Magenbeschwerden – Wenn der Magen schmerzt
Magenbeschwerden gehören zu den häufigsten Erkrankungen. Oft sind sie harmlos, bedingt durch übermäßiges Essen oder schwer verdauliche Nahrung, doch können sich hinter Magenproblemen ernsthafte Erkrankungen verbergen. In diesem Artikel zeigen, warum die Beschwerden auftauchen und welche Therapiemöglichkeiten existieren.
Inhaltsverzeichnis
Ein Muskelsack
Der Magen gehört zu den Hohlorganen, einfach ausgedrückt handelt es sich um einen Sack aus Muskeln, der so flexibel ist, dass er größere Mengen an Nahrung aufnehmen kann. Er schließt an die Speiseröhre an, und durch diese gelangt die Nahrung in das Innere des Körpers. Das Organ besteht aus Magenmund, Magenkörper und Magenausgang. Letzterer mündet in den Zwölffingerdarm und den Dünndarm.
Teamwork bei der Verdauung
Magen und Darm teilen sich die Verdauung. Ersterer leistet dabei die Vorverdauung, während der Darm die Nährstoffe vom „Abfall“ trennt und dem Organismus zuführt. Damit der Darm diese Aufgabe erledigen kann, formt der Magen die feste Nahrung zu einem Brei um. Dabei hilft die Magensäure, die bei Tieren unterschiedlich aggressiv ist: So vermag die Magensäure von Wölfen sogar Knochenteile zu zersetzen. Die Magenschleimhaut desinfiziert die Nahrung: Sie enthält zahlreiche Drüsen, deren Säure die Nahrung anverdaut und Krankheitserreger abtötet.
Fremdkörper
Magenmuskeln und -säure können aber nicht alles, und Beschwerden entstehen unter anderem dadurch, dass wir unverdauliche Teile verschlucken. Dies können Knochensplitter oder Fischgräten sein, oder bei Kindern Kunststoffe oder Glas. Allerdings sind im Tierreich nicht alle Fremdkörper schädlich: Viele Vögel müssen sogar Steine schlucken, die die Magenmuskeln wie „Mühlsteine“ einsetzen und damit harte Körner zermalmen.
Übersäuerung
Unser Magen ist enorm leistungsfähig. Doch das System hat Tücken, wenn wir es missbrauchen. Denn die Magensäure ist zwar notwendig, um vorhandene Nahrung zu verdauen, Probleme entstehen aber, wenn die Drüsen Säure produzieren, ohne dass es etwas zu verdauen gibt. Dann sprechen wir von Übersäuerung, und die kann den ganzen Organismus in Mitleidenschaft ziehen.
Eine solche Übersäuerung kann diverse Basiserkrankungen zur Ursache haben, sehr häufig liegt es aber an Mangelernährung, verbunden mit exzessivem Alkohol- und Zigarettenkonsum. Nikotin und Alkohol fördern beide die Produktion von Magensäure, liefern dem Magen aber nichts, was er verdauen kann.
Typische Anzeichen einer Übersäuerung des Körpers sind ein allgemeines Krankheitsgefühl, Erschöpfung und Abgeschlagenheit. Weitere Hinweise sind säuerlicher Mundgeruch, starker Gewichtsverlust, das Gefühl, sich erbrechen zu müssen, besonders beim Essen und Magenschmerzen. Die Betroffen sehen bleich aus und fühlen sich, als würden sie dauerhaft an einem grippalen Infekt leiden.
Gastritis
Gastritis bezeichnet eine Entzündung der Magenschleimhaut. Diese Erkrankung kommt häufig vor und kann chronisch oder akut verlaufen. Dabei merken die Betroffenen eine chronische Gastritis oft nicht, weil sie keine Symptome zeigen.
Eine Ursache für Magenbeschwerden ist zu viel Magensäure. Zu den Auslösern gehören Vergiftungen mit Lebensmitteln, Alkoholismus, starkes Rauchen und exzessiver Konsum von Arzneien, die Acetylsalicylsäure enthalten. Scharfes Essen reizt den Magen ebenso wie viel Kaffee. Weitgehend unbekannt ist übertriebener Sport als Ursache. Zu den psychischen Auslösern gehören Stress und Schock.
Bemerken die Betroffenen Symptome, dann sind es in der Regel Bauchschmerzen, Unwohlsein, fehlender Appetit, Übelkeit und Erbrechen.
Formen der Gastritis
Eine Magenentzündung tritt in verschiedenen Formen auf, erstens als Körperreaktion. Hier richtet sich das Immunsystem gegen das eigene Gewebe. Zweitens erfolgt eine Entzündung der Schleimhäute, wenn Schmerzmittel oder Gallensaft in den Magen fließen. Am häufigsten ist jedoch eine Magenschleimhautentzündung durch das Bakterium Heliobacter pylori.
Die akute Erkrankung lässt sich mit Antisäurearznei und angepasster Ernährung schnell in den Griff bekommen, die Heilung einer chronischen Gastritis erfordert Zeit.
Vorbeugen lässt sich diese Entzündung durch sorgsamen Umgang mit Alkohol, Pfeffer, Chilli und Fett.
Polypen
Magenpolypen sind „Gewächse“ in den Drüsen der Schleimhaut, die sich in den Magen hinein erstrecken. Meist sind sie gutartig, doch entwickeln sie sich in immerhin 20 % der Fälle zu Magenkrebs. Große Polypen lösen Druck im Oberbauch aus, Völlegefühl und Bluterbrechen. Der Kot färbt sich schwarz.
Fachleute diskutieren, ob Helicobacter-Bakterien ihnen einen Nährboden bieten, und ob eine Ernährung mit viel Fett und wenig Ballaststoffen sie fördert – das sind aber Spekulationen.
Fremdkörper
Kleine Kinder verschlucken häufig Gegenstände wie Murmeln, Steine oder Plastikteile, Erwachsene hingegen eher Fischgräten oder Geflügelknochen.
Eile ist geboten, wenn ein Kind eine Knopfbatterie verschluckt. Zersetzt der Magensaft diese nämlich, dann tritt die giftige Säure der Batterie aus. Auch scharfe Gegenstände, die die Magenhäute verletzen können, müssen umgehend entfernt werden.
Wenn Kinder Münzen verschlucken, geht das häufig glatt durch den Magen und Darm. Bekommt das Kind jedoch Bauchschmerzen oder Schmerzen beim Schlucken, sollten Sie zum Arzt gehen. Bauchschmerzen sind ein Indiz dafür, dass die Münze in der Speiseröhre steckt. Hier hilft eine Magenspiegelung, das Metall zu entfernen. Manchmal passiert eine Münze zwar ohne Probleme den Weg bis zum Magen, geht aber nicht durch den Darm. Eine Röntgenaufnahme zeigt hier, wo sie sich befindet, und eine Magenspiegelung holt sie heraus.
Prävention und Selbstbehandlung
Magenbeschwerden eignen sich außerordentlich, um sie „selbst zu behandeln“, nämlich indem wir unsere Ernährung umstellen. Der Großteil der Probleme entsteht gerade durch eine falsche Ernährung. Ist dies der Fall, bekämpfen wir mit einer angepassten Diät sogar die Ursache, bei den meisten Erkrankungen des Magens lassen sich immerhin die Symptome lindern.
Eine sogenannte Magen-Darm-Grippe klingt meist nach einigen Tagen von allein ab, ist aber unangenehm. Den Durchfall und die Übelkeit können wir mit gesunder Ernährung mindern. Bei starken Magenkrämpfen sollten Sie indessen nicht allein Hausmitteln bei Magen-Darm-Grippe vertrauen. Dann sind Antibiotika oder sogar Infusionen gefragt.
Gegen den Durchfall hilft zum Beispiel Heilerde, gegen die Infektion wirken Pektine, die in Äpfeln, Bananen, Möhren oder Zitrusfrüchten enthalten sind.
Eine Magenentzündung lindern Fenchel, Salbei und Kamille. Praktisch kochen wir die Blätter als Tee auf. Salbei ist ein Allroundgenie für Magenbeschwerden, der viele heilsame Stoffe enthält, von Kampfer über Borneol, von Flavonoiden bis zu Saponinen und Zink. Salbei wirkt ausgezeichnet gegen Bakterien und Infektionen.
Salbei
Salbei können Sie sich als Pastillen, Tee oder in Medikamenten in der Apotheke kaufen, er lässt sich aber auch einfach auf der Fensterbank oder im Garten pflanzen und kommt ausgezeichnet mit dem deutschen Klima zurecht. Sie können die Blätter frisch oder getrocknet verwenden.
Sie legen die Blätter für einen Tee circa zehn Minuten in heißes Wasser. Ist der Geschmack ihnen zu intensiv, dann geben Sie Honig und Zitrone hinzu.
Suppe und Eintopf
Eine Suppe aus Haferflocken, Wasser, Zucker oder Salz, ein Brei aus Kartoffeln, Möhren und anderem Gemüse hilft dem Magen, weil Sie das Essen „vorverdauen“ und ihm so die Arbeit abnehmen.
Wärme
Bauchkrämpfe lindern Sie durch Wärme, denn die entspannt die Bauchmuskeln, sei es in Form einer Heizdecke, eines Wärmekissens oder warmer Kleidung. Auch die mit heißem Wasser gefüllte Wärmflasche eignet sich.
Achtsam essen
Den Magen schonen Weißbrot, Möhren, Erbsen, Kartoffelbrei, Haferschleim, Suppen oder Reis. Dünsten oder kochen Sie Gemüse statt es in Öl zu braten.
Was sollten Sie nicht essen?
Vermeiden Sie zu viel Zucker und zu viel Fett ebenso wie starke Gewürze. Schneiden Sie das Fett von Fleisch ab oder essen mageres Fleisch. Verzichten Sie auf Sahne und fettreichen Käse. No Gos sind Pommes Frites, Hamburger oder Currywurst, fettes, geräuchertes und gepökeltes Fleisch, Gans, Ente und fettreiche Wurst, Aal und Lachs.
Auch blähende Lebensmittel schaden ihnen. Also kein Kohl, keine Zwiebeln, kein Weizenbier oder Eierspeisen.
Magenspiegelung
Mit einer Magenspiegelung kann sich der Arzt nicht nur ein Bild von Magen, Speiseröhre und Zwölffingerdarm machen, er kann damit auch Gewebe entnehmen und therapeutisch arbeiten.
Das Gastroskop führt er dafür in den Magen ein; dieser besondere Schlauch führt bis in den Zwölffingerdarm. Das Gerät enthält Glasfasern und einen Kunststoffmantel, einen Arbeitskanal für die Instrumente, ein Mediensystem, mit dem sich Licht und Bilder auf einem Bildschirm ansehen lassen, eine Spülung und einen Apparat zum Absaugen.
Warum sollten Sie sich den Magen spiegeln lassen?
Indikatoren für eine Magenspiegelung sind: Häufiges Sodbrennen, ständige Magen- oder Bauchschmerzen, verbunden mit Brechreiz, blutiges Erbrechen, Problemen beim Schlucken, Magenblutungen, Blutarmut, zur Kontrolle nach Magenoperationen, um Magenkrebs zu erkennen, schwarzer Stuhlgang, bei möglichen Polypen im Magen und bei verschluckten Fremdkörpern.
Behandlung
Eine Magenspiegelung dient nicht nur der Diagnose, sondern mit ihr lassen sich auch Behandlungen durchführen, vor allem:
1) Die endoskopische Blutstillung
2) Das Abtragen von Geschwülsten der Schleimhaut im Magen und Zwölffingerdarmg
3) Bei Einengungen der Speiseröhre
4) Um verschluckte Fremdkörper zu entfernen
Was müssen Sie vermeiden?
Der Magen muss bei einer Magenspiegelung leer sein, deshalb sollten Sie mindestens in den sechs Stunden vorher weder essen noch trinken.
Das gilt auch für Zigaretten: Nikotin fördert die Produktion von Magensaft.
Haben Sie eine Beruhigungsarznei bekommen? Dann fahren Sie 24 Stunden kein Auto, Motorrad oder Fahrrad und gehen Sie nicht zu Fuß über viel befahrene Straßen.
Organisieren Sie wichtige Termine so, dass diese nicht unmittelbar nach der Spiegelung liegen, sorgen Sie dafür, dass jemand Sie begleitet, wenn Sie die Nachwirkungen der Narkose spüren.
Wie verläuft eine Gastroskopie?
Wenn nötig oder gewünscht, betäuben Arzt bzw. Ärztin den Rachen vor der Behandlung mit einem Spray, um einen möglichen Brechreiz zu vermeiden. Patienten können auch ein Beruhigungsmittel einnehmen.
Der Patient legt sich auf die linke Körperseite. Arzt oder Ärztin führen jetzt das Gastroskop über den Mund in die Speiseröhre ein und von dort in Magen und Zwölffingerdarm. Das verursacht zwar keine Schmerzen, manche Patienten empfinden aber ein drückendes Gefühl.
Luft wird jetzt eingeblasen, der Magen entfaltet sich, der Arzt sieht ihn ein und kann jetzt therapeutische Eingriffe vor- oder eine Gewebeprobe entnehmen.
Mögliche Komplikationen
Komplikationen bei einer Magenspiegelung sind extrem selten. Dazu gehören Verletzungen im Verdauungstrakt, Störungen des Herzrhythmus und Lungenentzündung, ebenso wie Atembeschwerden.
Eine harmlose Nebenwirkung ist wesentlich häufiger. Durch das Einblasen der Luft, um den Magen zu entfalten, können nämlich Blähungen entstehen.
Wie lange dauert die Untersuchung / Behandlung?
Die Untersuchung selbst dauert ungefähr fünf Minuten, inklusive Gewebeproben, anhand derer der Zustand der Magenschleimhaut ersichtlich wird. Erweiterte Untersuchungen am Mageneingang oder Zwölffingerdarm nehmen ebenfalls einige Minuten ein. Falls der Patient würgen muss, verzögert das den Vorgang.
Wer sich unter Narkose legen lässt, plant noch eine halbe Stunde Ruhezeit ein.
Betäubung
Magenspiegelungen sind nicht schmerzhaft; doch manche Patienten haben ein unangenehmes Gefühl dabei, einen Fremdkörper im Bauch zu spüren.
Solche Sorgen sind zwar unbegründet, trotzdem legen Fachärzte für Gastroenterologie die Patienten meist für fünf Minuten in Vollnarkose. Dann merken sie von der gesamten Behandlung nichts. Die Narkose dient auch der Behandlung, denn die Ärzte können so in Ruhe arbeiten.
Ohne Vollnarkose entsteht ein leichter Druck, wenn sich nämlich der Schlauch im Magen befindet, und die Ärzte ihn bewegen, um ein vollständiges Bild vom Magen zu bekommen.
Als Narkotikum dient meist Propofol, das in einer halben Minute wirkt und sich über die Leber in weniger als acht Minuten wieder abbaut. Wer allergisch auf Hühnereiweiß, Sojaeiweiß und Sulfur reagiert, darf es allerdings nicht zu sich nehmen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Roland M. Schaefer, Markus Kosch: Störungen des Säure-Basen-Haushalts: Rationale Diagnostik und ökonomische Therapie, Dtsch Arztebl 2005; 102(26): A-1896 / B-1603 / C-1509, (Abruf 05.09.2019), aerzteblatt
- Hermann Straubinger: Übersäuerung, Mankau Verlag, 2. Auflage, 2014
- Nimish Vakil: Gastritis, MSD Manual, (Abruf 05.09.2019), MSD
- Gerd Herold: Innere Medizin, Gerd Herold Verlag, 2018
- Universitätsklinikum Leipzig: Geschichte des Endoskops, (Abruf 05.09.2019), uni
- H. R. Koelz, P. G. Lankisch, S. Müller-Lissner: Fibel der gastrointestinalen Leitsymptome, Springer Verlag, 1995
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.