Was bei Zecken und Zeckenbissen beachtet werden sollte
13.06.2012
Zeckenbisse ansich sind zwar ungefährlich, jedoch können die kleinen Blutsauger Borreliose und FSME übertragen. Mit den steigenden Temperaturen erhöht sich das Risiko, von einer Zecke gebissen zu werden. Auf der Jahrestagung der Deutschen Borreliose-Gesellschaft (DBG) diskutieren Experten unter anderem über Therapiemöglichkeiten der Lyme-Borreliose.
Zecken können Borreliose und FSME übertragen
Die warmen Temperaturen locken Naturfreunde ins Freie. Beim Waldspaziergang lauert jedoch eine vielfach unterschätze Gefahr. Zecken sind zwar zunächst nicht gefährlich, können aber Erreger übertragen, die folgenschwere Erkrankungen auslösen. Dazu gehören die sogenannte Borreliose und eine Form der Hirnhautentzündung, FSME. Die Thüringer Landesforstanstalt warnte deshalb ausdrücklich vor Zecken, die ab etwa sieben Grad aktiv werden und sich im Frühjahr und Sommer bevorzugt auf Waldwiesen, vergrasten Altholzbeständen und Wegrändern aufhalten. Deshalb solle nach jedem Waldspaziergang Haut und Kleidung nach den kleinen Blutsaugern abgesucht werden.
Obwohl Borreliose bereits seit Langem bekannt ist und erforscht wird, gibt die Erkrankungen auch weiterhin Rätsel auf. „Es sind in den vergangenen Jahren wesentliche Fortschritte gemacht worden. Die zuverlässige Therapie ist allerdings weiterhin ein großes Problem. Da sind wir noch nicht am Ziel“, berichtete Kurt E. Müller, Vorsitzender der Deutschen Borreliose-Gesellschaft (DBG), vor der Jahrestagung des Verbands in Schweinfurt. „Die Diagnose erfolgt nicht mit ausreichender Sicherheit. Befunde werden oft unterschiedlich interpretiert und es wird nicht selten unterschiedlich eingeschätzt, wann eine behandlungsbedürftige Borreliose vorliegt“, sagte Müller. Im Rahmen des Kongresses diskutieren rund 140 Mediziner aus Europa und Amerika unter anderem über bessere Therapiemöglichkeiten.
Borreliose zeigt sich sehr unterschiedlich
Das bekannteste Symptom der Borreliose ist die sogenannte Wanderröte. Der rote Ring auf der Haut tritt jedoch nur bei rund einem Drittel der Betroffenen auf, berichtet die DBG. Zudem können Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten auftreten. Die Symptome zeigen sich in der Regel innerhalb von vier Wochen nach dem Zeckenbiss. Wird die Borreliose diagnostiziert, erfolgt die Behandlung meistens mit Antibiotika. Oftmals wird die Erkrankung jedoch nicht erkannt. Dann kann es im späteren Verlauf zu folgenschweren Gelenkentzündungen, der sogenannten Arthritis, sowie Herzmuskel- oder Nervenentzündungen kommen.
Genaue Zahlen der Infektions- und Krankheitsfälle gibt es in Deutschland bisher nicht. „Da gibt es extrem widersprüchliche Zahlen, weil keine einheitliche Erfassung vorliegt“, erläutert Müller. „Es gibt Zahlen, die deuten darauf hin, dass im Jahr rund 0,5 Prozent der Bevölkerung neu an Borreliose erkrankt.“ Laut dem Nationalen Referenzzentrum für Borrelien in Erlangen kommt es jährlich zu etwa 60.000 bis 100.000 Neuerkrankungen in der Bundesrepublik.
Besonders gefährdet sind Baden-Württemberg und Bayern, wo die meisten Erkrankungen auftreten. Insgesamt ist die Verbreitung der Zecken, die Borreliose übertragen, jedoch uneinheitlich. Sie nehme aber überall zu, berichtete Müller. Laut Experten gehört Borreliose noch immer zu den unterschätzen Infektionskrankheiten. Immerhin gibt es in Ostdeutschland und in Rheinland-Pfalz eine Meldepflicht für Lyme-Borreliose. Bayern will nachziehen. Gesundheitsminister Marcel Huber von der CSU erklärt: „Der Klimawandel könnte dazu führen, dass sich die Lebensbedingungen für die Zecken verbessern und die Borreliose in Bayern zunimmt.“ Im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die auch von Zecken übertragen wird, gibt es für Borreliose bislang keinen Impfstoff.
Zum Schutz vor Zeckenbissen lange Hosen tragen
Zum Schutz vor Zeckenbissen empfehlen Experten körperbedeckende Kleidung mit engen Bündchen an Socken, Hosenbeinen und Ärmeln. Spaziergänger können sich zudem die Socken über die Hose ziehen, um den winzigen Blutsaugern den Zugang zur freien Haut zu verwehren. Helle Kleidung ist zudem besser als dunkele, da die Zecken so leichter auffallen und entfernt werden können bevor es zum Zeckenbiss kommt. Nach jedem Aufenthalt im Freien beziehungsweise im Wald sollte die Haut gründlich nach Zecken abgesucht werden. Experten raten Spaziergänger zudem, stets auf den Wegen zu bleiben und Gebüsch oder Unterholz dementsprechend zu meiden.
Zwar garantieren insektenabweisende Mittel keinen 100-prozentigen Schutz vor Zecken, können aber ergänzend zu anderen Schutzmaßnahmen eingesetzt werden. Grundsätzlich ziehen Zecken dünne und warme Hautstellen vor, so dass Kniekehlen, Schritt, Arme, Hals und Kopf besonders gefährdet sind. Bei Kindern beißen sich die Zecken meistens am Kopf fest, während Erwachsene in der Regel an den Beinen betroffen sind.
Was tun bei Zeckenbissen?
Hat sich eine Zecke am Körper festgebissen, sollte diese möglichst schnell entfernt werden, um das Risiko einer Borreliose oder FSME zu verringern. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Zeckenbiss werden normalerweise nur wenige Erreger übertragen. Zum Entfernen der kleinen Blutsauger sollte eine Pinzette oder eine sogenannte Zeckenzange verwendet werden. Das Tier wird am Kopf gepackt und langsam herausgezogen. Es ist ratsam, zur Sicherheit einen Arzt nach dem Zeckenbiss aufzusuchen, sofern dieser in einem Gebiet erfolgt ist, das für Borreliose oder FSME bekannt ist. Die Bissstelle sollte in den darauffolgenden Tagen gut beobachtet werden. Treten Symptome wie Wanderröte auf, sollten Betroffene ebenfalls umgehend zum Arzt gehen.
Mit den vielfach gelobten Hausmitteln gegen Zecken wie Klebstoff oder Öl zum Ersticken des Tieres, wird in der Regel leider nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Derartige Maßnahmen erhöhen sogar das Infektionsrisiko, da die Zecken dabei ihren Mageninhalt in die Bisswunde entleeren und so vermehrt Viren und Bakterien in den menschlichen Körper gelangen. (ag)
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Autoren- und Quelleninformationen
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