Zwei AOK Krankenkassen schließen sich zusammen: Aus der AOK Berlin-Brandenburg und der AOK Mecklenburg-Vorpommern wird eine Gesamt-Krankenkasse AOK Nordost.
(26.08.2010) Zwei AOK Krankenkassen fusionieren: Aus der AOK Berlin-Brandenburg und der AOK Mecklenburg-Vorpommern wird eine Gesamt-Krankenkasse namens „AOK Nordost“. Der Zusammenschluss ist nach Angaben der Kassen zum ersten Januar 2011 geplant, das haben die Verwaltungsräte beider Krankenkassen am Mittwoch in getrennten Sitzungen beschlossen. Durch den Zusammenschluss wird für die Versicherten u.a. die Erhebung eines Zusatzbeitrages für das kommende Jahr vermieden, wie es hieß. So sagte der Vorsitzende der AOK Mecklenburg-Vorpommern, Friedrich Wilhelm Bluschke, "Auf die Versicherten kommt nach der Fusion kein Zusatzbeitrag zu."
Schließen sich beide Krankenkassen zusammen, so gehören der "AOK Nordost" rund 1,8 Millionen Versicherte an. Erst zu Beginn des Jahres schlossen sich die "AOK Berlin" und die "AOK Brandenburg" zur "AOK Berlin-Brandenburg" zusammen. Durch diesen Zusammenschluss waren bereits in der fusionierten Kasse rund 1,3 Millionen Menschen krankenversichert. Die AOK Mecklenburg-Vorpommern verfügt über etwa eine halbe Million (480.000) Mitglieder. Schließen sich beide zusammen, so einsteht mit den 1,8 Millionen Versicherten die elf größte gesetzliche Krankenkasse in Deutschland.
Auch weitere Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK) planen Zusammenschlüsse. So wollen die AOK Thüringen/Sachsen mit Hessen und die die AOK Schleswig-Holstein mit Westfalen fusionieren. So wird es perspektivisch nur noch einige wenige, dafür aber große AOK Krankenkassen geben.
Insgesamt gibt es in Deutschland noch 160 Krankenkassen. Die Zahl wird sich bis zum Jahresende weiterhin minimieren. Immer mehr Krankenkassen planen Fusionen. Der Grund: Nur bei einer bestimmten Größe können bestimmte Positionen gegenüber Pharmaunternehmen und Mediziner Verbänden besser vertreten werden. Auf finanzielle Engpässe können große Krankenkassen in der Regel besser reagieren als Kleine. Auch Zusatzbeiträge können bei einer bestimmten Größe vermieden werden. Experten rechnen damit, dass es in ein bis zwei Jahren nur noch 50 bis 80 Krankenkassen in Deutschland geben wird.
Die derzeitige Fusionswelle der Krankenkassen wird von Experten mit wachsender Sorge betrachtet und warnen bereits vor einem möglichen Kollaps der Gesundheitssystems. Bisher bestand stets die Möglichkeit, Krankenkassen bei mangelnder Finanzierung eine mögliche Insolvenz beim Bundesversicherungsamt anmelden, d.h. das Rest-Risiko lag bei den Versicherungen selbst. Mit der jetzigen Fusionswelle haben jedoch einige Kassen, wie z. B. die Bamer GEK eine Größe erreicht, die es unmöglich macht eine solche Krankenkasse über ein ordentliches Insolvenzverfahren abzuwickeln, da ihre Mitglieder nicht ohne weiteres bei anderen Kassen untergebracht werden könnten. Experten wie Rolf Stuppardt vom Bundesverband der Innungskassen gehen sogar davon aus, dass die jetzigen Fusionen generell „wenig mit Gesundheits-ökonomischen Zielen zu tun“ haben, sondern überwiegend dazu dienen eine System relevante Größe zu erreichen, damit der Staat im Falle einer Insolvenz einschreiten muss. Plant also die AOK demnächst eine große Gesamt AOK? (sb)
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