende.
Abermals decken sich hier die Eigenschaften der Inhaltsstoffe mit den im Laufe der Jahrhunderte zusammengetragenen Anwendungsgebieten des Fenchels, wobei Falvoinide vor allem bei Herzkrankheiten und Bluthochdruck sehr geschätzte medikamentöse Wirkstoffe darstellen. Sie sind deshalb in zahlreichen Herzmedikamenten und Blutdruckmitteln zu finden. Unterstützend auf die Gefäß- und Herz-Kreislauf-Gesundheit wirkt dabei außerdem der antioxidative Effekt der Flavonoide, denn als Radikalfänger bewahren sie Herz und Blutgefäße vor oxidativem Stress und somit vor Schäden.
Kieselsäure
Die Kieselsäure im Fenchel mag vielen eher als Bestandteil von Kieselerde ein Begriff sein. Diese wird in der Alternativmedizin gerne zur Straffung des Bindegewebes sowie zur Stärkung von Haut, Haaren und Nägeln eingesetzt. Tatsächlich vermag Kieselsäure als Wirkstoff aber noch mehr. So spielt sie zum Beispiel auch für den Fettstoffwechsel eine nennenswerte Rolle. Letzteres insbesondere, wenn man die Verdauungsbeschwerden bedenkt, die durch zu fettiges Essen entstehen können. In diesem Zusammenhang ist Kieselsäure also ein weiterer Grund für die verdauungsfördernde Wirkung des Fenchels. Außerdem stärkt Kieselsäure die Knochen- und Knorpelsubstanz und kräftigt Zähne und Zahnschmelz, was die genannten Strukturen resistenter gegen Entzündungen und Verschleißerscheinungen macht.
Mineralstoffe
Apropos Knochen und Zähne, Fenchel enthält große Mengen an Mineralien, die gemeinhin als Garant für die Knochen- und Zahngesundheit bekannt sind. Die Rede ist von
- Kalium (494 mg pro 100 g Fenchel),
- Kalzium (109 mg pro 100 g Fenchel),
- Magnesium (49 mg pro 100 g Fenchel).
Kalium ist außerdem an der Regulierung der Herzfunktion, des Blutdrucks sowie des Hormonhaushalts beteiligt. Letzteres ist insbesondere von Bedeutung, wenn es um die fruchtbarkeitsfördernde und zyklusregulierende Funktion des Fenchels geht. Auch Wechseljahrsbeschwerden lassen sich durch die hormonregulierende Wirkung von Kalium positiv beeinflussen. Zudem spielen Hormone bei Melancholie und depressiven Verstimmungen eine Rolle. Inhaltsstoffe, welche die Ausschüttung von Glückshormonen anregen, sind hier also sehr sinnvoll.
Geht es um die Prävention von Muskel- und Nervenkrämpfen, wie sie nicht nur bei Magen-Darm-Koliken, sondern auch bei schweren Erkrankungen wie Epilepsie vorkommen, so ist das Kalzium im Fenchel ein wichtiger Nährstoff. Das Mineral hat Einfluss auf die Erregungsleitung der Muskulatur und des Nervensystems, was Störsignale entschärfen und der Entstehung von Krämpfen somit vorbeugen kann.
Eine ganz ähnliche Funktion hat im Übrigen auch Magnesium. Der Mineralstoff reguliert allerdings nicht nur die Muskel- und Nervenfunktion, sondern bewahrt zudem auch vor Kopfschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Ferner ist Magnesium für seine entschärfende Wirkung bei Angstzuständen, Depressionen, innerer Unruhe, Migräne und Nervosität bekannt und somit ein echter Stimmungsaufheller.
Vitamine
An Vitaminen mangelt es dem Fenchel nicht. Tatsächlich deckt er nämlich fast das gesamte Spektrum an wichtigen Vitaminen ab, denn er beinhaltet (pro 100g):
- Vitamin C (12 mg)
- Vitamin A (583 µg)
- Vitamin E (6 mg)
- Vitamin K (50 µg)
- Vitamin B1 (0,2 mg)
- Vitamin B2 (0,1 mg)
- Vitamin B3 (0,6 mg)
- Vitamin B5 (0,3 mg)
- Vitamin B6 (0,1 mg)
- Vitamin B7 (2,5 µg)
- Vitamin B9 (100 µg)
Neben Vitamin C ist Vitamin B6 hier besonders hervorzuheben, weil es den Progesteron-Haushalt positiv unterstützt. Das Geschlechtshormon ist für den Erhalt der Schwangerschaft in den ersten Wochen verantwortlich und kann daher die Fruchtbarkeit von Frauen durchaus steigern.
Auch Vitamin B9, besser bekannt als Folsäure ist für den Körper von höchster Wichtigkeit, gilt es doch als Garant für die Gefäß- und Zellgesundheit. Gerade Schwangere, in deren Unterleib sich neues Leben entwickelt, müssen auf einen geregelten Folsäurehaushalt achten, damit bei der stetigen Zellteilung des ungeborenen Kindes keine Komplikationen entstehen. Also auch hier ein Bonus für die Funktion von Fenchel als Mutterkraut. Da das Vitamin in Fenchel mit bis zu 100 µg pro 100 g vorkommt, deckt eine entsprechende Menge den Tagesbedarf an Folsäure zu ganzen 50 Prozent. Schwangere Frauen dürfen allerdings getrost etwas ordentlicher zugreifen.
Fenchel: Herkunft und Folklore
Die Familie der Doldenblütler (Apiaceae), zu der auch der Fenchel gehört, ist für seine geschmacklich aromatischen Vertreter durchaus berühmt. Zahlreiche traditionelle Gewürzkräuter wie Anis, Dill, Koriander, Kümmel, Liebstöckel, Petersilie und Sellerie sind hier zu finden. Und auch einige leckere Arten von Wurzelgemüse, wie zum Beispiel Karotten oder Pastinaken gehören zu den Doldenblütengewächsen.
Beim Fenchel im Speziellen weisen sogar die Samen ein würziges Aroma auf. Sie entstehen aus den gelben Doldenblüten, die sich im Sommer an der bis zu zwei Meter hohen Pflanze entwickeln und deren Wuchsform charakteristisch für Doldenblütengewächse ist. Ähnlich wie die auffällig gerillten Knollenwurzeln des Fenchels werden auch die Samen als Gewürz- und Heilkraut genutzt. Dezente Geschmacksunterschiede bestehen hierbei zwischen den drei Hauptvarianten des Foeniculum vulgare:
- Gemüsefenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum) – schmeckt leicht zwiebel- bis anisartig und ist auch als Knollen- bzw. Zwiebelfenchel bekannt.
- Gewürzfenchel (Foeniculum vulgare var. dulce) – besitzt eine süßliche Note, daher auch der Beiname Süßfenchel.
- Wilder Fenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare) – hat einen leicht bitteren Beigeschmack und wird deshalb auch Bitterfenchel genannt.
Unabhängig vom Geschmack werden alle drei Varianten des Fenchels in der Küche und Naturheilkunde genutzt. Erste medizinische Erwähnungen gehen dabei bis ins alte Ägypten zurück, wo er gegen Blähungen verwendet wurde. Der griechische Arzt Dioskurides sowie sein römischer Zeitgenosse, Plinius empfahlen Foeniculum vulgare um 100 n. Chr. ebenfalls gegen Verdauungsbeschwerden, und hier vor allem gegen Magenprobleme. Plinius bescheinigte dem Fenchel zudem eine besondere Heilkraft gegen männliche Impotenz.
„Mit Wasser getrunken sänfftiget er den Unwillen und die Hitze deß Magens“, betonte einst der griechische Arzt und Pharmakologe Dioskurides. „Begierde zum Essen, stärcket die leiblichen Geister und mehret den natürlichen Samen/ richtet die hangenden Mannsruten wieder auf“, empfahl der römische Gelehrte Plinius. Auch der westgermanische Botaniker und Dichter Walahfrid Strabo wusste nur gutes über den Fenchel zu berichten. In seinem Hortulus schrieb er über die Pflanze: „Auch die Ehre des Fenchels sei hier nicht verschwiegen: er hebt sich kräftig im Spross, und er strecket zur Seite die Arme der Zweige. Ziemlich süß von Geschmack und süßem Geruch desgleichen. Nützen soll er den Augen, wenn Schatten sie trübend befallen. Und sein Same, mit Milch einer Mutterziege getrunken, lockre, so sagt man, die Blähungen des Magens und fördere lösend alsbald den zaudernden Gang der lange verstopften Verdauung. Ferner vertreibt die Wurzel des Fenchels, vermischt mit dem Weine, Trank des Laeneus, und so genossen, den keuchenden Husten.“
Hildegard von Bingen prägte die heutige Nutzung
Besonders angetan hatte es der Fenchel jedoch einer legendären Kräuterkundlerin des Mittelalters. Hildegard von Bingen hielt große Stücke auf den Fenchel und erforschte seine mannigfaltige Heilwirkung wie kaum andere Naturheilkundige der damaligen Zeit. Ihren Bemühungen im Studium der Pflanze sowie der schriftlichen Überlieferung ihres Kräuterwissens ist es zu verdanken, dass wir den Fenchel heute gegen eine ganze Bandbreite an Gesundheitsbeschwerden einsetzen können. Insgesamt handelt es sich hierbei um folgende Anwendungsgebiete:
- Atemwegsbeschwerden wie Asthma, Bronchitis, Erkältung, Halsentzündungen und Husten,
- Augenentzündungen wie Bindehautentzündung oder Lidrandentzündung,
- Frauenleiden wie Regelschmerzen, Milchverhalt in der Stillzeit und Wechseljahrsbeschwerden,
- Herz- und Gefäßbeschwerden wie Angina pectoris, Bluthochdruck und Herzschwäche,
- Kopf- und Geistesbeschwerden wie Angstzustände, Epilepsie, Depressionen, Melancholie, Migräne und Schlafstörungen,
- Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall, Koliken, Magenschmerzen, Sodbrennen und Verstopfung,
- sonstige Beschwerden wie Gicht, Insektenstiche und Mundgeruch.
Warum Fenchel als Mutterkraut bezeichnet wird
Vor allem die gute Wirkung von Fenchel als Frauenkraut sorgte im Altertum für die Entstehung des Brauches, einer Mutter nach der Entbindung Fenchel zu schenken. Das Kraut ist nicht umsonst als Mutterkraut bekannt, denn es regt zum einen die Milchproduktion stillender Frauen an und hilft als sanftes Heilkraut auch bei der sogenannten Dreimonats-Kolik, die viele Säuglinge ereilt, wenn ihr Verdauungstrakt sich erst noch an die Nahrungsaufnahme gewöhnen muss. Auch die gefürchtete Wochenbettdepression, an der so manche Frau nach der Entbindung leidet, lässt sich dank Fenchel lindern. Darüber hinaus ging der mittelalterliche Aberglaube davon aus, dass Fenchel Fliegen und Stechmücken vom Kindbett fernhält. Die Insekten galten als ein Zeichen des Todes bzw. Teufels, der sich der Kinderseele zu bemächtigen suchte.
Hildegard von Bingen, deutsche Klosterfrau und Kräuterkundige
(ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- NAMS (Hrsg.): "Study Confirms Benefits of Fennel in Reducing Postmenopause Symptoms", in: Menopause, the journal of The North American Menopause Society, 2017, NAMS
- EMEA / HPMC (Hrsg.): "Assesssment Report on Foeniculum Vulgare Miller", 2008, EMEA
- Rahimikian, Fatemeh et al.: "Effect of Foeniculum vulgare Mill. (fennel) on menopausal symptoms in postmenopausal women: a randomized, triple-blind, placebo-controlled trial", in: Menopause. 24(9), September 2017, Ovid
- Kleindienst-John, Ingrid: Hydrolate: Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser, Freya, 2012
- Grünwald, Jörg; Jänicke, Christof: Grüne Apotheke: Mit wissenschaftlich abgesicherten Empfehlungen, Gräfe und Unzer, 2015
- Hänsel, Rudolf et al.: Lehrbuch der pharmazeutischen Biologie: Ein Lehrbuch für Studenten der Pharmazie im zweiten Ausbildungsabschnitt, Springer, 1996
- U.S. Department of Agriculture: Fennel, bulb, raw (Stand: April 2018), fdc.nal.usda.gov
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.