Lymphödem: Diese Verfahren könnten Betroffenen helfen
Ein Lymphödem ist eine Schwellung, die entsteht, wenn sich Lymphflüssigkeit im Gewebe staut. Diese oft schmerzhaften Flüssigkeitsansammlungen entstehen häufig an Armen und Beinen (umgangssprachlich: „Wasser in den Beinen“). Fachleute berichten nun, welche nicht medikamentösen Verfahren Betroffenen Linderung verschaffen könnten.
Wie auf dem Portal „gesund.bund.de“ des Bundesministeriums für Gesundheit erklärt wird, entsteht ein Lymphödem, wenn die Lymphe nicht richtig abfließen kann und sich staut. Dies passiert häufig bei Krebserkrankungen und Krebstherapien. Es gibt jedoch auch andere Ursachen für diese oft schmerzhaften Flüssigkeitsansammlungen, die häufig in den Beinen auftreten (Flüssigkeit im Bein). Fachleute berichten nun, dass die Symptome auch ohne Medikamente gelindert werden könnten.
Vier Maßnahmen könnten helfen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg haben im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Frage untersucht, ob sich durch nicht medikamentöse Verfahren die Symptome eines fortgeschrittenen Lymphödems lindern lassen.
Laut einer aktuellen Mitteilung kommen die Fachleute zu dem Ergebnis, dass es für vier Maßnahmen Anhaltspunkte für einen Nutzen im Hinblick auf einzelne patientinnen- und patientenrelevante Endpunkte gibt, und zwar für:
- Die Kompressionstherapie (Kompressionsbandagen oder -armstrümpfe üben einen leichten Druck auf den Arm aus und erleichtern so den Abtransport der Lymphflüssigkeit aus den Lymphgefäßen)
- Heimprogramme (Patientinnen und Patienten führen nach professioneller Unterweisung zu Hause eigenständig bestimmte Bewegungs- und Atemübungen durch oder wenden Selbstmassagetechniken an)
- Operationen zum Lymphknotentransfer (mehrere Lymphknoten mit eigenem Blutgefäßsystem werden aus einer gesunden Körperregion entnommen und dann mit den Blutgefäßen in der erkrankten Lymphödem-Region verbunden)
- Intermittierende pneumatische Kompression (mit einer an eine Pumpe angeschlossenen Manschette wird wechselnder Druck beispielsweise auf einen Arm aufgebaut, um angestaute Flüssigkeit aus dem Arm zu drücken)
Oft lebenslange Behandlung nötig
Lymphödeme können entstehen, wenn Lymphgefäße oder Lymphknoten geschädigt sind und sich dadurch Lymphflüssigkeit im Gewebe ansammelt. Häufige Ursache ist beispielsweise die Entfernung von Lymphknoten im Rahmen einer Krebsbehandlung, etwa bei Brustkrebs.
Bei einem Lymphödem schwillt zuerst das betroffene Körperteil an und es kann zu Schmerzen sowie zu einer Einschränkung der Beweglichkeit kommen. Wenn die Schwellung über längere Zeit bestehen bleibt, kann dies dazu führen, dass die Flüssigkeit sehr tief in das Bindegewebe eindringt.
Daraus kann dann eine Fibrose entstehen: eine Verdichtung und Verhärtung des Gewebes, die sehr schwer zu behandeln ist.
Ein fortgeschrittenes Lymphödem geht für die Betroffenen häufig mit einer erheblich eingeschränkten Lebensqualität einher, zumal oft eine jahrelange oder sogar lebenslange Behandlung des Lymphödems nötig ist, um die Beschwerden zu lindern und Komplikationen vorzubeugen.
Keine vollständige Nutzen-Schaden-Abwägung
Die komplexe physikalische Entstauungstherapie gilt aktuell als die Standardtherapie zur Behandlung von Lymphödemen. Sie besteht aus fünf verschiedenen Komponenten: der manuellen Lymphdrainage, der Kompressionstherapie, entstauungsförderndem Sport oder Bewegungstherapie, Hautpflege sowie Aufklärung beziehungsweise Schulungen zur Selbsttherapie.
Beispiele für weitere nicht medikamentöse Verfahren zur Behandlung von Lymphödemen sind die Kompressionsbehandlung, Heimprogramme, der vaskularisierte Lymphknotentransfer und auch andere Operationen.
Die Freiburger Expertinnen und Experten konnten 23 Studien identifizieren, in denen ein breites Spektrum an nicht medikamentösen Verfahren bei fortgeschrittenem Lymphödem untersucht wurde. Die meisten Studien (20 von 23) untersuchten Frauen mit Brustkrebs. Die Auswertung der Studien zeigte keine klare Überlegenheit für eine oder mehrere bestimmte Therapien.
Anhaltspunkte für einen Nutzen im Hinblick auf einzelne patientinnen und -patientenrelevante Endpunkte konnte die Freiburger Forschungsgruppe aber für die Kompressionsbehandlung, Heimprogramme, den vaskularisierten Lymphknotentransfer sowie die intermittierende pneumatische Kompression ableiten.
Allerdings war dabei eine vollständige Nutzen-Schaden-Abwägung in der Regel nicht möglich, weil die wenigsten Studien unerwünschte Ereignisse erhoben. Auch ist die Übertragbarkeit der Ergebnisse limitiert, da die für den Bericht als relevant identifizierten Studien nahezu ausschließlich Betroffene mit Arm-Lymphödem nach Brustkrebstherapie untersuchten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Lymphödem: Vier nicht medikamentöse Verfahren könnten zur Linderung beitragen, (Abruf: 15.05.2022), Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
- Bundesministerium für Gesundheit: Lymphödem, (Abruf: 15.05.2022), gesund.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.