Darmgeräusche sind unangenehm. Wenn der Darm blubbert, gurgelt oder stöhnt, dann hören das auch Anwesende – manchmal aus mehreren Metern Entfernung. Doch wie kommen diese Töne überhaupt zustande?
Inhaltsverzeichnis
Was passiert im Darm?
Der Magen-Darm-Trakt sieht aus wie ein schlaffer Dudelsack, an den Magensack schließen sich die Schlaufen des Dick- und Dünndarms an. Die Darmwände bestehen aus Muskeln, diese erschlaffen und ziehen sich zusammen, und so transportieren sie die Nahrung in den Enddarm. Wenn sich jetzt im Darm Gas und Flüssigkeit empfinden, kann dieses ausdehnen und zusammen ziehen Geräusche verursachen.
Zu der Luft, die wir schlucken, kommen Verdauungsgase, Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan. Treffen flüssige Nahrung und diese Gase zusammen, dann gluckst es. Gasblasen treiben dadurch von Flüssigkeit getrieben durch den Darm. Die Luft im Magen schiebt sich durch das Zusammenziehen der Darmwände in den Dünndarm, und dort befindet sich der Nahrungsbrei. Das hört sich an wie ein Blubbern.
Blähungen
Über Blähungen reden wir ungern, und wer sie in Gesellschaft ablässt, gilt als unzivilisiert. Dabei kennt sie jeder, und sie sind nicht notwendig ungesund. Denn manche blähende Nahrungsmittel stehen auf der Hitliste einer bewussten Ernährung. Die Folge ist oft ein sogenannter Blähbauch.
Eine alte Bauernregel lautete sogar, dass ein Tag Blähungen pro Woche von einer guten Gesundheit zeugt. Dazu gehören vor allem Kohlgemüse, Hülsenfrüchte wie Bohnen, Zwiebeln, Knoblauch und Lauch. Aber auch Schimmelkäse, Bergkäse, Camenbert, fettes Fleisch und fettige Würste, Gans, Hühnerhaut, Suppen mit viel tierischem Fett regen das Konzert im Darm an. Sehr frisches Brot und andere Backwaren lassen den Darm ebenso rumoren wie Beerenobst, Feigen und rohe Pflaumen. Die Hefe sorgt dafür, dass Biertrinker sich durch ungewolltes „Bauchreden“ bemerkbar machen.
Wenn durch solche Lebensmittel der Darm Geräusche von sich gibt, ist das kein Grund zur Sorge. Solchen Blähungen lässt sich außerdem einfach abhelfen: Koriander, Kreuzkümmel und Ingwer mindern das Blubbern der Luft im Darm. Kreuzkümmel ist zudem ein gutes Gewürz für Kohlgerichte. Ingwer gilt sogar als Superfood und passt zum Beispiel gut zu Hühnersuppen, weniger allerdings zu fettreichem Käse oder fettem Schweinefleisch. Dazu können wir aber gut einen Tee mit frischem Ingwer trinken.
Bewusst essen
Das Blubbern im Darm verursachen wir aber nicht nur durch das, was wir essen, sondern auch durch die Art, wie wir es essen.
Für viele ist das Essen heute kein festes Ritual mehr, sondern sie schlingen es zwischen zwei Terminen in sich hinein, schlucken es hinunter, während sie zugleich auf ihrem Smartphone chatten oder kauen es nicht durch, weil sie unter Stress stehen.
Essen wir aber zu hastig, ob aus Zeitnot, Stress oder dem gewohnten Fast Food Konsum, atmen und sprechen gleichzeitig, dann schlucken wir dabei mehr Luft als wenn wir uns auf das Essen konzentrieren. Es folgt ein Völlegefühl im Magen und bisweilen rumort der Darm.
Süßstoffe wie Milchzucker, Sorbit und Fruktose blähen ebenfalls. Sie sind vor allem in „Light“- Produkten enthalten.
Die Darmgase
Die meisten Darmgase entstehen durch die Verdauung, Kohlendioxid bildet sich, wenn Magen- und Fettsäuren sich neutralisieren. Wenn wir Zucker schlucken, wird dieser im Dickdarm zu Fettsäuren vergoren.
Nur ein Teil des Kohlendioxids gelangt in die Lungen, und das atmen wir aus. Was übrig bleibt, muss durch den Darmausgang. Allerdings mischt sich dieses CO² mit Wasserstoff, Stickstoff, Ammoniak und Schwefel. Kohlendioxid selbst riecht nicht, Ammoniak und Schwefel dafür umso mehr. Je mehr von diesen Verdauungsgasen im Gemisch enthalten sind, desto stärker sind die Gerüche, die dem Darm entweichen.
Unverträglichkeit
Gelegentliche Blähungen sind also kein Grund zur Sorge. Chronische Darmgeräusche, ein so genannter Blähbauch und ständige Völlegefühle können jedoch daran liegen, dass die Betroffenen bestimmte Lebensmittel nicht vertragen.
Dazu gehört vor allem die Fruktoseintoleranz und die Laktoseintoleranz. Wer darunter leidet, sollte im ersten Fall keinen Fruchtzucker und im zweiten keine Milchprodukte zu sich nehmen. Auch das sind noch keine Krankheiten.
Erst wenn Durchfall und Bauchschmerzen dazu kommen, ist der Arzt gefragt.
Überblähung
Krämpfe im Darm führen zu einer so genannten Überblähung. Der Darm schnürt dann an seinen Krümmungen die Luft ab. Es folgen heftige Darmgeräusche und Bauchschmerzen.
Im schlimmsten Fall wird der Darm durch einen Tumor eingeklemmt. Auch Operationsnarben. Darmentzündungen oder gutartige Wucherungen lösen eine Überblähung aus. Bevor sie daran denken, sollten Betroffene aber überlegen, ob sie die Luft zurück hielten.
Dies geschieht zum Beispiel bei starkem Stress oder bei großer Angst. Wenn wir „die Luft anhalten“, um uns nicht durch lautes Atmen zu verraten oder (heftiges) Atmen blockieren, um nicht zu verraten, dass wir erregt sind, und danach der Darm laut auf sich aufmerksam macht, haben wir vermutlich keine körperlichen Erkrankungen.
Das erklärt übrigens auch, warum uns der „Magen grummelt“ oder der „Darm brummt“, wenn wir gerade nicht auffallen wollen – als Publikum bei einem Vortrag oder bei einem Bewerbungsgespräch: Wir halten die Luft zurück, um nicht durch lautes Atmen zu „stören“ und gerade das führt zu Darmgeräuschen.
Ernste Beschwerden
Brummt es im Oberbauch unter dem Zwerchfell kann das an einer Gallenkolik liegen, kommen zum Grummeln Schmerzen an der linken Seite, kündigt sich vielleicht sogar ein Herzinfarkt an.
Das muss aber nicht sein: Eine Überblähung geht oft mit Symptomen einher, die auf einen Herzinfarkt deuten könnten, aber keiner sind. Dazu gehören Atemnot, Schwindel und Schweißausbrüche. Diese Form der Überblähung ist als Roemheld-Syndrom bekannt.
Gefährlich wird es, wenn die Überblähung an einem Darmverschluss oder einer Lähmung des Darms liegt. Beide lassen sich leicht mit einer Verstopfung verwechseln.
Reizdarm
Bei einem Reizdarm ist die Schmerzschwelle in der Darmwand niedrig. Der Arzt erkennt das, indem er den Enddarm mit einem Ballon dehnt. Reizdarm-Patienten tut dann schnell der Darm weh.
Die Betroffenen leiden unter starken Gasbildungen, die Blähungen verursachen und Schmerzen auslösen.
Sie sollten Tagebuch führen, bei welchen Speisen die Beschwerden auftreten. Ursache für einen Reizdarm können Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln sein; kommt dann noch eine niedrige Schmerzschwelle im Darm hinzu, reden wir von einem Reizdarm.
Zum Beispiel verarbeitet der Dünndarm normalerweise Fruchtzucker effektiv. Wenn er die dafür nötigen Stoffe aber nicht produziert, kommt der Fruchtzucker in den Dickdarm, dort zersetzen ihn Bakterien, die Gase bilden und diese Gase führen zu Blähungen.
Doch auch Durchfälle, die mit Infektionen verbunden sind wie die Reisediarrhö, können einen Reizdarm auslösen.
Reizdarm zeigt sich als Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfungen, chronischen Bauchschmerzen und Überblähungen, die nach dem Stuhlgang abnehmen.
Reizdarm ist nicht gefährlich, aber unangenehm. Medikamente helfen gegen die Blähungen, Flüssigkeit gegen die Verstopfung. Hinzu kommen Präparate, die den Darm entlasten.
Was können sie tun?
Wenn sie unter wieder kehrenden und starken Darmgeräuschen leiden, sollten sie diese dem Arzt genau beschreiben. Notieren sie, was und wie viel sie essen, wie lange der Magen rumort, insbesondere aber, ob sie andere Beschwerden haben.
Bauchschmerzen, Schwindel, Verstopfung und Durchfall, helfen dem Arzt ebenso bei der Diagnose wie psychische Trigger, ob Zeitnot oder Stress.
Der Arzt tastet den Bauch ab und hört den Darm mit einem Stethoskop ab – und zwar alle Teile der Bauchdecke.
Therapie
Darmgeräusche, die durch Speisen verursacht werden, hören in der Regel auf, wenn die Nahrung verdaut ist.
Ist die Ursache aber eine Magen-Darm-Erkrankung, dann kann der Magen die Nahrung nichts so verarbeiten, dass sie den Darm vorverdaut erreicht. Die Nahrung durch den Darm zu transportieren, bringt sie in Kontakt mit den Darmgasen, und das löst die unangenehmen Geräusche aus.
Magen-Darm-Krankheiten gehen mit Durchfall einher, und das bedeutet Flüssigkeitsverlust. Betroffene sollten deshalb viel trinken oder Suppen essen.
Vorbeugung
Magen-Darm-Krankheiten lassen sich vermeiden, indem wir uns regelmäßig die Hände waschen, denn die meisten Viren und Bakterien geraten durch den Mund in den Körper.
Auch Obst und Gemüse sollten wir gründlich waschen, um so eine Infektion durch daran haftende Erreger zu verhindern.
Ansonsten hilft eine ausgewogene Ernährung. Nehmen wir zu wenig Ballaststoffe zu uns, gelangt das Eiweiß in den Dickdarm, und die dortigen Bakterien zersetzen die Nahrung, was gewöhnlich im Dünndarm geschieht, und dadurch entstehen Blähungen. Das vermeiden wir, indem wir dem Körper ausreichend Ballaststoffe zuführen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum: www.krebsinformationsdienst.de (Abruf: 17.08.2019), Darmkrebs: Symptome und Warnzeichen
- Bertholt Block: Gastrointestinaltrakt: Leber, Pankreas und biliäres System ; 129 Tabellen, Georg Thieme Verlag, 2006
- F.B. Huber: "Zur Therapie des akuten Mesenterialarterienverschlusses", in: The Thoracic and Cardiovascular Surgeon, Volume 18 Issue 2, 1970
- Pschyrembel Online: www.pschyrembel.de (Abruf: 17.08.2019), Borborygmus
- Rudolf Hänsel: Phytopharmaka: Grundlagen und Praxis, Springer Verlag, 2013
- Wolfgang F. Caspary; Joachim Mössner; Jürgen Stein:Therapie gastroenterologischer Krankheiten, Springer-Verlag, 2005
- Wilhelm Haverkamp; Felix Herth; Helmut Messmann: Internistische Intensivmedizin: Methoden - Diagnose - Therapie, Georg Thieme Verlag, 2008
- Heinz Wagner: Diagnose Reizdarm: Übelkeit, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall, Verstopfung, Schmerzen und anhaltende Darmkrämpfe - Mein Weg zur Gesundung - Betroffenenratgeber, Books on Demand, 2009
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.