Innovative Technologie wird ab Herbst 2015 in Marburg eingesetzt
24.10.2014
Für Patienten, die an Krebs erkrankt sind, soll es ab kommendem Jahr in Marburg eine innovative Behandlungsmethode geben. Wie die Rhön Klinikum AG aktuell berichtet, sei es geplant, dass die ersten Tumorpatienten im Herbst 2015 mit der sogenannten „Partikeltherapie“ behandelt werden könnten. Die neue Therapie eigne sich nach Ansicht der Experten vor allem bei einem Krebs der Lunge, der Prostata oder des Beckens – doch welchen Erfolg das teure und sehr aufwendige Verfahren tatsächlich bringt, ist noch nicht belegt.
Neues Verfahren schützt gesundes Gewebe
Neue Hoffnung im Kampf gegen Krebs? In Marburg soll im Herbst 2015 das neu gegründete Partikeltherapiezentrum eröffnet werden, in welchem Krebspatienten zukünftig mit der sogenannten „Partikeltherapie“ behandelt werden sollen. Dabei handelt es sich um ein neues Verfahren der Strahlentherapie, bei welchem punktgenau bestrahlt und dadurch das umliegende gesunde Gewebe geschont werden kann. Die neue Methode könnte sich dabei aus Sicht der Ärzte bei verschiedenen Krebserkrankungen eignen, der tatsächliche Erfolg müsse jedoch nun erst erwiesen werden: „Wir werden unter anderem einen Schwerpunkt setzen bei der Behandlung von Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren […] sowie mit bestimmten Tumoren im Hirn und der Kopf-Hals Region“, so Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic vom Zentrum für Radiologie der Philipps-Universität Marburg.
Einigung durch Gründung einer Betriebsgesellschaft
Um die Anlage hatte es im Vorfeld jahrelange Streitigkeiten gegeben, da die Rhön Klinikum AG, welche die Uniklinik Gießen-Marburg betreibt, diese nicht wie geplant in Betrieb genommen hatte. Nach jahrelangem Stillstand fand sich erst im September diesen Jahres eine Einigung: Rhön gündete mit der Uniklinik Heidelberg eine Betriebsgesellschaft, welche bereits Erfahrung mit der neuartigen Strahlentherapie hatte und fortan nach eigenen Angaben die Mehrheitsanteile von 75,1 Prozent hält. In der Folge konnten die Vorbereitungen an der Marburger Partikeltherapie-Anlage nach langer Pause wieder aufgenommen werden. Ein dringend notwendiger Schritt, denn wie die Verantwortlichen gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ berichten, sei es weiterhin geplant, im Herbst nächsten Jahres die ersten Tumorpatienten mit der Maschine zu behandeln. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, werde derzeit auch technisches Personal gesucht, denn für die Arbeit mit der innovativen Anlage seien zukünftig gut 80 Techniker, Physiker und Strahlenmediziner vorgesehen, so Thomas Haberer, wissenschaftlich-technischer Direktor beim Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum gegenüber der „dpa“. Neben dem stünden laut Haberer aber auch weitere Wartungsarbeiten und Schulungen an, damit die neue Technologie an den insgesamt vier geplanten Therapieplätzen tatsächlich zum Einsatz kommen könne.
Verantwortliche planen bis zu 750 Behandlungen jährlich
Bis zu 750 Behandlungen von Krebspatienten im Jahr seien zukünftig im Partikeltherapiezentrum geplant, so die Verantwortlichen weiter. Ein Vorhaben, welches auch Professor Jürgen Dunst, Vorstandsmitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie für realistisch hält: „Die Kooperation mit Heidelberg ist daher sicher auch für die Universitätsklinik Marburg wegen der wissenschaftlichen Synergie-Effekte vorteilhaft.“ Wie die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Irmtraut Gürkan, ergänzt, sei außerdem vorgesehen, dass die neue Anlage in Marburg kostendeckend arbeitet, ebenso wie die bereits laufende Maschine in Heidelberg. „Wir freuen uns, dass die innovative Technologie […] nun an zwei Standorten in Deutschland zur Anwendung kommt“, betont Prof. Dr. Guido Adler, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg. Dadurch werde es zukünftig möglich, „die Technologie so weiterzuentwickeln, dass eine höhere Zahl von Patienten behandelt sowie das Behandlungsspektrum erweitert werden kann“, so Prof. Adler weiter.
Politiker begrüßen die geplante Eröfnung
Zuspruch für das neue Therapiezentrum in Marburg gab es auch seitens der Politik, wobei sich sowohl Regierungs- als auch Oppositionsparteien positiv äußerten. Gerade in Hinblick auf die langjährigen Streitigkeiten sei der aktuelle Einblick in die Pläne der Verantwortlichen dabei ein wichtiger Schritt: „Transparenz ist eine gute Grundlage für den Erfolg des Projektes Partikeltherapiezentrum. Daher ist es nur zu begrüßen, dass nun alle Beteiligten – Betreiber wie Partner – Details für das weitere Vorgehen bis zur geplanten Inbetriebnahme vorgestellt haben“, so Dr. Ralf-Norbert Bartelt, hochschulmedizinischer Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, gegenüber der „dpa“.
Angebot des vielversprechenden Krebstherapieverfahren „endlich zum Greifen nah“
Auch für Daniel May von den Grünen und Nicola Beer von der FDP ist die geplante Inbetriebnahme im kommenden Herbst von zentraler Bedeutung, um betroffenen Menschen eine neue Therapiemöglichkeit bieten zu können. „Mit den nunmehr verkündeten Schritten und der fest zugesicherten Aussicht, dass eine Inbetriebnahme im Herbst 2015 erfolgen kann, ist dieses Ziel, das vielversprechende Krebstherapieverfahren endlich für die Patienten anbieten zu können, nun zum Greifen nah“, so Nicola Beer.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.