Ginseng ist in China Symbol für ein langes gesundes Leben. Dabei gilt er im Gebiet seines natürlichen Vorkommens nicht als Wunderarznei, sondern als Allheilmittel, um psychisches wie physisches Ungleichgewicht auszubalancieren. Die Wurzel gehört im Fernen Osten zu einer ausgewogenen Ernährung und hat einen hohen Stellenwert.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Panax ginseng
- Volksnamen: Allheilkraut, Gilgen, Koreanischer Ginseng, Schinseng; Wurzel: Schinsengwurzel, Lebenswurzel, Ginsengwurzel, Samwurzel, Panaxwurzel, Lebensverlängerungswurzel
- Familie: Araliaceae
- Verwendete Pflanzenteile: Die unterirdischen getrockneten Pflanzenteile (Wurzeln)
-
Inhaltsstoffe (Auswahl):
- Ginsenoside,
- Polysaccharide wie Panaxane und Ginsenane,
- Polyacetylene wie Falcarinol und Panaxynol,
- Peptidoglycane,
- Phytosterone (pflanzliche Hormone),
- Triglyceride,
- Peptide,
- Aminosäuren,
- Proteine,
- Fettsäuren,
- ätherische Öle,
- Zucker,
- Stärke,
- Vitamin C,
- Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium,
- Spurenelemente wie Selen und Eisen.
- Anwendungsgebiete (vor allem in der traditionellen asiatischen Heilkunde):
- Schwächezustände,
- Kreislaufstörungen,
- Impotenz,
- Herzschwäche,
- Wechseljahrbeschwerden,
- Überzuckerung,
- Übergewicht,
- Konzentrationsschwäche,
- chronische Müdigkeit,
- Abgeschlagenheit.
Panax ginseng – eine Übersicht
- Panax ginseng ist ein traditionelles Mittel (vor allem in Asien), um Energie zu spenden, die Leistung zu steigern, Stress zu reduzieren, Muskeln zu entspannen und die männliche Potenz zu erhöhen.
- Eindeutig wissenschaftlich rechtfertigen lässt es sich nicht, Ginseng als Mittel einzusetzen, um bestimmte Krankheiten zu behandeln. Anerkannt ist Ginseng hingegen als adaptogene Pflanzenmedizin, die die Anpassung des Körpers steigert, zum Beispiel, um besser mit Stress umzugehen.
- Zur Gattung Panax, gehören neben Panax ginseng viele weitere Arten, wie auch der Amerikanische Ginseng Panax quinquefolius und der Japanische Ginseng Panax japonicus. Die bioaktiven Stoffe der einzelnen Arten ähneln sich.
- Panax ginseng gedeiht in den Misch- und Laubwäldern der Mandschurei im äußersten Nordosten Chinas, der Primorje Region im fernsten Osten der russischen Amur-Ussuri-Region und in Nordkorea.
- Ginsengwurzeln sind in Korea eine oft genutzte Küchenpflanze. Sie lassen sich roh verzehren, dünsten, braten oder frittieren und werden zu Kapseln, Tee, Sirup, Getränken oder Bonbons weiterverarbeitet.
- In Europa bekommen wir meist Weißen Ginseng, dessen Extrakt in der Regel um die vier Prozent Ginsenoside enthält. Japanischer Roter Ginseng bietet um die acht Prozent dieser bioaktiven Stoffe.
Inhaltsstoffe von Ginseng
Ginseng gilt als Adaptogen – seine Stoffe verbessern demnach die Fähigkeit des Organismus, sich an Störungen anzupassen. Die für die Wirkung beim Menschen wichtigsten Stoffe sind die Ginsenoside.
Weitere bioaktive Stoffe in Panax ginseng sind:
- Polysaccharide wie Panaxane und Ginsenane,
- Polyacetylene wie Falcarinol und Panaxynol,
- Peptidoglycane,
- Phytosterone (pflanzliche Hormone),
- Triglyceride,
- Peptide,
- Aminosäuren,
- Proteine,
- Fettsäuren,
- ätherische Öle,
- Zucker,
- Stärke,
- Mineralstoffe.
Zu den enthaltenen Mineralstoffen und Spurenelementen in gehören Kalium, Calcium, Magnesium, Selen und Eisen.
In Deutschland wird meist der Weiße Ginseng aus Korea genutzt. Beim Weißen und Roten Gingseng handelt es sich um unterschiedliche Verarbeitungsweisen. Weiße Wurzeln werden nur getrocknet und behalten so ihre natürliche Farbe. Rote Ginsengwurzeln werden vor der Trocknung mit Wasserdampf behandelt, was zu einer rötlichen Verfärbung führt.
Ginsenoside
Ginsenoside sind Saponine, und diese können generell die Immunabwehr des Körpers verbessern. Es handelt sich, genauer gesagt, um bidesmosidische Triterpensaponine vom tetrazyklischen Dammaran-Typ, von denen circa 30 bekannt sind, die sich in ihren Wirkungen unterscheiden. Dem Ginseng nachgesagte Wirkungen gegen zu hohen Blutdruck, um Entzündungen zu hemmen und Krämpfe zu lösen, knüpfen an Effekte an, die diese Saponine auslösen könnten.
Für die medizinische Qualität des Ginseng gilt: Je höher die Konzentration an Ginsenosiden ist, desto besser. Ginseng-Produkte in Deutschland müssen mindestens 1,5 Prozent Ginsenoside enthalten, in der Schweiz sogar zwei Prozent.
Diese Ginsenoside sitzen vor allem in der äußeren Wurzelrinde, und ihre Menge ist umso größer, desto älter die Pflanze wird. Im Wurzelhals befinden sich weniger dieser Saponine als in den äußeren Wurzeln. Sie bestehen aus Zuckern und Alkohol und wirken ähnlich wie Sexualhormone oder Cortison. Sie schützen den Ginseng vor schädlichen Mikroben wie Bakterien und Pilzen.
Ätherische Öle
Panax ginseng bietet 0,05 Prozent ätherische Öle, die aus rund 200 Stoffen bestehen, den Polyazetylenen. Diese wirken vermutlich als Zelltoxine gegen Tumorzellen, könnten demnach Krebs im Entstehen bremsen. Sie fördern zudem potenziell die Durchblutung, da sie möglicherweise verhindern, dass Blutplättchen verklumpen, was zum Verstopfen von Blutwegen und damit zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen kann.
Phenole in Panax ginseng
Ginseng enthält Vanillin und Salicylsäure. Salicylsäure hemmt Entzündungen, lindert Schmerzen, senkt Fieber und löst Horn auf. In Arzneimitteln dient es dazu, Hornhaut aufzulösen sowie Warzen, Akne, Hühneraugen, Schuppenflechte, Hautschuppen und verhornte Ekzeme zu bekämpfen. Außerdem wird es bei lokalen Schmerzen eingesetzt – besonders bei rheumatischen Beschwerden.
Peptide im Ginseng
Diese pflanzlichen Eiweiße regulieren den Insulinspiegel und wirken ähnlich wie das in der Bauchspeicheldrüse hergestellte Insulin.
Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente
Ginseng enthält Vitamin C in veritabler Menge, außerdem Vitamine aus dem B-Komplex. An Mineralstoffen und Spurenelementen kommen Magnesium, Natrium, Kalium und Kalzium, Phosphor, Eisen, Kuper, Mangan und Zink, Arsen und Chrom, Selen, Bor, Vanadium, Kobalt, Nickel, Molybdän und das Spurenelement Germanium vor.
Germanium wird zwar immer wieder als Nahrungsergänzungsmittel angepriesen und suggeriert, es wirke gegen Krebs, chronische Erschöpfung, Immunschwäche, Bluthochdruck oder Arthritis. Doch es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis für einen positiven Effekt auf auch nur eine dieser Erkrankungen.
Germanium ist in der EU nicht als Nahrungsergänzung zugelassen und nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft kein essentielles Spurenelement, dessen Fehlen zu Mangelerkrankungen führen würde. Dafür könnte es aber Diuretika und die Wirkung körpereigener Enzyme blockieren – es ist potenziell also sogar schädlich.
Ginseng – Wirkung
In der Überlieferung Koreas, Chinas und Japans soll Ginseng unter anderem die Nerven, das Gedächtnis und die Konzentration stärken, die Nieren stimulieren und die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen Krankheiten erhöhen. Ginseng soll die Protein- und RNA-Synthese in der Leber steigern und somit ermöglichen, Stresssituationen besser zu bewältigen.
Ginsengwurzel in der Volksmedizin
Anerkannt ist eine indirekte Wirkung der Ginsengwurzel mit ihrer Kombination an verschiedenen Inhaltsstoffen, indem Funktionen des Körpers gestärkt werden, die Krankheiten vorbeugen und diese bekämpfen.
In der Volksmedizin Nordostasiens soll sie Leberleiden vorbeugen, ebenso den Blutdruck senken und gegen chronische Müdigkeit helfen, Stress reduzieren, in den Wechseljahren unterstützen, Arterienverkalkung bremsen und das Immunsystem stärken.
Studien verweisen darauf, dass Ginseng das Immunsystem aktiviert und dadurch dem Körper hilft, grippale Infekte besser zu bewältigen. Ginseng wird in der Volksmedizin ebenfalls eingesetzt bei Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane, des zentralen Nervensystems sowie des Stütz- und Bewegungsapparates.
Ginseng gegen Diabetes
Ginsengwurzeln, genauer gesagt die darin enthaltenen Ginsenoside, sind vermutlich effektiv, um Diabetes zu behandeln. Indessen ist unklar, ob einzelne Komponenten in diesen Stoffen oder eine Mischung den therapeutischen Effekt erhöhen. Wurzelextrakte ebenso wie isolierte Ginsenoside zeigten in Studien Effekte gegen Überzuckerung, reduzierten die Insulinresistenz und steigerten die Insulinproduktion.
Bisher lässt sich Ginseng jedoch kaum effektiv in einer medizinischen Therapie gegen Diabetes einsetzen, da es noch zu wenige umfassende klinische Studien dazu gibt, auf deren Basis standardisierte Medikamente entwickelt werden könnten.
Ginseng bei Übergewicht
Übergewicht gilt als Risikofaktor für diverse Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Krebs und Diabetes Typ 2. Einige Ginsenoside fördern die Insulinresistenz, indem sie die Akkumulation der Triglyceride in den Zellen ankurbeln, wie in einer Studie gezeigt werden konnte. Die Ginsenoside Rg3, Rh2 und Rb1 wirken gegen Übergewicht, wobei nicht geklärt ist, in welche Prozesse sie genau eingreifen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Ginseng-Produke haben kaum Nebenwirkungen. Sie beeinflussen allerdings die Blutgerinnung und können deshalb dazu führen, dass Blutungen länger anhalten als gewöhnlich. Daher sollten Sie vor einer Operation keine Ginseng-Präparate einnehmen. Bei gleichzeitiger Einnahme gerinnungshemmender Medikamente sollte zuvor ein ätzlicher Rat eingeholt werden.
Bei Konzentrationsschwäche oder dauerhafter Müdigkeit – die klassischen Anwendungsgebiete für Ginseng – sollten Sie ausschließen können, dass die Ursachen ernste Erkrankungen sind, für die eine andere Therapie nötig ist.
Zudem kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen, so dasse eine Einnahme stetes unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Eine Einnahme mit koffeinhaltigen Getränken, wie etwa Kaffee, kann zu verstärkten Reaktionen des Körpers und damit verbundenen Unverträglichkeiten führen.
Auch gerade bei den postulierten Anwendungsgebieten zur Regulierung von Blutdruck und Blutzucker ist Vorsicht geboten. Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck sollten nicht ohne ärtzliche Rücksprache zu Ginseng-Produkten greifen.
Ginseng-Tee
Für einen Ginseng-Tee übergießen Sie circa 150 Milliliter der fein geschnittenen Wurzel mit kochendem Wasser, lassen die Mischung rund zehn Minuten ziehen und seihen sie dann ab. Täglich trinken Sie davon ein bis drei Tassen über mehrere Wochen hinweg.
Ginseng als Nahrungsmittel
Ginseng ist in Ostasien als Nahrungsmittel beliebt. Es gibt Ginseng-Kapseln, frittierte Ginseng-Wurzeln, Ginseng-Likör und Ginseng-Schnaps. Ginseng findet sich in Fertigsuppen und als Teepulver. In Südkorea werden Ginseng-Wurzeln kandiert und wie kandierter Ingwer gegessen. Ginseng wird auch Kaffee beigesetzt, da er die Nerven beruhigen soll. Nicht für jeden Menschen ist allerdings eine solche Mischung gut verträglich. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cui, J. F., Garle, M., Björkhem, I. et al.: Determination of aglycones of ginsenosides in ginseng preparations sold in Sweden and in urine samples from Swedish athletes consuming ginseng; in: Scandinavian Journal of Clinical and Laboratory Investigation, Volume 56, Issue 2, Seite 151-160, 1996, Taylor & Francis Online
- Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Biochemie, Dozent: Dr. H. Geyer, Referent: Patrick Wahl, Seminar: Ernährung und Nahrungsergänzungsstoffe im Sport: Ginseng. Abgerufen am 18.05.2021, Deutsche Sporthochschule Köln
- Helms, Steve: Cancer prevention and therapeutics: Panax ginseng; in: Alternative Medicine Review: A Journal of Clinical Therapeutic, Volume 9, Issue 3, Seite 259-274, 2004, PubMed
- Jung, N.P., Jin, S.-H.: Studies on the physiological and biochemical effect of Korean ginseng; in: Korean J Ginseng Sci, Volume 20, Seite 431-471, 1996, ResearchGate
- Ingrid Pfendtner: Die heilende Kraft des Ginseng - Inhaltsstoffe, Wirkung, Anwendung. Open Publishing, Kindle Ausgabe, 2015
- Quan, F., Compans, R., Cho, Y.-K. et al.: Ginseng and Salviae herbs play a role as immune activators and modulate immune responses during influenza virus infection; in: Vaccine, Volume 25, Issue 2, Seite 272-282, 2007, ElseVier
- Vogler, B.K., Pittler, M.H., Ernst, E.: The efficacy of ginseng. A systematic review of randomised clinical trials; in: European Journal of Clinical Pharmacology, Volume 55, Issue 8, Seite 567-575, 1999, SpringerLink
- Vuksan, Vladimir, Stavro, Mark, Sievenpiper, John et al.: American Ginseng Improves Glycemia in Individuals with Normal Glucose Tolerance: Effect of Dose and Time Escalation; in: Journal of the American College of Nutrition, Volume 19, Issue 6, Seite 738-744, 2000, PubMed
- Vuksan, Vladimir, Stavro, Mark, Sievenpiper, John et al.: Similar postprandial glycemic reductions with escalation of dose and administration time of American ginseng in type 2 diabetes; in: Diabetes Care, Volume 23, Issue 9, Seite 1221-1226, 2000, Diabetes Care
- Wu, Z., Luo, J., Luo, L. et al.: American ginseng modulates pancreatic beta cell activities; in: Chinese Medicine, Volume 2, Article Number 11, 2007, BMC
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.