Ackersenf, eine traditionell genutzte und allgegenwärtige heimische Pflanze, ist heute wenig bekannt. Dabei verdient der herrlich gelb blühende Kreuzblütler durchaus mehr Beachtung. Die Verwendung als pflanzliches Heilmittel, Gewürz in der Küche oder als Bodenschützer und Insektennahrung zeigt Vielseitigkeit dieser einfach anzubauenden Pflanze.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Sinapis arvensis
- Volksnamen: Ackersenf, Acker-Senf, Wilder Senf, Falscher Hederich
- Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
- Verbreitung: Weit verbreitet in Europa, Nordafrika und Teilen Asiens; wächst vor allem auf Ackerflächen, an Feldrändern und in Gärten, darüber hinaus weltweites Vorkommen
- Verwendete Pflanzenteile: Samen, manchmal die jungen Triebe
- Inhaltsstoffe: Senfölglykoside (Sinapisin), Senföl, Flavonoide, Mineralstoffe, ätherische Öle, Ballaststoffe
- Traditionelle Anwendungsgebiete: Erkältungskrankheiten, Husten, Bronchitis
(als Schleimlöser), Entzündungen, Muskel- und Gelenkschmerzen (äußerlich angewendet), Anregung der Durchblutung, Verdauungsbeschwerden
Ackersenf – Eine Übersicht
- Ackersenf enthält hauptsächlich Senfölglykoside wie Sinapisin, die für den scharfen Geschmack verantwortlich sind und schleimlösende sowie entzündungshemmende Wirkungen haben.
- Weitere Inhaltsstoffe und gesundheitsfördernde Effekte haben den Ackersenf schon früh zu einer traditionellen Heilpflanze in der Volksmedizin gemacht.
- Senfsamen und -blätter kann man in verschiedenen Zubereitungen äußerlich und innerlich für verschiedene Heilwirkungen anwenden.
- Senfsamen und -blätter kann man in verschiedenen Zubereitungen äußerlich und innerlich für verschiedene Heilwirkungen anwenden.
- Die Pflanze wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, lehmigen Böden und ist in Europa heimisch sowie weltweit verbreitet.
- Ackersenf lässt sich gut im eigenen Garten anbauen und dient dort als Schutz gegen Schädliche und Unkraut, als Nahrung für Schmetterlingsraupen und trägt einem guten Boden bei. Auch als Gründünger ist die Pflanze geeignet.
Sinapis arvensis – Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung
Ackersenf enthält – wie andere Senfe – Senfölglykoside, wenn auch nicht in gleich hohen Konzentrationen wie etwa der Weiße Senf oder der Schwarze Senf.
Die Senfölglykoside (Sinapisin) sind die Hauptwirkstoffe der Pflanze, die in Senföle umgewandelt werden und für den scharfen Geschmack verantwortlich sind. Die Glykoside haben eine schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung.
Für Blütenextrakte von Sinapis arvensis wurde in einer Studie (2022) eine entzündungshemmende Wirkung aufgezeigt. Abhängig von der Konzentration kann die Wirkung mit der von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), wie zum Beispiel Diclofenac, vergleichbar sein.
Laut einer Studie (2018) haben Senfölen antimikrobielle Effekte sowie Wirkungen auf zellulärer Ebene, was potentiell auch krebshemmende Effekte beinhalten kann. Neben Senföl ist auch noch weiteres ätherisches Öl zu finden, welches ebenfalls zum typischen Senfaroma beiträgt.
Außerdem sind Flavonoide, mit antioxidativen Eigenschaften, Schleimstoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten, die für die allgemeine Gesundheit von Bedeutung sind. Das Weiteren sind Ballaststoffe enthalten, die unter anderem die Verdauung fördern können.
Ackersenf in der Volksmedizin
In der Volksmedizin hat Ackersenf eine lange Tradition. Die Pflanze wurde gegen rheumatische Schmerzen, Gelenkschmerzen, Halsweh, Bronchitis und Verdauungsbeschwerden ebenso angewandt wie zur Förderung der Verdauung und Durchblutung. Es heißt, dass der Verzehr der Blätter und oberirdischen Pflanzenteile den Stoffwechsel anregt.
Traditionelle medizinische Anwendungen
Ackersenf wird traditionell also sehr vielseitig und dabei äußerlich wie innerlich verwendet. Für die äußerliche Anwendung, werden zumeist die Samen zu einem Brei zerstampft. Dieser wird etwa als Umschlag auf die Haut aufgelegt. Der Senf wärmt die Haut, aktiviert die Durchblutung beschleunigt so die Heilung.
Die jeweiligen Hautstelle sollte man zuvor mit einer Fettcreme einreiben, da das scharfe Öl die Haut reizen kann. Daher sollte man Senfumschläge auch niemals auf offene Wunden legen, sondern nur auf schmerzende Stellen, bei denen Wärme die Beschwerden mindert. Äußere Umschläge lindern auch die Symptome bei Halsschmerzen, Bronchitis und rheumatischen Beschwerden.
Für die innere Anwendung werden aus Keimlingen und/oder Samen einen Tee kochen. Das Trinken dieses Tees kann eine Verstopfung oder andere Darmleiden abmildern.
Senfmehl-Fußbäder sind ein probates Mittel, um entzündliche Prozesse der oberen Atemwege (Sinusitis, Angina, Erkältungen) zu behandeln. Man gibt zwei Handvoll gemahlene Senfsamen, (allerdings bevorzugt Samen des Schwarzen Senfs), in einen zehn Liter Eimer heißes Wasser und stellt die Füße bis zum Unterschenkel hinein. Wenn die Beine sich röten und sehr warm anfühlen oder es sich bereits unangenehm anfühlt, soll man das Bad beenden.
Wilder Senf – Nutzung in früheren Zeiten
Bereits Menschen in der Jungsteinzeit nutzten den Wilden Senf. Später war er in Rom und Griechenland weit verbreitet, wobei in der heutigen Zeit Senfgemüse oder andere Zubereitungen und Verwendungen kaum noch bekannt sind. Früher galt die Pflanze als Mittel, um die sexuelle Lust zu „schärfen“, während Pythagoras glaubte, er stärke den Verstand. Im Mittelalter trugen Frauen Senfsamen und glaubten, dass ihnen so die Männer verfallen würden.
Senfpflanze – Verwendung in der Küche
Die Blätter des Ackersenfs dienen klein geschnitten als Gewürz, die Blütenknospen lassen sich braten, kochen oder backen. Die Pflanze selbst muss lange gekocht werden, damit sie weich genug wird für ein gutes Gemüse, das sich gut als Beilage zu Fisch – und Fleischgerichten eignet.
Senfblätter und Senfsamen lassen sich hervorragend mit Grünkohl zusammen auf- und einkochen und geben diesem ein besonderes Aroma.
Die rohen Blätter können kleingehackt in Quark eingerührt oder mit Butter und Salz vermischt werden – so können schmackhafte Dips oder Brotaufstriche zubereitet werden.
Senf selbst zubereiten
Wir können aus Ackersenf ganz einfach Küchensenf herstellen. Dazu brauchen wir als Basis Senfsamen, Essig, Salz und einige Löffel Öl. Für weitere Geschmacksrichtungen eignen sich zum Beispiel auch Honig, Nelken, Zimt, Muskat, Wacholderbeeren, zerstoßene Lavendelblüten, Thymian, Rosmarin, Majoran, Dill, Petersilie, Schnittlauch, Knoblauch, Salbei, milde Paprika, Lorbeerblätter sowie Schwarzer Pfeffer als Zutaten.
Eine Handvoll Samen wird zu Pulver zerstoßen, dieses mit kochendem Wasser übergossen und zu einem Brei verrührt. Der Brei sollte für einen Tag ruhen, dann werden die übrigen Zutaten hineingerührt und alles sollte drei Stunden im Kühlschrank ziehen vor dem Verzehr.
Ackersenf – Beschreibung und Merkmale
Ackersenf ist einjährig, wächst bis 60 cm hoch, sein Stängel kann Haare tragen, die unteren Blätter sind gestielt. Die Blüten sind zwittrig und weisen vier waagerechte Kelchblätter auf; die Kronblätter leuchten charakteristisch „giftgelb“.
Vor allem aufgrund der leuchtend gelben Blüten wird Senf häufig mit Raps und auch Hederich verwechselt, doch die Blütenblätter des Hederichs zeigen violette Adern und die Blüten sind hellgelb oder weiß. Die Rapsblüten sind sehr ähnlich, sie blühen aber nicht gleichzeitig mit Senf. Ackersenf blüht von Mai bis Oktober und bildet bis zu 13 Samen in zwei Fächern der kahlen Schoten aus.
Den Senf bestäuben vor allem Bienen, Käfer und Fliegen. Die Samen können durch Wind, Tiere oder Menschen verbreitet werden. Die Samen sind umhüllt von einer Samenschale – diese quillt bei Feuchtigkeit auf, wird klebrig und kann dadurch das Anhaften und die Weiterverbreitung begünstigen.
Das enthaltene Senföl ist nicht nur für die Menschen in seiner Verwendung von Bedeutung, sondern hat auch für die Pflanze einen wichtigen Effekt – es hält pflanzenfressende Insekten ebenso ab wie Pilze und andere Krankheitserreger. Wenige Arten haben sich aber gerade deswegen auf Senf spezialisiert: So fressen die Raupen des Kohlweißlings bevorzugt Senfpflanzen, da diese sie ebenfalls vor Fressfeinden schützen.
Vorkommen und Standort
Natürlich verbreitet ist er in Europa, Nordafrika und Asien, heute kommt er aber weltweit in den gemäßigten Zonen vor. Ackersenf stammt ursprünglich mutmaßlich aus dem Mittelmeergebiet – von dort brachten ihn Bauern vor langer Zeit nach Mittel- und Nordeuropa.
Wilder Senf wächst häufig auf Brachland, am Wegesrand, auf Bahndämmen, Schuttplätzen und verlassenen und verwilderten Grundstücken. Er bevorzugt lehmreiche Böden mit vielen Nährstoffen und hohem Stickstoffgehalt. Sind diese Bedingungen gegeben, kann die Pflanze sich schnell ausbreiten. Dabei bevorzugt Ackersenf mäßige Wärme und Halbschatten.
Senf im Garten – Anbautipps
Ackersenf eignet sich ausgezeichnet, um Gartengemüse, wie zum Beispiel Zucchini, vor bestimmten Schädlingen zu schützen. Mit seinen Senfölen verbessert er außerdem die Bodenqualität indem unter anderem Krankheitserreger abgetötet werden. Auch lässt er sich ausgezeichnet als Gründünger verwenden. Senf wächst schnell und bildet eine dichte Pflanzendecke, die Unkraut reduziert.
Ackersenf eignet sich bestens, um schwere Böden aufzulockern. In schwerer Muttererde lassen Sie den Senf einen Sommer wachsen zur Verbesserung des Bodens. Ackersenf braucht Sonne, Kalk und Lehm. Er sollte bevorzugt an einen Ort mit direkter Sonnenbestrahlung oder Halbschatten gepflanzt werden – ideal ist die Südseite eines Hügels.
Die Blätter werden meist ab April geerntet. Im Juni blüht der Senf, danach sollten die Blätter nicht mehr gesammelt werden. Senfsamen sind zwischen September und Oktober reif, wenn die Schoten trocken sind.
Um in einem Naturgarten heimischen Schmetterlingen etwas Gutes zu tun gehört auch der Ackersenf – er bietet Raupen eine gute Nahrungsgrundlage. Zu den Raupen, die den Ackersenf bevorzugen, gehören neben den Weißlingen auch Aurora- und Resedafalter.
In einer wilden Ecke für Schmetterlingsraupen kann Ackersenf für die Weißlinge kombiniert werden mit Pflanzen für andere Arten, etwa Doldenblütler, Brennnessel, Klee und andere Arten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Valentina Boscaro, Luisa Boffa,Arianna Binello, et al.: Antiproliferative, Proapoptotic, Antioxidant and Antimicrobial Effects of Sinapis nigra L. and Sinapis alba L. Extracts; in: Molecules, Volume 23, Issue 11, 3004, 2018, MDPI
- T Ashwini, Arul Amutha Elizabeth, Sneha Aishwarya, et al.: Sinapis arvensis-Wild Mustard as an Anti-inflammatory Agent: An In-vitro Study, in: Journal of Clinical and Diagnostic Research, Volume 16, Issue 12, FC06-FC08, 2022, JCDR
- Bundesamt für Naturschutz (BfN): www.floraweb.de (Abruf: 03.02.2018), Artinformation: Sinapis arvensis L
- Spohn, Margot: Was blüht denn da - die Enzyklopädie. Über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Extra: 500 Detailzeichnungen, Franckh Kosmos Verlags GmbH, 2005
- Krist, Sabine; Buchbauer, Gerhard; Klausberger, Carina: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle, Springer, 2012
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.