Neue Anti-Aging-Therapie entdeckt?
Das Enzym Telomerase sorgt für eine ewige Jugend? Forscher konnten erstmals in einem Versuchsaufbau eine Art Verjüngungskur einleiten. Kritiker zweifeln allerdings, dass die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind.
30.11.2010
Kann ein Enzym dafür sorgen, dass der Altersprozess beim Menschen verlangsamt wird? Wissenschaftler der US-Amerikanischen Harvard Universität haben nach eigenen Angaben die Wirkung des Enzym namens „Telomerase“ untersucht. Das Enzym entfaltete im Verlauf einer Studie eine verjüngende Wirkung und könne beispielsweise eine verloren gegangene Leistungsfähigkeit des Gehirns reaktivieren.
In einem Tierexperiment schalteten die Forscher bei Nagern das Enzym Telomerase aus. Daraufhin alterten die Tiere frühzeitig. Als die Wissenschaftler allerdings eine Reaktivierung des benannten Enzyms einleiteten, ereignete sich eine quasi wundersame Verjüngung der Versuchstiere. Doch Kritiker sehen in den Ergebnisse zahlreiche Risiken. So könne ein hohes Krebsrisiko bei dieser sogenannten „Anti-Aging-Therapie“ nicht ausgeschlossen werden.
Das Enzyms ist seit 1985 bekannt
Das Enzym wurde bereits im Jahre 1985 von den Wissenschaftlerinnen Elizabeth Blackburn und Carol Greider in Wimper-Tierchen entdeckt. Kurz danach entwickelte sich diese Entdeckung schnell zum „Star“ der regenerativen Medizin. Vor allem Pharmahersteller frohlockten schon bald ein Mittel zu konzipieren, dass den Altersprozess beim Menschen aufhält. So begann ein regelrechter Wettlauf um die besten Ergebnisse. Denn wenn tatsächlich ein solcher Wirkstoff gefunden würde, der den Prozess des Alterns aufhält, wären Milliarden-Einnahmen so gut wie sicher.
Ohne Zweifel konnte in der neu veröffentlichten Studie festgestellt werden, dass das Enzym u.a. verhindert, dass die „Kappen“ der Chromosomen sich nach jeder Zellteilung verkürzen und die Zellen sterben. Werden die Menschen älter, so nimmt auch die Fähigkeit der Zellen ab, "Telomerase" zu bilden. Ungeklärt ist aber nach wie vor, ob die Abnahme dieser Fähigkeit tatsächlich mit dem Voranschreiten des Altersprozesses in Verbindung steht.
Verlust von Telomerase kann auch Krebszellen stoppen
Forscher sind allerdings der Ansicht, dass das nachlassen der Enzym-Bildung einen sinnvollen Effekt erzeugt. Denn auch Krebszellen bedienen sich des Telomerase Enzyms. Die Vermutung ist, dass dieser Effekt eine Bildung von Krebszellen mindert. Daher warnen zahlreiche Forscher davor, eine Anti-Aging-Therapie in die Weg zu leiten, die auf den Erhalt oder dem künstlichen Zufügen des Enzyms beruht. So könne eine solche Behandlung eine massenhaften Bildung von Krebstumoren erzeugen. Vereinfacht gesagt kann Telomerase zwar das Altern stoppen, dafür Krebserkrankungen erzeugen, so die Kritik einiger Forscher.
Studienverlauf
Zunächst schalteten die Forscher beim Tierexperiment in dem ersten Lebensphase das Gen aus. Daraufhin zeigte sich bei den Mäusen eine schnelle Alterung mit den typischen Erscheiningen. Die Nager entwickelten Osteoporose, erkrankten an Diabetes Typ II und Leistungsfähigkeit des Gehirns nahm deutlich ab. Nach diesem künstlich herbei geführten Prozess wurde das Gen für einen Monat reaktiviert. Wie Wissenschaftler in dem Studienergebnis mitteilten, wurde hierdurch nicht nur der Alterungsvorgang gestoppt. Die Versuchstiere durchliefen eine regelrechte Verjüngende Kur. Sie erlangten die Fähigkeit zur Fortpflanzung zurück und die Leistungsfähigkeit des Gehirns erholte sich. Die Mäuse konnten wieder riechen und mieden wie die jüngeren Tiere bestimmte Gerüche wieder zu meiden. Eine Bildung von Krebserkrankungen konnte hingegen laut Forschern nicht beobachtet werden. Die Forscher schließen daraus, dass der Verjüngungs-Prozess einsetze, bevor Tumore sich bilden konnten.
Studienaufbau lässt keine Rückschlüsse auf den Menschen zu
Dr. Tom Kirkwood vom „Institute for Ageing and Health“ an der Universität Newcastle äußerte sich gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „Nature“ kritisch. Seiner Meinung nach sei der Versuchsaufbau nicht dazu geeignet, um Rückschlüsse auf den Altersprozess beim Menschen zu schließen. Der Versuch spiegele zudem nicht die Realität wieder, da in der Studie das Gen zunächst abgeschaltet wurde, um es später wieder zu reanimieren. Beim Menschen würde die Möglichkeit nicht bestehen, Telomerase gezielt zu aktivieren oder den Verlust im Alter zu verhindern. (sb)
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