Die verschiedenen Kohlsorten sind vitaminreich und kalorienarm, also bestens für eine Diät geeignet. Magisch, wie sie der Erfinder der „magischen Kohlsuppendiät“ nannte, sind sie allerdings nicht. In Nordeuropa stellten Sauerkraut (vergorener Weißkohl), Wirsing und Grünkohl im Winter einige der wenigen Möglichkeiten dar, einem Vitaminmangel vorzubeugen. Abnehmen und eine gesunde Ernährung sind zwei verschiedene Paar Schuhe: Viel Obst zu essen ist zwar wegen der in Früchten enthaltenen Vitamine gesund, der Zuckergehalt versorgt uns aber mit reichlich Kalorien – ein großer Apfel enthält beispielsweise 20 Kalorien mehr als ein Glas Coca Cola.
Inhaltsverzeichnis
Wieso Kohlsuppe?
Die Kohlsuppendiät, genauer gesagt Diäten, denn es gibt davon eine Vielzahl, baut in den Diätplan an mehreren Tagen in der Woche Kohlsuppen ein. Das Konzept ist simpel: Kohl sättigt demnach und verhindert Heißhungergefühle.
Von der ebenso schwer verdaulichen wie kalorienarmen Suppe sollen die Betroffenen so viel essen, wie sie wollen, und so Fressattacken vorbeugen. Der „Fatburner“ Kohl verbrauche angeblich durch die schwere Verdauung mehr Kalorien als er zuführe, so die These.
Vertreter solcher Kohldiäten behaupten, mit einer Kohldiät ließen sich fünf bis acht Kilo in einer Woche abnehmen. Kritiker halten dies für eine Mogelpackung: Die kalorienarme Kohldiät wirke, in Verbindung mit einem Nährstoffmangel durch die einseitige Ernährung, entwässernd, weil der Körper an seinen eigenen Kohlenhydratvorräten zehre.
Das fehlende Eiweiß führe außerdem dazu, dass der Körper Muskeln abbaue, und die wiegen mehr als Körperfett. Um ein Verbrennen von Fett, also nachhaltige Abnahme des Gewichts, handle es sich also nicht.
Mittelfristig würde demzufolge eine Kohldiät sogar zu einer Gewichtszunahme führen: Der Körper braucht nämlich Energie, um die Muskeln zu versorgen. Deshalb verbraucht jemand, der mehrmals die Woche im Kraftsportcenter trainiert, selbst im Ruhezustand bis zu dreimal mehr Kalorien als jemand, dessen Muskeln untrainiert sind.
Mit Sport verbundene Diäten sind aus diesem Grund sinnvoll. Man kann zwar auch ohne irgendwelche Bewegung abnehmen, wenn man weniger Kalorien aufnimmt, als der Körper verbraucht, doch kann ein durchtrainierter Mensch sich eben mehr Kalorien zuführen. Kraftsporttrainer essen zum Frühstück zum Beispiel sechs Brötchen oder einen großen Teller Pasta, um ihre Muskeln überhaupt versorgen zu können.
Einfach zu organisieren
Ein Vorteil der Kohlsuppendiät ist, dass ihre Zutaten leicht zu beschaffen und sehr günstig sind. Statt extrem teuren Appetithemmern oder exotischen Lebensmitteln gibt es die Hardware in jedem Supermarkt.
Grundzutaten sind zum Beispiel Weißkohl, Grünkohl oder Wirsing, Karotten, Tomaten, Paprika, Petersilie oder Sellerie. Wer einen Bund Suppengrün und einen Weißkohl kauft, hat außer Salz und Pfeffer schon nahezu alles, was er braucht. Zudem lässt sich die Suppe in großen Mengen zubereiten und einfrieren oder in eine Thermoskanne füllen, um unterwegs verspeist zu werden.
Einseitigkeit
Der Fokus auf das „Zaubermittel“ Kohl bedeutet auch, dass kleine Genüsse zwischendurch tabu sind. Je nach Grad des Purismus sind selbst Obst oder anderes Gemüse nicht erlaubt.
Eine Ergänzung mit Pute, Huhn oder fettarmem Fisch widerspräche der reinen Lehre. Dann wäre es zwar immer noch eine Diät, aber keine Kohlsuppendiät mehr.
Auch wenn die Kohlsuppe satt macht, steigt der Heißhunger auf die verbotenen Speisen: Appetit und Hunger entstehen physiologisch nicht primär, weil der Magen leer ist, sondern weil dem Organismus Nährstoffe fehlen: Bei der Kohlsuppendiät sind das vor allem Eiweiße, aber auch Kohlenhydrate.
Zudem ist Kohl kein „einfaches Lebensmittel“, besonders, wenn er täglich auf den Tisch kommt. Manche Menschen ekeln sich geradezu vor dem Geruch von gekochtem Kohl, und vermutlich wesentlich mehr Personen sind die durch den Kohl ausgelösten Blähungen ebenso unangenehm wie der aufdringliche Geruch des Stuhlgangs.
Viele Menschen, die eine Kohlsuppendiät durchzogen, berichten, dass sie die Suppe in den ersten Tagen mochten, ihnen aber später schlecht wurde, wenn sie gekochten Kohl nur rochen. Dabei sind Geschmack und Geruch von Weißkohl durchdringend, ganz egal, ob dieser mit Chili, Knoblauch oder mediterranen Kräutern gewürzt ist.
Positive Aspekte
Kohl enthält viele Vitamine und Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe, die die Gesundheit fördern und wahrscheinlich sogar Krebs vorbeugen. Kohl enthält außerdem eine Menge Ballaststoffe, allerdings mit der Nebenwirkung von starken Blähungen. Generell ist gegen eine Kohlsuppe nichts einzuwenden.
Lockere Varianten
Die Kohlsuppendiät ist nicht für alle gleich. Heute bieten die meisten Kohlsuppendiäten Freiräume, die die eintönige Ernährung etwas auflockern.
Bei manchen dieser Diäten dürfen sich die Betroffenen zwischendurch Obst gönnen, bei anderen sind ganze Tage mit anderem Gemüse als Kohl gefüllt; wieder andere Kohlsuppendiäten erlauben auch Pellkartoffeln, fettarmen Joghurt und Magerquark.
In aller Regel wird empfohlen, viel Wasser zu trinken – bis zu drei Liter pro Tag. Alkohol und Kaffee gelten hingegen als tabu. Manche Varianten sehen Eiweißshakes oder Proteinmüsli zum Frühstück vor, um dem Proteinmangel vorzubeugen.
Was sagen Wissenschaftler?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt vor einer Kohldiät wie vor allen einseitigen Crash-Diäten. Der wesentliche Kritikpunkt ist der Eiweißmangel. Auch die Behauptung, dass Kohl die Fettverbrennung verstärke, hat keine wissenschaftliche Basis.
Generell ist bei allen Diäten, die einen beschleunigten Stoffwechsel und ein vermehrtes Verbrennen von Fett durch bestimmte Nahrungsmittel versprechen, Skepsis angesagt. Der Stoffwechsel spielt nur eine sehr geringe Rolle dabei, ob wir zu- oder abnehmen.
Das biologische Gesetz ist simpel: Wir nehmen ab, wenn wir weniger Kalorien aufnehmen als der Körper verbraucht, und wir nehmen zu, wenn wir mehr Kalorien zu uns nehmen.
Selbst bei Krankheiten, die mit einem gestörten Stoffwechsel einhergehen wie beispielsweise Schilddrüsenbeschwerden, sind die Auswirkungen auf das Körpergewicht meist nicht gravierend.
Schlimmer noch: Wenn unser Stoffwechsel so aus dem Lot gerät, dass wir deshalb abnehmen, sind damit schwere Symptome verbunden: Konzentrations- und Gleichgewichtsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit, Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Schwächegefühle. Sogar Kurzatmigkeit wegen Sauerstoffmangel können die Folge sein.
Umgekehrt: Bewegt sich unser Stoffwechsel außerhalb des Spektrums ernster Erkrankungen, hat er relativ wenig Auswirkungen darauf, wie viel wir abnehmen. Dr. Nadja Hermann widmet sich diesem Mythos Stoffwechsel in einem Extrakapitel ihres Buchs „Die Fettlogik überwinden“.
Laut Anhängern der Kohlsuppendiät entfernt die Kohlsuppe durch ihre Ballaststoffe „Schlacken“ aus dem Körper. „Schlacken“ sind indessen eine esoterische Fantasie.
Der Wissenschaft ist so etwas wie „Schlacken“ im Zusammenhang mit dem menschlichen Körper nicht bekannt. Wenn die Kohlsuppendiät wirkt, dann liegt das an der reduzierten Kalorienzufuhr.
Was oder wie viel?
Die Kohlsuppendiät gehört zu den Diäten, die sich aus dem Gedanken entwickelten: Es kommt nicht darauf an, wie viel, sondern was du isst. Diese stehen im Gegensatz zu den Diäten, in denen es darum geht, wie viel jemand isst.
Diese Debatte ist allerdings eine Scheindebatte: Kohl, aber zum Beispiel auch Kabeljau, Putenfilet, oder Magerquark haben viel weniger Kalorien als Räucheraal, Gänseschenkel oder Roquefortkäse. Ein Mensch kann davon also vier- bis fünfmal so viel essen, bis er auf die gleiche Kalorienmenge kommt.
Das Resultat ist aber das gleiche: Es kommt immer darauf an, unter der Menge an Kalorien zu bleiben, die der individuelle Körper verbraucht. Diese Menge unterscheidet sich vor allem wegen der Körpermasse.
Ein muskulöser Mann mit 100 Kilogramm und zwei Meter Körpergröße zum Beispiel würde mit 2000 oder mehr Kalorien pro Tag abnehmen, eine Frau, die sich kaum bewegt und 50 Kilo wiegt, müsste ihre täglichen Kalorien auf circa 1200 am Tag reduzieren, um abzunehmen.
Die Kohlsuppendiät lässt kalorienreiche Nahrungsmittel rigoros weg. Statt also den Tag lang zu darben, um sich abends einen Eisbecher mit Schlagsahne zu genehmigen, können die Betroffenen tatsächlich viel mehr essen, da der Kohl sehr wenig Kalorien hat.
Eine typische Kohlsuppe
Für eine klassische Kohlsuppe brauchen Sie:
Zutatenliste Standard-Kohlsuppe | |
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Auch Ingwer, Chili, schwarzer wie weißer Pfeffer harmonieren mit Weißkohl, ebenso Knoblauch, Bärlauch und Schnittlauch.
Sie schneiden das Gemüse in kleine Stücke. Zuerst kochen sie den Kohl mit fünf Liter Wasser auf. Dann reduzieren sie die Hitze und lassen das restliche Gemüse bei kleiner Flamme weitere 20 Minuten köcheln. Die Kräuter fügen sie erst kurz vor dem Ende hinzu.
Das Grundrezept lässt sich variieren, ohne die Kalorienmenge großartig zu verändern. Sie können zum Beispiel weiße Rübchen mitkochen, ein wenig Giersch aus dem Garten dazu geben, statt Weißkohl Chinakohl oder Wirsing verwenden.
Tabu sind aber „klassische“ Zutaten einer nordeuropäischen Kohlsuppe wie Mettwürstchen, Bauchspeck, Hammel oder Knochenmark. Diese dienten unseren Vorfahren zur zusätzlichen Fett- und Kalorienzufuhr, die bei einer Diät gerade vermieden werden soll.
Es spricht aber nichts gegen diverse Gemüse wie Kürbis, Schwarzwurzeln oder Zucchini, manche „veredeln“ die kalorienarme Kost sogar durch grünen Spargel, Liebhaber exotischer Genüsse fügen bisweilen Bambussprossen hinzu. Gekeimte Kresse und diverse Sprossen geben einer solchen Suppe das I-Tüpfelchen.
Wenn sie keine Erfahrung mit der Suppenküche haben, beachten Sie unbedingt: Je feiner das Gemüse ist, umso später fügen sie es der Suppe hinzu.
Fein bedeutet dabei, dass ein Gemüse bereits bei niedrigen Temperaturen und kurzer Garzeit an Geschmack wie Bissfertigkeit verliert – auch Vitamine gehen verloren.
Beim Salzen schmecken Sie ab. Wenn Sie wenig Zeit oder Lust zum Schnippeln haben, können Sie statt frischen Tomaten auch Tomatenmark oder Dosentomaten verwenden.
Vorteile einer Kohlsuppendiät
Der Vorteil einer Kohlsuppendiät liegt darin, dass Sie bereits in einer Woche sichtbar an Gewicht verlieren. Auch sind die Bestandteile der Kohlsuppendiät gesund, wenn Sie darauf achten, sich zusätzlich Proteine zuzuführen, zum Beispiel in Form von Magerquark.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass sie ordentlich zulangen können, wenn sie ein Hungergefühl haben und nicht an einem leeren Magen leiden.
Crash-Diät oder langfristiger Gewichtsverlust
Wie für alle Crash-Diäten gilt auch für die Kohlsuppendiät: Wer nachhaltig sein Gewicht reduzieren und auf einem niedrigeren Level halten will, braucht keine Spezialdiäten und sollte auf sie verzichten.
Da kaum jemand auf Dauer hauptsächlich Kohlsuppe essen wird, hat eine reine Kohlsuppendiät keinen nachhaltigen Charakter. Die Kohlsuppendiäten verführen sogar dazu, nach dem übermäßigen Schlemmen zum Beispiel über Weihnachten, eine „Kohlwoche“ einzulegen, um danach wieder zuzuschlagen.
Umgekehrt spricht aber nichts dagegen, Kohlgerichte in eine generelle Umstellung der Ernährung einzubauen – im Gegenteil. Sie können zum Beispiel fettarmen Fisch mit grünem Salat, Putenbrust mit Wildreis, isländisches Skyr mit Stevia ebenso in ihre Ernährung einplanen wie die Kohlsuppe.
Viel sinnvoller als eine einwöchige „Diätattacke“ ist es aber, die täglichen Kalorien zu messen, sie mit ihrem Body Mass Index zu vergleichen und sich ihren individuellen Kalorienbedarf zu berechnen. Dazu gibt es heute Apps, die sie sich herunterladen können.
Wenn Sie gezielt und weniger essen, und jeden Tag unter ihrem Kalorienverbrauch bleiben, dann nehmen Sie ab und halten ihr Gewicht auf Dauer! (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Daniela Abigail Navaro, Olga Raz, Sharon Gabriel, et al.: Functional Foods in fad diets: A review, 2017 (Abruf 27.08.2019), Research Gate
- Katherine Zeratsky: What is the cabbage soup diet? Can it help me lose weight?, (Abruf 27.08.2019), Mayo Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.