Ältere Väter: Biologische Uhr tickt auch für Männer
16.04.2014
Auch wenn die Meinung, dass Männer noch mit 60 Jahren problemlos Vater werden können, weit verbreitet ist, so ist sie doch falsch. Die biologische Uhr tickt auch für Männer. Die männlichen Keimzellen, die mit zunehmendem Alter nicht besser werden, legen möglicherweise Grundlagen für spätere Krankheiten des Nachwuchses.
Auch für Männer tickt die biologische Uhr
Dass Frauen zu alt sein können, um noch Kinder zu bekommen, ist bekannt. Oder aber, dass das Risiko steigt, ein Kind mit Behinderung, wie etwa dem Down-Syndrom, zur Welt zu bringen, wenn sie erst spät schwanger werden. Doch dass auch für Männer die biologische Uhr tickt, wissen viele nicht. Es ist nämlich keinesfalls so, dass sie mit 60 Jahren noch problemlos Vater werden können. Wie Thomas Haaf, Humangenetiker an der Universität Würzburg, erläutert, werden die männlichen Keimzellen mit zunehmendem Alter nicht besser.
Grundlagen für spätere Krankheiten
Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Männern ab 45 Jahren Veränderungen am Erbgut daran schuld sind. Diese entsprechen zwar noch keiner echten Mutation des Genmaterials, verändern aber die Aktivität einzelner Gene. Wenn sie mit einem Spermium an den Nachwuchs weitergegeben werden, beeinflussen sie möglicherweise die Entwicklung des Embryos und legen Grundlagen für spätere Krankheiten. Zwar passieren Veränderungen am Erbgut im Lauf des Lebens rein zufällig, sie können aber auch durch Umwelteinflüsse entstehen. Es wird vermutet, dass solche Veränderungen am Erbgut durch Tabakrauch und Chemikalien aber auch durch Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes oder starkes Übergewicht (Adipositas) entstehen können.
Höheres Alter kein Grund sich gegen ein Kind zu entscheiden
Haaf untersucht derzeit mit seinem Team über 1.200 Spermaproben von unterschiedlich alten Männern. Die Forscher wollen so eindeutig klären, welche genetischen Veränderungen in Spermien überhaupt vorkommen und ob diese auf die nächste Generation übertragen werden können. Allerdings gebe es bei einer Schwangerschaft nie eine Garantie für ein gesundes Kind, selbst nicht bei jungen Eltern. Ein höheres Alter von Vater oder Mutter sei also kein Grund, sich gegen ein Kind zu entscheiden. Eltern sollten jedoch über mögliche medizinische Probleme Bescheid wissen. Wie vorangegangene Studien bereits zeigten, haben Kinder von älteren Vätern zumindest statistisch ein häufigeres Risiko für Autismus und psychische Krankheiten, wie etwa Schizophrenie.
Risiko für ADHS steigt mit erhöhtem Vateralter
Zu diesen Erkrankungen gehört unter anderem auch die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). So hat eine Studie des schwedischen Karolinska-Instituts in Kooperation mit der Universität Indiana in den USA ergeben, dass das Risiko für ADHS beim Nachwuchs deutlich steigt, wenn die Väter bei dessen Geburt 45 Jahre oder älter waren. Für ihre Untersuchung hatten die Forscher die Daten von 2,6 Millionen Schweden aus den Geburtsjahrgängen zwischen 1973 und 2001 ausgewertet. Professor Haaf fände es wünschenswert, wenn Männer ab 45, die Vater werden wollen, sich darüber informieren würden, welche Krankheitsrisiken für das Kind mit einem erhöhten Vateralter verbunden sind und welche Vorsorgemaßnahmen es gibt. (sb)
Bild: Sabrina Gonstalla / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.