Bei der Schnitzer-Kost handelt es sich um eine vitalstoffreiche Ernährungsform aus dem Bereich der Naturheilkunde, die in ihrer vegetarischen Normalkostvariante Übergewicht und Zivilisationskrankheiten vorbeugen und letztere als vegane Intensivkost sogar heilen soll. Die verwendeten Nahrungsmittel sollten dabei möglichst naturbelassen und biologisch vollwertig sein. Aus ernährungsphysiologischer Sicht wird heute lediglich die Schnitzer-Normalkost als empfehlenswert eingestuft.
Natürlicher Vitalstoffgehalt als Grundlage gesunder Ernährungsweise
Benannt ist die Vollwerternährung nach ihrem Begründer Dr. Johann Georg Schnitzer. Der Zahnarzt, der 1930 in Freiburg geboren wurde und sich selbst als Forscher bezeichnet, betrachtet Karies, Zahnstein und Zahnfleischerkrankungen als frühe Anzeichen von Vitalstoffmangel, der unbeachtet zu Infektionen, Übergewicht, Verdauungs- und Stoffwechselstörungen (Diabetes, Gicht), Herz-Kreislauferkrankungen, rheumatischen Knochen- und Gelenksleiden führt. Unter dem Begriff der Vitalstoffe, die für gesunde Stoffwechselvorgänge unbedingt notwendigen sind, sammeln sich Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, Aromastoffe, hochungesättigte Fettsäuren sowie Enzyme, die ihre vollständige Wirkung nur im Zusammenspiel miteinander entfalten können. Um diesen Synergieeffekt zu gewährleisten, sollen die Nahrungsmittel der Schnitzer-Kost nicht durch Erhitzen, Einfrieren, Konservieren o.ä. Verarbeitung in ihrer Natur verändert werden.
Praktische Anwendungsregeln der Schnitzer-Normalkost
Kernstück der Schnitzer-Kost ist der tägliche Frischkornbrei aus frisch gemahlenem Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder Hirse, der den Organismus mit den Vitalstoffen des unbehandelten Getreides versorgt. Vollkornbrot, Vollkorngebäck und Vollkorngerichte garantieren u.a. die Zufuhr des Vitamin B-Komplexes. Rohkostsalate und grüne Salate dienen der Versorgung mit wasserlöslichen Vitaminen, außerdem ergänzen sie sich ideal mit den Getreideeiweißen, sodass sie ein Drittel der täglichen Nahrung ausmachen sollen. Für die Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren sind Nüsse, naturbelassene Pflanzenfette und kaltgepresste Pflanzenöle zu verwenden, insbesondere Distel-, Leinsamen- und Sonnenblumenöl enthalten ausreichend fettlösliche Vitamine. Frisches Obst der Saison kann die Mahlzeiten als Genussmittel bereichern, ist nach Schnitzer jedoch nicht für die Vitalstoffversorgung notwendig. Ebenso hält er Milch und Milchprodukte für verzichtbar, lediglich bei guter Verträglichkeit können Rohmilch, Sauermilch und Bio-Joghurt aus roher Vorzugsmilch verzehrt werden. Um Unverträglichkeitserscheinungen zu vermeiden, soll im Rahmen der Schnitzer-Kost vollständig auf Fleisch, Fisch, raffinierte Fette, Industriezucker, Auszugsmehle und daraus hergestellte Produkte wie Backwaren, Eis und Süßigkeiten verzichtet werden. Säfte, auch frischgepresste Obst- und Gemüsesäfte, sind genauso wenig erlaubt wie gekochtes Obst und gekochte Gemüse, die laut Schnitzer Zahnfleischbluten und Zahnstein erzeugen können. Eine Ausnahme bilden hier gekochte oder gegarte Kartoffeln, die nicht als Erzeuger von Unverträglichkeiten beschrieben werden.
Kritik an der Intensivkost nach Schnitzer
Die Schnitzer- Intensivkost zur therapeutischen Anwendung dagegen beinhaltet ausschließlich die Versorgung mit rein pflanzlicher, unverarbeiteter „frugivorer Urnahrung“ (Samen, Wurzelknollen, zarte Blattschösslinge), weder Milchprodukte noch Vollkornprodukte und Kartoffeln sind erlaubt. Die tägliche Ernährung umfasst den Frischkornbrei am Morgen, mittags und abends werden Salatrohkost mit Keimen oder Nüssen gegessen. Insgesamt beträgt der Energiegehalt der Nahrungsmittel dabei ungefähr 6300 kJ/d bzw. 1500 kcal/d (dagegen 9200kJ/d bzw. 2200 kcal/d bei der Normalkost). Im Gegensatz zu Schnitzer sehen Kritiker der Intensivkost aufgrund des geringen täglichen Energiegehalts und dem 100%igem Anteil schwer verdaulicher Vollkorn- und Rohkost die Gefahr von Untergewicht und Mangelernährung, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät generell von einer rein veganen Ernährungsweise ab. Als alternative Ernährungsweise im Rahmen naturheilkundlicher Behandlungen findet die Schnitzer-Intensivkost jedoch nach wie vor Anwendung. (jvs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Johann Georg Schnitzer, Mechthilde Schnitzer: Schnitzer-Intensivkost. Schnitzer-Normalkost. 14-Tage-Fahrplan für beide Kostformen mit Kalorienangabe, Schnitzer, 6. Auflage, 1979
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.