Das Coronavirus „Mers“ bedroht die Welt
04.12.2013
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte bereits im Frühjahr dieses Jahres die Öffentlichkeit vor der Gefährlichkeit des Coronavirus. Der aus der Virusfamilie „Coronaviridae“ stammende Erreger ist bekannt dafür Infektionserkrankungen der Atemwege hervorzurufen. Die Symptome ähneln denen einer schweren Lungenentzündung. Vor allem die Verbreitung im mittleren Osten bereitet den Experten große Sorge, kam es doch schon in 2003 zu einer durch den Sars-Erreger hervorgerufenen Pandemie, in deren Folge über 800 Menschen weltweit gestorben sind. Als erste Pandemie des neune Jahrtausends wurde sie seinerzeit verstärkt medial begleitet. Die Ursachen in der damaligen raschen Verbreitung sieht die WHO in einer zu dichten Besiedlung. Die Schlachtplätze der Tiere waren seinerzeit zu nah an den Essenlätzen der asiatischen Bevölkerung gelegen. Mangelnde Hygiene bereitete dann den Ausbruch des Erregers vor.
"Keine neue Krankheit ist unter Kontrolle, die sich rascher entwickelt als unser Verständnis davon", warnte die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan in Genf. Offiziell handelt es sich um das sogenannte Mers-Virus, das auch als „ Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (Mers – Cov) bekannt ist. Es ähnelt in seiner Struktur dem Sars-Erreger. Seine Fähigkeit zur Mutation bereitet Forschern und Gesundheitsbehörden gleichermaßen Sorgen, denn das erschwert die Arbeit der bei der Herstellung eines möglichen Impfstoffs. Coronavieren haben die Fähigkeit schnell zu mutieren, um so die Übertragungsfähigkeit zu verbessern und so eine rapide Verbreitung vorantreiben. Die Folgen einer Mutation bergen unvorhersehbare Gefahren. "Wir wissen nicht, ob das Virus so bleibt wie es ist. Das ist das große Problem", sagt etwa Christian Drosten vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn. Er war es, der zusammen mit seinen Kollegen vor zehn Jahren das damals grassierende Sars-Virus identifizierte. Momentan forschen er und seine Mitarbeiter seit längerer Zeit schon an Mers.
In 2012 wurden bereits erste Erkrankungen registriert
"Das Virus tut es, wenn man ihm Gelegenheit dazu gibt", sagt Drosten. "Je länger es unkontrolliert, unbewacht und frei in der Menschheit zirkuliert, hat es Zeit zu experimentieren." Die ersten Anzeichen von Infektionen wurden schon 2012 von der WHO beobachtet. Zu Erkrankungs –und Todesfällen ist es teilweise in nur wenigen Tagen gekommen. Die Patienten haben mit grippeähnlichen Symptomen wie Husten, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen zu kämpfen, in deren Folge es zu einer schweren Lungenentzündung kommen kann. Bei ungefähr einem Drittel der Patienten treten dazu Magen-Darm-Beschwerden auf. Dass der Erreger sich schnell Verbreitet, sieht man an den gemeldeten Fällen. Waren die meisten Fälle zuerst auf der arabischen Halbinsel registriert worden, zeigten sich kurz darauf auch Infektionen in Frankreich, Großbritannien oder Italien, die mit denen im Mittleren Osten in Zusammenhang stehen. Gerade Reisende hatten für die Verbreitung gesorgt. Insgesamt wurden bereits weit über 150 Mers-Infektionen registriert, an denen etwa jede zweite Person gestorben ist. Für den Virologen Drosten aber auch für andere Experten sind die aktuellen Zahlen nur die Spitze des Eisberges sind. Mit Hilfe von Hochrechnungen kommen die Forscher auf mindestens 62 Prozent Erkrankungen, die noch nicht entdeckt worden sind.
Ursprung liegt offenbar in Fledermäusen
Mittlerweile ist bekannt, dass der Mers-Erreger auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Die Coronaviren können sowohl in Vögeln als auch in Säugetieren vorkommen. Neuere Studien weisen darauf hin, dass das Virus seinen Ursprung anscheinend bei Fledermäusen hat. Forschern der Ludwig-Maximilians-Universität München ist es bereits gelungen einen möglichen Lebendimpfstoff gegen Mers zu entwickeln, der derzeit noch an Mäusen getestet wird "So ein Impfstoff muss erst klinisch erprobt und dann offiziell zugelassen werden", sagt Drosten. "Wenn das Vorgehen irgendwo beschleunigt werden muss, dann an dieser Stelle." Auch wenn es sich bei den Hochrechnungen der Wissenschaftler nur um statistische Werte handelt, ist eine genaue Beobachtung der Ausbreitungswege und der Mutationsfreudigkeit des Mers-Erregers sicherlich angebracht. (fr)
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