Schneller Herzschlag – beschleunigte Herzfrequenz
Herzrasen gehört zu den Herzrhythmusstörungen und wird in der medizinischen Fachsprache als Tachykardie bezeichnet. Diese ist ein zu schnelles Schlagen des Herzens, und zwar mit mehr als 100 Schlägen pro Minute. Je nach Ausprägung können begleitend Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Kurzatmigkeit, Angstgefühle bis hin zu Benommenheit und Bewusstlosigkeit auftreten.
Mit zunehmender Herzfrequenz kann nicht mehr ausreichend sauerstoffreiches Blut in den Körper gepumpt werden, da die Herzkammern nicht mehr genügend Zeit für deren Füll- und Erschlaffungszustand bekommen. Die Herzkontraktionen werden schwächer und das Herz beginnt unkontrolliert zu schlagen.
Ursachen von Herzrasen
Die verschiedenen Formen des Herzrasens werden nach Entstehungsort, Entstehungsmechanismus und nach Dauer eingeteilt.

Supraventrikuläre Tachykardien
Die Entstehung der sogenannten supraventrikuläre Tachykardie (SVT) findet im Bereich der Vorhöfe statt (Ventrikel = Kammer, supra = über). Häufige Symptome sind Herzstolpern bzw. Herzrasen, Brustschmerzen, Angstzustände, Benommenheit, Kurzatmigkeit sowie Schwindel und kurzzeitige Ohnmachtsanfälle. Ebenso kann diese Form der Herzrhythmusstörung auch beschwerdefrei verlaufen. Die supraventrikuläre Tachykardie ist nur sehr selten lebensbedrohlich.
Sinusknotentachykardie
Hier ist der Sinusknoten Ort der Erregungsbildung, was auch bei Gesunden der Fall ist. Jedoch liegt bei der Sinusknotentachykardie die Frequenz bei 100 bis 160 Herzschlägen pro Minute. Dabei ist der Herzschlag meist regelmäßig. Ursachen für das Herzrasen sind hier psychische oder physische Belastungen, Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und Fieber.
Ebenso können zum Beispiel ein Aufenthalt in großer Höhe, Vergiftungen, eine Anämie, großer Blutverlust oder ein Herzinfarkt die Ursache für eine Sinusknotentachykardie sein. Die Einnahme bestimmter Medikamente, wie zum Beispiel Arzneimittel gegen Asthma bronchiale, können ebenfalls zu den genannten Herzrhythmusstörungen führen.
Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie
Bei einer paroxysmalen supraventrikulären Tachykardie (paroxysmal = anfallsartig) bekommt die betroffene Person plötzlich einsetzende Anfälle von Herzrasen mit einer Frequenz von 160 bis 200 Schlägen pro Minute, in Verbindung mit Schwindel und eventueller kurzzeitiger Synkope (Bewusstseinsverlust). Meist liegt hier eine organische Herzerkrankung zugrunde.
Vorhofflattern
Unter Vorhofflattern werden 250 bis 350 Vorhofkontraktionen pro Minute verstanden. Von diesen unkontrollierten, rasend schnellen Vorhofkontraktionen wird meist nur jede zweite oder gar dritte Kontraktion auf die Herzkammern übertragen. Die Frequenz der Kammer liegt hier zwischen 125 und 150 Schlägen pro Minute.
Möglich ist auch, dass alle Vorhofkontraktionen auf die Herzkammern übertragen werden, was für die Betroffenen eine akute Lebensgefahr bedeutet. Daraus kann sich sogenanntes Kammerflattern oder Kammerflimmern entwickeln. Meist ist die Ursache für Vorhofflattern ein bereits vorgeschädigtes Herz.
Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die Steigerung von Vorhofflattern und hat eine Frequenz von 350 bis 600 Kontraktionen pro Minute. Diese Kontraktionen sind absolut unkontrolliert und üben demnach ebenso unkontrollierte Erregungen auf die Kammern aus. Auch hier gilt als Ursache ein vorgeschädigtes Herz, wie zum Beispiel bei einer Mitralklappenstenose (Herzklappenfehler mit einer verengten Öffnung der Mitralklappe).
Durch das unkontrollierte Schlagen des Herzens kann es im schlimmsten Falle zu einer Thrombenbildung kommen, was eine Embolie nach sich ziehen kann. Um dies zu verhindern sollten betroffene Personen rechtzeitig von einem Kardiologen behandelt werden.
Ventrikuläre Tachykardien
Bei den ventrikulären Tachykardien liegt das Bildungszentrum der Erregung in den Herzkammern. Eine Frequenz von einhundert Schlägen pro Minute wird meist massiv überschritten. Diese Art von Herzrhythmusstörung ist eine lebensbedrohliche Situation.
Kammerflattern und Kammerflimmern
Beide Arten gehören zu den ventrikulären Tachykardien, die zum plötzlichen Herztod führen können. Die Herzschlagfrequenz beim Kammerflattern beträgt zwischen 250 und 350 Schläge pro Minute, die Frequenz beim Kammerflimmern übersteigt 350 Schläge pro Minute.
Auf Kammerflattern und Kammerflimmern folgt ein Herz-Kreislauf-Stillstand. Es muss reanimiert werden. Dabei wird der Defibrillator eingesetzt und der Patient anschließend intensivmedizinisch überwacht. Die Überlebenschance bei Kammerflattern und Kammerflimmern sind gering.
Behandlungsmöglichkeiten von Herzrasen
Die Therapie bei Herzrasen richtet sich nach Ausprägungsgrad, Entstehungsort der Tachykardie und nach dem Alter der Betroffenen. Entscheidend ist auch die Pumpleistung des Herzens, das heißt, inwieweit der Körper ausreichend mit Sauerstoff angereichertem Blut versorgt wird.
Früher wurden vor allem Antiarrhythmika eingesetzt. Diese können jedoch selbst Tachykardien auslösen. Bei akuten Tachykardien mit Bewusstseinsverlust wird eine Defibrillation vorgenommen. Dabei werden den Betroffenen Elektroden auf der Brust angebracht, über die Stromstöße abgegeben werden, um das Herz wieder in einen gesunden Rhythmus zu bringen. Meist ist danach eine intensivmedizinische Überwachung nötig.
Bei nicht akuten, lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommen verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz. Meist werden anfangs Medikamente eingesetzt, die den Herzrhythmus stabilisieren sollen, um eine ausreichende Sauerstoffversorgung für den Körper zu gewährleisten.
Mit Hilfe einer sogenannten Herzkatheteruntersuchung kann sich die Ärztin bzw. der Arzt ein genaues Bild über die Leistung des Herzens machen. Die Katheteruntersuchung wird auch therapeutisch genutzt, wobei durch Strom bestimmte Areale ausgeschaltet (Ablation) werden, die Auslöser für die Tachykardien sind. Dieses Verfahren wird Katheterablation genannt.
Bei Tachykardien, die von der Herzkammer ausgehen, wird den Betroffenen häufig ein Mini-Defibrillator eingesetzt. Dieser bemerkt die Fehlleistungen des Herzens und kann bei stärkerer Abweichung einen Impuls abgeben, um den Herzrhythmus wieder zu normalisieren. Nicht immer ist eine Therapieform ausreichend. Häufig werden diese miteinander verknüpft.
Selbsthilfe bei Herzrasen
Schlägt das Herz plötzlich ungewöhnlich schnell, sollten Sie sich sofort hinlegen. Atmen Sie ruhig und langsam durch, um zur Ruhe zu kommen. Ratsam ist es, anschließend im Liegen eine sanfte Hals-Massage durchzuführen, denn auf diesem Wege werden bestimmte Druck-Rezeptoren gereizt, was zu einer Normalisierung des Herzschlags führen kann. Suchen Sie hierfür eine Stelle am Hals, wo Sie ihren Pulsschlag spüren und massieren Sie diese vorsichtig mit dem Mittel- und Zeigefinger.
Oft hilft das schnelle Trinken eines kalten und kohlensäurehaltigen Getränks (Mineralwasser), um die Beschwerden zu lindern und das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.
Wichtig ist generell, dass Personen, die unter Herzrasen leiden, ihren Kaffeekonsum gering halten und auf Nikotin und Alkohol verzichten. Auch Drogen wie Kokain und der in Haschisch enthaltene Wirkstoff THC sind vielmals für schnellen Pulsschlag verantwortlich. Daher sollten Betroffene umgehend auf den Konsum verzichten.
Tritt der beschleunigte Herzschlag im Zusammenhang mit negativem Stress auf, gehen die Beschwerden meist schnell vorbei, sobald sich der Stress-Level wieder normalisiert hat. Stehen Sie ständig unter starker Anspannung, sollten Sie sich unbedingt die Gründe hierfür vor Augen führen und über Lösungswege nachdenken, um die belastende Situation zu verändern.
Sind zum Beispiel starke Ängste oder Panikattacken der Grund für ständiges Herzrasen, kann eine individuell abgestimmte Psychotherapie helfen, diese in den Griff zu bekommen.
Können die Beschwerden auf berufliche Belastungen, Termindruck oder Überforderung zurückgeführt werden, sollte die Herzrhythmusstörung als wichtiges Alarmzeichen betrachtet und unbedingt ernst genommen werden. Überprüfen Sie, wo genau das Problem liegt und suchen Sie nach Möglichkeiten, die bestehenden Strukturen zu ändern.
Das Herz beruhigen mit Entspannungsübungen
Generell sind bei stressbedingtem Herzrasen Entspannungsmethoden oft sehr hilfreich, um mit den Belastungen besser umgehen zu können und wieder mehr ins innere Gleichgewicht zu kommen. Es gibt viele erprobte Verfahren zum Stressabbau wie zum Beispiel Autogenes Training, die progressive Muskelrelaxation oder Yoga.
Wer eine aktive Entspannungstechnik beherrscht, kann sie oft in akuten Stresssituationen schnell und unkompliziert als Erste-Hilfe-Maßnahme nutzen. Denn werden die Übungen einmal richtig gelernt, brauchen sie meist keine Anleitung mehr, sondern können gut alleine durchgeführt werden.
Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft ist ein bewährtes Mittel, um Stress abzubauen und das Herz-Kreislaufsystem zu unterstützen. Um das Herz zu stärken, und für einen gesunden Schlagrhythmus zu sorgen, ist ein Ausdauertraining zu empfehlen. Dieses sollte jedoch niemals ohne vorherige ärztliche Rücksprache durchgeführt werden.
Wichtig: Herzrasen ist eine Erkrankung, die grundsätzlich einer Abklärung von ärztlicher Seite bedarf. Von einer Selbstmedikation ist dringend abzuraten.

Hausmittel gegen Herzrasen
Sind Stress und Ängste die Ursache für das Herzrasen, so haben Pflanzen wie zum Beispiel Baldrian, Hopfen und Passionsblume beruhigende Eigenschaften und können sich somit positiv auf das Schlagverhalten des Herzens auswirken.
Ein Aufguss mit Melisse, Kümmel und Baldrian hilft in akuten Stresssituationen, die nervösen Herzbeschwerden zu lindern.
Rezept für Herztee mit Baldrian
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Wenn das Herz „aus dem Takt“ ist und etwas Ruhe benötigt, um wieder gleichmäßig zu schlagen, kann bei Stress und Anspannung auch ein Tee mit Kräutern wie Zwergholunder und Gartenraute eine gute Unterstützung sein.
Beruhigender Herztee
Die Kräuter werden gut miteinander vermischt. Bringen sie nach Bedarf Wasser zum Kochen (250 ml auf 2 Teelöffel Kräutermischung). Übergießen Sie die Kräuter mit den kochendem Wasser und lassen Sie den Aufguss vor dem Abseihen 10 Minuten ziehen. Trinken Sie täglich eine Tasse von dem Tee. |
Naturheilkunde bei zu schnellem Herzschlag
Immer häufiger kommen bei einer Tachykardie naturheilkundliche Therapien neben der Schulmedizin begleitend zum Einsatz. Bei leichten Formen von Herzrasen werden in der Naturheilkunde unter anderem homöopathische Mittel, wie zum Beispiel Aconitum, Strophantus und Crataegus verwendet.
Darüber hinaus bieten sich Ausleitverfahren, wie das Schröpfen und die Baunscheidttherapie, an. Diese werden in Verbindung mit basischer Kost und pflanzlichen Mitteln, die die Entgiftungsleistung des Körpers anregen sollen, eingesetzt, um den Herzrhythmus zu stabilisieren. (sw, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Thomas Paul et al.: Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Tachykarde Herzrhythmusstörungen im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter (EMAH-Patienten), Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie, (Abruf 03.09.2019), AWMF
- Thomas Lambert, Clemens Steinwender: Kardiovaskuläre Medizin, Trauner Verlag, 1. Auflage, 2019
- Dhein S., Hindricks G. (2004) Herzrhythmusstörungen. In: Pharmakotherapie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg
- L. Brent Mitchell: Sinusknotendysfunktion, MSD Manual, (Abruf 03.09.2019), MSD
- L. Brent Mitchell: Vorhofflimmern und Vorhofflattern, MSD Manual, (Abruf 03.09.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.