Die Mundfäule heißt medizinisch “aphthöse Stomatitis” und wird durch das Herpes Virus „Herpes simplex Typ 1“ ausgelöst. Indessen bezieht sich der Begriff Stomatitis (Mundschleimhautentzündung) auch auf diverse andere Krankheiten, welche die Mundschleimhaut schädigen. Betroffen sind bei der Mundfäule Mundschleimhaut und Zahnfleisch.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Fakten
- Mundfäule beschreibt eine Infektionskrankheit der Mundschleimhaut ausgelöst durch Herpesviren, Stomatitis ist hingegen ein Sammelbegriff für verschiedene infektiöse Erkrankungen der Mundschleimhaut.
- Symptome sind Geschwüre, starkes Fieber, extreme Schmerzen und Schwellungen im Mundbereich und eine erschwerte Nahrungsaufnahme.
- Bei der Mundfäule werden die Symptome oft mit schmerz- und fiebersenkenden Mitteln behandelt.
- Sie können einer infektiösen Stomatitis durch umfassende Mundhygiene vorbeugen.
Wie wird das Virus übertragen?
Die Ansteckung verläuft meist über den Speichel bereits infizierter Menschen, durch das gemeinsame Benutzen von Besteck oder durch Körperkontakt. Infiziert heißt dabei nicht notwendigerweise erkrankt: Circa 95 % aller Menschen tragen das Herpesvirus in sich. Aktiv wird es in der Regel, wenn unser Immunsystem durch andere Gründe, wie zum Beispiel durch Krankheiten oder psychische Belastungen, geschwächt ist. Meist kommt es nicht zu Mundfäule, sondern zu Herpesbläschen an der Lippe.
Die Mundschleimhaut
Als Mundschleimhaut bezeichnen wir die Auskleidung der Mundhöhle, mehrere teils verhornte Schichten mit einer feuchten rosa Oberfläche. Diese teilt sich in verschiedene Bereiche auf: Die auskleidende Mundschleimhaut umfasst den größten Teil und besteht aus unverhorntem Plattenepithel. Sie ist bis zu 0,5 mm dick, flexibel und bedeckt den weichen Gaumen, die Unterseite der Zunge, die Fortsätze der Zahnfächer sowie den Mundvorhof und Mundboden.
Die mastikatorische Mundschleimhaut ist verhornt, da sie am stärksten in den Kauvorgang involviert ist, etwa 0,25 mm dick und liegt am harten Gaumen sowie am Zahnfleisch. Die spezialisierte Mundschleimhaut ist letztlich ebenfalls verhornt und weist sogenannte Papillen auf. Sie bedeckt den Zungenrücken und ist für die Wahrnehmung des Geschmacks verantwortlich. Zu den Aufgaben der Mundschleimhaut gehören die Bildung und Absonderung von Speichel sowie die Abwehr von Keimen.
Die häufigsten Formen der Mundschleimhautentzündung
Die durch das Herpesvirus verursachte “Stomatitis aphtosa” ist nur eine Form der Munschleimhautentzündungen. Andere Formen sind
- die “Stomatitis ulcerosa” – eine extrem schmerzhafte Variante,
- die “Stomatitis angularis” – hierbei entstehen entzündete Mundwinkel,
- die “Stomatitis catarrhalis”- hier vereitert die Mundschleimhaut,
- die “Stomatitis vesiculosa” – sie wird durch Rhabdoviren ausgelöst,
- die “Stomatitis medicamentosa” – eine Überreaktion auf Medikamente,
- die “Stomatitis mercurialis” – eine Quecksilbervergiftung,
- die “Soor-Stomatitis candidomycetica” – eine Candida-Infektion mit gelblichen Flecken in der Mundhöhle,
- die “Stomatitis gangraenosa” – eine schwere Entzündung, welche die Weichteile zerstört,
- die “Stomatitis mycotica” – wird durch Pilze verursacht,
- die “Stomatitis allergica” – eine allergische Reaktion,
- die “Stomatitis saturnine” – eine Bleivergiftung
- sowie die “Stomatitis diphterica” – eine Entzündung der Mundschleimhaut und Mandeln, die in Kombination mit Diphtherie auftritt.
Stomatitis – Ursachen
So unterschiedlich eine Stomatitis ist, so vielfältig sind auch die Ursachen, welche von Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen (Candida) bis zu Verletzungen, Allergien und Medikamenten reichen. Oft besteht bereits eine Grunderkrankung, welche die Immunabwehr schwächt und Keime so ungehindert eindringen lässt. Bakterien siedeln sich besonders dann an, wenn die Mundschleimhaut bereits beschädigt ist.
Typische nicht-infektiöse Auslöser sind:
- mangelnde Mundhygiene und darauffolgend Karies, Plaque und Zahnstein,
- Unverträglichkeit auf Antibiotika, Mundpflegemittel, Medikamente oder Lebensmittel,
- Rauchen,
- Alkohol,
- schlechter Zustand der Mundhöhle durch Mangelzustände wie Eisen- oder Vitaminmangel,
- Reize wie harte Zahnbürsten, falsches Zähneputzen, sehr scharfe oder sehr saure Speisen,
- Verätzungen,
- Verletzungen,
- Vergiftungen,
- Verbrennungen,
- systemische Erkrankungen wie Darmentzündungen, Diabetes oder Leukämie,
- Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe oder Aids,
- psychosomatische Faktoren wie Stress,
- falsch sitzende Zahnspangen und/oder Zahnprothesen,
- eine ausgetrocknete Mundschleimhaut,
- in eine Stomatitis übergehende Zahnfleischentzündungen.
Symptome einer Stomatitis
Eine Stomatitis zeichnet sich aus durch
- Geschwollenes und/oder gerötetes Zahnfleisch sowie eine geschwollene bzw. gerötete Mundschleimhaut,
- Schmerzen bei Kontakt,
- Aphten – Geschwüre an der Mundschleimhaut – weißlich belegt mit rotem Saum,
- säuerlicher Mundgeruch,
- wunde Stellen an Gaumen, Innenwangen, Zunge und der Innenseite der Lippen,
- Probleme bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme,
- Mundbrennen und Kribbeln im Mundraum,
- Zahnfleischbluten,
- Verlust der obersten Schleimhautschicht,
- Absterben von Mundschleimhaut (Nekrose),
- trockener Mund,
- Blutungen der Mundschleimhaut,
- Belag auf der Schleimhaut,
- Schmerzen an Wangen, Zähnen oder Ohren,
- Taubheitsgefühle,
- Geschmacksverlust,
- Verschleimung,
- hohe Sensibilität gegenüber sauren, heißen, kalten und scharfen Lebensmitteln,
- angeschwollene Lymphknoten,
- Fieber,
- Schluckprobleme.
Stomatitis – Verlauf
Der Verlauf einer Stomatitis hängt von der jeweiligen Form ab. Typisch für eine infektiöse Stomatitis sind folgende Prozesse. Es beginnt mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl und chronischer Erschöpfung. Darauf folgen ein bis zu fünf Tage anhaltendes Fieber, Schwellungen der Lymphknoten am Hals und oftmals auch eine Schwellung des Zahnfleischs. Anfangs verlaufen die Schwellungen schmerzfrei, später jedoch entzünden sich die Mundinnenseiten und auf Gaumen, Zunge und Zahnfleisch bilden sich Bläschen, welche, je nach Form, zu eitern beginnen können. Sie platzen und bilden Geschwüre sowie schmerzende Krusten in der Schleimhaut. Das Zahnfleisch entzündet sich und blutet ein wenig. Die Aufnahme von Nahrung bereitet große Schmerzen und extremer Mundgeruch und verstärkte Speichelbildung kommen hinzu. Eine Infektion mit Mundfäule dauert bis zu drei Wochen bis sie abheilt.
Behandlung
Sobald die ersten Symptome einer Stomatitis auftreten, empfiehlt es sich umgehend eine Ärzting bzw. einen Arzt zu konsultieren, damit die Ursache abgeklärt und die Erkrankung behandelt werden kann. Was Sie selbst in jedem Fall tun können: Verzichten Sie auf Alkohol, Zigaretten, scharfe, harte oder kantige Lebensmitteln.
In der Apotheke gibt es eine Vielzahl an rezeptfreien Präparaten, um eine Infektion zu stoppen, die Schmerzen zu lindern und die Schwellung zu reduzieren. Normalerweise basiert die Behandlung einer infektiösen Stomatitis auf der Linderung der Symptome und der Schmerzen durch die Einnahme von Paracetamol und Ibuprofen, die beide sowohl den Schmerz senken als auch das Fieber niedrig halten. Um Geschwürschmerzen direkt anzugehen gibt es lokale Anästhetika, die Sie als Spülung, Munddusche oder Gel verwenden können.
Einer Mundfäule vorbeugen
Um einer Mundfäule bzw. Mundschleimhautentzündung vorzubeugen, wird dringend empfohlen, eine gründliche Mundhygiene zu betreiben, welche nachfolgende Punkte beinhalten sollte:
- Tägliches systematisches Zähneputzen, das auch Randbereiche erfasst,
- Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide,
- regelmäßige Mundspülungen,
- Säubern der Zunge mit einem Zungenschaber, sodass kein Zungenbelag entsteht, auf dem sich Mikroorganismen festsetzen können. Wenn kein Schaber zur Hand ist, putzen sie die Zungenoberfläche gründlich mit der Zahnbürste.
(Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V. (Hrsg.): DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, Thieme, 7. vollständig überarbeitete Auflage, 2018
- Merck & Co., Inc.: Stomatitis, Orale Mukositis (Abruf: 24.06.2019), msdmanuals.com
- Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) / Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapieoptionen von Aphthen und aphthoiden Läsionen der Mund- und Rachenschleimhaut, Stand: November 2016, Leitlinien-Detailansicht
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut) (Abruf: 24.06.2019) , gesundheit.gv.at
- Altenburg, Andreas / El-Haj, Nadine / Micheli, Christiana; u.a.: Behandlung chronisch-rezidivierender oraler Aphthen, Dtsch Arztebl Int 2014; 111(40): 665-73; DOI: 10.3238/arztebl.2014.0665, Übersichtsarbeit
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.