Die Zeit vor dem Fernseher zu reduzieren und sich dafür mehr zu bewegen und zu schlafen, kann das Wohlbefinden verbessern und das Risiko für Depressionen deutlich senken.
Ein Forschungsteam der Universität Groningen in den Niederlanden hat den Zusammenhang zwischen der Zeit, die mit verschiedenen bewegungsbezogenen Aktivitäten verbracht wird, und dem Auftreten einer schweren Depression untersucht, wobei der Fokus auf dem Ersetzenn von Fernsehzeit durch andere Aktivitäten lag. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „European Psychiatry“ nachzulesen.
Wie stark wird das Depressionsrisiko beeinflusst?
Die Forschenden werteten Daten einer niederländische Kohortenstudie mit 65.454 erwachsenen Teilnehmenden aus, die keine diagnostizierten Depressionen aufwiesen. Über einen Zeitraum von vier Monaten gaben die Teilnehmenden an, wie viel Zeit sie täglich mit Fernsehen, Sport, Schlaf, Haushaltsarbeiten, Arbeitswegen und körperlicher Aktivität im Beruf verbrachten.
Durch standardisierte Befragungen der Teilnehmenden wurde das Auftreten von Depressionen erfasst und mit den Lebensgewohnheiten in Beziehung gesetzt, berichtet das Team.
Deutlich reduziertes Risiko durch Fernsehverzicht
Bereits eine Stunde weniger Fernsehen, ersetzt durch andere Aktivitäten, senkte das Risiko für eine Depression um etwa elf Prozent. Täglich 90 Minuten umzuschichten, reduzierte das Risiko sogar um knapp 26 Prozent, berichten die Forschenden in einer aktuellen Pressemitteilung.
Besonders stark profitierten dabei Teilnehmende im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. In dieser Altersgruppe führte eine Reduktion von zwei Stunden Fernsehen zu einem um 43 Prozent geringeren Erkrankungsrisiko, so die Fachleute weiter.
Gerade das mittlere Alter sei offenbar ein sensibles Zeitfenster, in dem die Alltagsgestaltung einen enormen Einfluss auf die psychische Gesundheit hat. Dabei waren Sport und Bewegung laut den Fachleuten die wirkungsvollsten Alternativen und senkten das Depressionsrisiko deutlich stärker als etwa Haushaltsarbeiten oder zusätzliche Schlafzeit.
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Bei älteren Personen sei ein positiver Effekt fast ausschließlich dann aufgetreten, wenn sie ihre Zeit vor dem Fernseher gezielt durch Sport ersetzten. Bei jungen Erwachsenen habe die Umverteilung der Fernsehzeit auf andere Aktivitäten keine signifikante Wirkung auf das Depressionsrisiko gezeigt.
Diese Gruppe von Teilnehmenden ist allerdings körperlich wesentlich aktiver als ältere Altersgruppen und die Fachleute nehmen an, dass Betroffene die Schwelle körperlicher Aktivität, die vor Depressionen schützt, ohnehin erreicht haben.
Insgesamt verdeutlicht die Studie, wie stark die Wirkung kleiner Veränderungen im Tagesablauf sein kann. Anstatt abends eine weitere Folge einer Serie im Fernsehen zu schauen, könnte ein Spaziergang, eine Fahrradtour oder auch moderates Training nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche stärken und das Depressionsrisiko senken. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rosa Palazuelos-González, Richard C. Oude Voshaar, Aart C. Liefbroer, Nynke Smidt: Effects of substituting TV-watching time with physical activities or sleep on incident major depression. Results from the lifelines cohort study; in: European Psychiatry (veröffentlicht 30.05.2025), European Psychiatry
- Cambridge University Press : Turning off TV is ticket to better mental health in middle age (veröffentlicht 02.09.2025), Cambridge University Press
Wichtiger Hinweis:
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