Sportmedizinische Untersuchung hilft Gesundheitsrisiken beim Sport zu vermeiden
20.11.2014
Sportliche Betätigung ist in der Regel von Vorteil für die Gesundheit, doch kann bei bestimmten Vorerkrankungen, wie beispielsweise Herz-Kreislauf- oder Gelenkbeschwerden, mit der körperlichen Belastung ein Gesundheitsrisiko einhergehen. Daher sollte vor Trainingsbeginn im Zweifelsfall ein sportmedizinischer Gesundheitscheck durchgeführt werden.
Wie dieser Sport-Check aussieht, wer ihn durchführen sollte und wie die Kostenübernahme geregelt ist, erläutern Experten der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP), des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen und der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dabei wird deutlich, das "insbesondere untrainierten Menschen und Personen, die nach langer Sportabstinenz den Wiedereinstieg wagen, vorsichtig sein sollten". Denn es drohen "ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen bis hin zum plötzlichen Herztod."
Gesundheitsrisiken beim Sport vermeiden
Mit dem Sport-Check, wie er zum Beispiel als Vorsorgeuntersuchung von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) empfohlen wird, sollen individuelle gesundheitliche Risiken der sportlichen Betätigung ermittelt werden. Dies können bei jungen Menschen zum Beispiel angeborene Gesundheitsprobleme wie ein verdickter Herzmuskel oder auch bislang unentdeckte Herzrhythmusstörungen sein, berichtet „Spiegel Online“ unter Berufung auf den DGSP-Ehrenpräsidenten Herbert Löllgen. Älter Menschen seien infolge des Rauchens und/oder des Bewegungsmangels oft durch krankhafte Veränderungen am Herz-Kreislauf-System gefährdet. Daher empfehlen die Experten der DGSP den Sport-Check jedem, „der mit etwas intensiverem Sport beginnt, vor allem jungen Menschen zwischen zwölf und 25 Jahren und Älteren, die ab 40 oder 50 wieder einsteigen wollen“, zitiert „Spiegel Online“ den DGSP-Ehrenpräsident.
Eingehende körperliche Untersuchung
Im Rahmen des Sport-Checks füllen die Patienten laut Angaben des Nachrichtenportals zunächst einen Fragebogen mit generellen Fragen zum Gesundheitszustand aus. Anschließend folgt ein Gespräch mit dem Arzt, in dem Vorerkrankungen sowie die bisherige Patientengeschichte besprochen werden. Auch plötzliche Todesfälle im Familienumfeld und deren Ursachen spielen hier eine Rolle. Mittels der körperliche Untersuchung soll im Anschluss der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten möglichst objektiv erfasst werden. Messungen des Blutdrucks, ein Elektrokardiogramm im Ruhezustand sowie weitere kardiologische und orthopädische Untersuchungen sind hier vorgesehen. Weiterführende Untersuchungen, wie beispielsweise ein sogenanntes Belastungselektrokardiogramm, können bei Bedarf hinzukommen. Ein Belastungs-EKG wird von der DGSP zum Beispiel bei Symptomen einer Herzkrankheit oder ab einem Alter von 65 Jahren angeraten. Bei speziellen Sportarten sind zusätzliche kostenpflichtige Untersuchungen erforderlich, wie zum Beispiel eine Lungenfunktionsprüfung beim Tauchen.
Kostenübernahme nicht gesichert
Auch wenn die Mediziner einen Sport-Check empfehlen, sollten Hobbysportler sich kurz Zeit nehmen zum überlegen, denn eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist oft nur teilweise oder überhaupt nicht gesichert. In der Regel handelt es sich um sogenannte Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), welche nicht Teil des festgeschriebenen Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen und somit von den Patienten selbst zu finanzieren sind, berichtet „Spiegel Online“. Wie sinnvoll der Gesundheitscheck ist, bleibe laut dem Portal IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen zudem unklar, so das Nachrichtenmagazin weiter. Die Empfehlung der DGSP könne sich kaum auf belastbare Studien stützen. Darüber hinaus seien die größten Gesundheitsrisiken beim Sport, wie beispielsweise Verletzungen durch Stürze mit den Untersuchungen, ohnehin nicht vermeidbar.
Keine grundsätzliche Empfehlung zum Sport-Check
Das Portal IGeL-Monitor sieht für die Sport-Checks zwar keine grundsätzliche Erfordernis, doch ist diese Position laut Angaben des Portal-Sprechers Christian Weymayr nicht als generelle Ablehnung zu verstehen. Aus gutem Grund sei in vielen Sportvereinen solch ein Sport-Check Voraussetzung für die Aufnahme, berichtet der Fachmann gegenüber „Spiegel Online“. Ein generelle Empfehlung für die Sport-Checks werde jedoch nicht ausgesprochen, „weil das Leistungen sind, bei denen es nicht so um den Nutzen oder Schaden des Patienten geht“, so Weymayr. Zudem sei es möglich, dass jemand aufgrund eines auffälligen Befundes beim Sport-Check auf Sport verzichte, obwohl dieser ihm Spaß gemacht und unter dem Strich gesundheitlich genützt hätte. Dem potenziellen Hobbysportler rät der Fachmann, sich vor dem Sport zu fragen, wie er sich fühlt und wie stark er ich belasten will.
Über Kostenübernahme informieren
Trotz der eventuell hiermit verbundenen Kosten empfiehlt der DGSP-Ehrenpräsident Hobbysportlern den Gesundheitscheck vor Aufnahme sportlicher Aktivitäten. „Der Preis ist deutlich geringer als eine Inspektion beim Auto, das sollte einem die Gesundheit wert sein“, wird Löllgen von „Spiegel Online“ zitiert. So koste beispielsweise ein EKG bundesweit durchschnittlich rund 70 Euro. Leiden die Betroffenen an auffälligen Beschwerden oder ergibt der Test auffällige Befunde, werden die Kosten zudem von der Krankenkasse übernommen. Generell sei es ratsam, sich vor dem Sport-Check bei der eigenen Krankenkasse über die Möglichkeiten der Kostenübernahme zu informieren, erläutert Christiane Lange von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber „Spiegel Online“.
Überschneidungen mit dem Leistungsanspruch vermeiden
Viele Kassen seien bei einzelnen Vorsorgeuntersuchungen freiwillig zur Kostenübernahme bereit, so der Verbraucherschützerin weiter. Zudem würden manche Ärzte Leistungen als IGeL anbieten, die auch von den Krankenkassen angeboten werden. Als Beispiel nennt „Spiegel Online“ Überschneidungen zwischen dem Sport-Check und dem Gesundheitscheck, auf den alle Versicherten ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre einen Anspruch haben. Wer bereits einen Sport-Check selbst gezahlt hat, könne hier im Zweifelsfall auf den Kosten sitzen bleiben, obwohl eigentlich Anspruch auf einen Check-Up 35 bestehe. (fp)
Bild: Gregor Fuhr-Boßdorf / pixelio.de
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