Dillkraut – Gewürz und Heilpflanze zugleich
Dill (Anethum graveolens) ist eines unserer häufigsten Gewürze, und jedem aus eingelegten Gurken bekannt. Deswegen heißt dieser Doldenblütler auch Gurkenkraut. Weniger bekannt ist das Kraut als Heilpflanze. Dabei haben es deren Wirkstoffe in sich.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Anethum graveolens
- Volksnamen: Dille, Gurkenkraut, Dillfenchel, Dillkraut, Blähkraut, Däll, Dillich, Dillsamen, Gurkenkräutl, Hochkraut, Dillscheiben, Dyl, Gurkenkümmel, Ille, Kapernkraut, Kappiskraut, Kümmerlingskraut, Umorkenkraut, Till
- Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
- Verbreitung: Südwestasien, Vorderasien, Europa
- Verwendete Pflanzenteile: Früchte, Spitzen, Kraut, ganze Pflanze
- Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Kalium, Calcium, Natrium, Cumarine, Kaffeesäuren-Derivate, Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B7, A, C und E
- Anwendungsgebiete: Zum Beispiel Verdauung anregen, Blähungen, Völlegefühl, Magen-Darm-Krämpfe, Menstruationsprobleme
Dill – Eine Übersicht
- Dill enthält viele Vitamine, Mineralien und ätherisches Öl.
- Er fördert die Verdauung und hilft bei Blähungen, wirkt leicht antibakteriell und hemmt Entzündungen.
- Diese Wirkungen sind weniger stark als bei seinen Verwandten Kümmel, Anis und Fenchel.
- Die Samen schmecken viel intensiver als die Blätter und eignen sich deshalb am besten für Tees.
- Das Kraut lässt sich vielseitig in der Küche verwenden.
Inhaltsstoffe
Getrockneter Dill enthält 0,35 Prozent ätherisches Öl, 3,3 Prozent Kalium, 1,7 Prozent Calcium und 0,2 Prozent Natrium. Die Früchte haben bis zu 8 Prozent ätherische Öle, und diese sorgen für den typischen Geschmack, genauer gesagt Phellandren und Dillether. Hinzu kommen Cumarine und Kaffeesäuren-Derivate. Das Würzkraut enthält Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B7, A, C und E.
Heilwirkung und Anwendung von Dill
Dillfrüchte regen die Verdauung an, helfen gegen Blähungen und lösen Krämpfe. Sie eignen sich also gut, um Völlegefühl zu mindern und Magen-Darm-Krämpfe zu lindern, was auch erklärt, warum Dill als Küchenkraut so beliebt ist.
Die Samen in Wasser und in Wein wirken aufgekocht gegen Bauchschmerzen und Blähungen. Dillblätter in heißem Wasser als Dampfsitzbad, lindern Krämpfe im Unterleib. Traditionell galt die Pflanze auch als Mittel bei Menstruationsproblemen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten eine fördernde Wirkung auf die Ausschütten des weiblichen Hormons Progesteron, klinische Studien stehen hierzu allerdings aus.
Historische Anwendungen
Überlieferte Anwendungen sind wissenschaftlich nicht belegt. So wurde das Drillkraut in der Antike gegen Kopfschmerzen, gegen Verstopfung und zum Reinigen der Gebärmutter angewandt. Er sollte gegen Bauchschmerzen, Erbrechen und Blähungen helfen. Hildegard von Bingen empfahl ihn bei Lungenerkrankungen und Nasenbluten. In der Apotheke wurde Dill gegen Schluckauf und Krämpfe im Unterbauch verkauft.
Die Volksmedizin nutzte Gurkenkraut weniger intensiv als verwandte Doldenblütler wie Anis, Kümmel oder Fenchel. Diese wirken ähnlich, sind aber um einiges wirksamer. Samen und Blätter des Krauts helfen gegen Verdauungsprobleme, fehlenden Appetit, Schlaflosigkeit und Sodbrennen. Die Heilpflanze soll auch helfen den Blutdruck zu senken – einfach, indem man häufiger Gerichte mit Dillkraut oder Samen zu sich nimmt.
Rezepte für Tee und Wein mit Dill
Wir nehmen Dill als Heilpflanze in Form eines Tees zu uns. In diesem befinden sich ausschließlich die Samen. Für eine große Tasse Dill-Tee nehmen wir circa drei Gramm Samen. Der Tee schmeckt ähnlich wie Fencheltee, aber nicht ganz so süß.
Beim Einschlafen hilft Dillwein. Dafür erhitzen Sie ein Glas Weißwein und gießen den heißen Wein über einen Teelöffel Dillsamen. Sie lassen alles mehrere Minuten ziehen, gießen den Wein ab und trinken ihn in kleinen Schlucken.
Beschreibung und Ökologie
Die Pflanze ist einjährig und wächst aus Samen. Sie erreicht maximal 75 Zentimeter, meist weniger, ist glatt, von hellem Grün und duftet intensiv. Die Stängel wachsen aufrecht, die Laubblätter erinnern an einen fiedrigen Kreis, was an Fenchel erinnert.
Als Doldenblütler trägt sie Doppeldolden mit bis zu 50 Strahlen und einem Durchmesser bis zu 15 Zentimeter und verwachsenen Kelchblättern. Insekten und Käfer bestäuben die Blüten. Die Blüte beginnt im Mai und reicht in den August hinein, die Spaltfrüchte reifen zwischen Juli und September und verbreiten sich mit dem Wind oder haften sich an feuchtem Fell oder Gefieder fest zur Verbreitung.
Eine alte Kulturpflanze
Schon die Ägypter der Antike kultivierten das Kraut aus den gleichen Gründen wie heute – als Gewürz und zum Heilen. Die Griechen wie Römer nutzten sein Aroma in der Küche. Dillkraut war damals bereits eine Kulturpflanze, der wilde Dill stammt vermutlich aus Vorderasien.
Die Bibel nennt ihn wörtlich: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Dill und Kümmel, und lasset dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben!” (Matthäus 23,23)
Im Mittelalter diente er vor allem als Heilpflanze. Dillgetränke nahmen die Menschen zu sich, um die Verdauung zu fördern – die Früchte ersetzten das Mundwasser, Tee tranken unsere Vorfahren bei Magenbeschwerden.
Dill selbst anbauen – Anleitung und Tipps
Gurkenkraut können wir in Innenräumen ebenso anbauen wie im Freien, in der offenen Erde wie in Töpfen. Gartendill hat kaum Ansprüche. Der Boden sollte nicht zu verdichtet sein, und er mag keine Staunässe. Bei circa 15 Grad säen Sie ihn direkt ins Freiland. Vorher lockern Sie den Boden auf. Im Frühjahr und Sommer säen Sie regelmäßig von neuem aus, dann können Sie ständig frisch Dill ernten. Sie ziehen eine Rille im Boden und verteilen die Samen gleichmäßig.
Erreicht der Dill 15 Zentimeter, können Sie das Kraut ernten – nach Bedarf. Ab circa 30 Zentimeter sollten Sie die ganze Pflanze schneiden und lagern. Feuchte Böden mit hohem Kompostanteil sind ideal, dabei mag sie leicht sauren Boden. Im Freiland können wir die Samen ab März direkt aussäen, oder aber die Samen in der Wohnung keimen lassen und später pflanzen. Er keimt im Dunklen und in der Kälte. Perfekt ist eine Phase vor dem Keimen mit Temperaturen von 5 bis 10 Grad Celsius.
Bis zum Keimen braucht Dill circa drei Wochen. Wir ernten von Ende Mai bis Oktober. Das grüne Kraut ernten wir, bevor die Blüte einsetzt. Danach ernten wir nur noch die Samen. Getrocknete Blätter und Samen lagern wir in luftdichten Gefäßen.
Die Blätter lassen sich auch in Öl einlegen oder einfrieren. In Alufolie eingewickelt im Kühlschrank hält sich Dillkraut bis zu drei Wochen, klein geschnitten und eingefroren mindestens ein Jahr. Um ihn zu trocken binden Sie ihn an der frischen Luft zu Sträußen, hängen diese mit den Stängeln nach oben und haben so einen Vorrat, der sich Jahre hält.

Dill in der Küche
Dillkraut schmeckt frisch ein wenig herb. Der Geschmack der Samen ist wesentlich intensiver, bitter und mit einem Beigeschmack von Kümmel. Kenner süßen deshalb Dillsamentee mit Honig.
Dill ist ein Allrounder unter den Küchenkräutern. Es passt in Kräuterbutter, Kräuterquarks, Joghurts und Salatsaucen. Als Würze macht er sich gut in Fischgerichten, zum Beispiel für Lachs und Forelle, das Kraut eignet sich auch gut für Salzkartoffeln. Blätter und Dolden gehören zu Gewürzgurken, geben aber wie das Kraut auch Zucchini und Bohnen das gewisse Etwas.
Ein Freund von Zwiebeln und Zitrone
Das beliebte Gewürzkraut harmoniert mit Zitrone, Koriander, Basilikum und Pfeffer, ebenso mit Zwiebeln, Bärlauch, Schnittlauch, Porree, Knoblauch, Senfkörnern und Petersilie.
Fisch wie Lachs, Forelle oder Zander reiben Sie mit dieser Mischung ein, geben zerstoßenen Pfeffer und Salz hinzu und lassen alles zwei Tage im Kühlschrank ziehen, bevor Sie den Fisch zubereiten.
Wichtig: Garen Sie Dill – wenn überhaupt – nur kurz mit. Das Aroma verträgt keine große Hitze und frisch schmeckt er am besten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- List, P. H.; Hörhammer, L.: Chemikalien und Drogen (Am – Ch) (Handbuch der Pharmazeutischen Praxis - Vollständige (4.) Neuausgabe, Band 4), Springer, 2014
- Wittmann, Katrin: Kräuter: 70 Küchenkräuter von A-Z. Mit Minirezepten zum Kennenlernen, Gräfe und Unzier, 2013
- SIEWEK: Exotische Gewürze: Herkunft Verwendung Inhaltsstoffe, Birkhäuser, 2014
- Osterauer, Florian: Kräuter von A-Z: Anbau, Heilwirkung und Verarbeitung, epubli, 2014
- Willfort, Richard: Gesundheit durch Heilkräuter: Erkennung, Wirkung und Anwendung der wichtigsten einheimischen Heilpflanzen, Trauner Verlag, 1997
Wichtiger Hinweis:
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