Krampfartige Schmerzen in der Magengegend
Magenkrämpfe treten typischerweise ganz plötzlich und unvermittelt auf. Die glatte Muskulatur der Magenwand zieht sich krampfartig zusammen. Das ist meistens mit Magenschmerzen verbunden, die sehr intensiv sein können. Nach einer Weile löst sich der Krampf und die Schmerzen werden besser, treten dann jedoch erneut auf.
Die Dauer und die Intensität der einzelnen Krämpfe können deutlich variieren, genau wie die gesamte Zeitspanne des Krampfgeschehens. Die Schmerzqualität ist meist ziehend, stechend, manchmal auch brennend. In manchen Fällen zeigen sich Begleitsymptome wie Durchfall, Erbrechen und Blähungen.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen von Magenkrämpfen
So vielfältig das Erscheinungsbild ist, so unterschiedlich sind auch die möglichen Ursachen. Das hängt damit zusammen, dass der Magen als wichtiges Element des Verdauungstraktes mit verschiedenen Organsystemen in Beziehung steht und von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Der Ausgangspunkt für die Entstehung von Magenkrämpfen kann physischer oder psychischer Natur sein. Um diese Zusammenhänge besser zu verstehen, ist es sinnvoll, sich etwas mit der Anatomie des Magens auseinanderzusetzen.
Topografische und funktionelle Anatomie des Magens
Der Magen ist ein 25 bis 30 Zentimeter langes Hohlorgan, dessen Wände aus einer bindegewebigen Außenschicht (Bauchfell), glatten Muskelfasern in der Mitte, einer stark durchbluteten Gefäßschicht und der Schleimhaut im Inneren bestehen. Ihre Kontraktionen werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert und unterliegen damit nicht der Willkür.
Der Magen befindet sich im linken Oberbauch unterhalb des Zwerchfells zwischen Leber und Milz. Er hat eine direkte Verbindung zum Dünndarm und liegt in direkter Nähe zur Bauchspeicheldrüse. Sein Fassungsvermögen beträgt bei einem Erwachsenen zwischen 1,6 und 2,4 Liter bei mäßiger Füllung. Im oberen Bereich mündet die Speiseröhre in den Magen. Hier gelangt die im Mund zerkleinerte Nahrung ins Mageninnere. Sie wird mit der Säure im Magen durch peristaltische Bewegungen vermischt. So entsteht allmählich ein Speisebrei, der für die Weiterverarbeitung im Dünndarm geeignet ist.
Die Verweildauer im Magen beträgt etwa drei Stunden, bei fetthaltiger Nahrung kann sie deutlich länger sein. Am unteren Ende befindet sich ein Schließmuskel, der Pförtner (Pylorus), der die Öffnung und Schließung des Magenausgangs kontrolliert. Wenn der Speisebrei die richtige Konsistenz erreicht hat, sorgt er dafür, dass der Inhalt wohldosiert in den Dünndarm abgegeben wird. Der sehr niedrige pH-Wert im Magen (1,0 bis 2,0) sorgt normalerweise dafür, dass viele Krankheitskeime in diesem Milieu zerstört werden.
Körperliche Ursachen
Auf Körperebene können die Ursachen von Magenkrämpfen in dem Organ selbst liegen oder in anderen Organsystemen, mit denen der Magen örtlich, funktionell oder physiologisch in Beziehung steht. Eigentlich ist der Magen ein sehr robustes Organ und gut geschützt vor äußeren Einflüssen. Dennoch reagiert er manchmal sehr empfindlich, wenn er durch Essen und Trinken überlastet wird.
Sehr fetthaltige Ernährung in Verbindung mit Weißmehlprodukten, Süßigkeiten, Alkohol und viel Kaffee kann die Magenschleimhaut an ihre Grenzen bringen. Sie reagiert gereizt mit Krämpfen und Blähungen. Die so verursachten Beschwerden machen sich meistens direkt nach dem Essen bemerkbar und können von den Betroffenen leicht damit in Verbindung gebracht werden. Das gilt auch bei Lebensmittelunverträglichkeiten und -intoleranzen. Treten die Beschwerden einige Stunden nach dem Essen auf, könnten verdorbene Speisen die Ursache sein. Die durch die Nahrung verursachten Beschwerden klingen in der Regel innerhalb weniger Stunden oder Tage wieder ab und können mit einfachen Mitteln behandelt werden.
Eine klassische Ursache sind wiederkehrende Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) und ihre Folgen. Sie entstehen durch eine Störung der Säureproduktion, die dazu führt, dass die Magensäure die Magenschleimhaut angreift. Ausgelöst wird sie häufig durch Stoffe, die von außen in den Magen gelangen. Das können Medikamente, Viren, Bakterien, Nikotin oder Alkohol sein. Chronische Entzündungen können schließlich zu Schädigungen der Schleimhaut und zu Magengeschwüren führen. Bei diesem Prozess ist häufig das Bakterium Helicobacter pylori beteiligt, das sich in der Magenschleimhaut einnisten und Wunden verursachen kann.
Magenkrämpfe durch bakterielle und virale Erreger gehen immer mit weiteren Symptomen wie Durchfall und Erbrechen einher. Immer wiederkehrende chronische Krampfanfälle können auch im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung des Magens stehen. Der Magen befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Bauchspeicheldrüse, Leber und Galle. Entzündliche Prozesse in diesen Organen können sich auf ihn auswirken und ebenfalls zu Krämpfen führen.
Psychische Ursachen
Häufig können Magenkrämpfe mit Stress, insbesondere mit Dauerstress, in Verbindung gebracht werden. Die Betroffenen selbst können die Zusammenhänge der Beschwerden und Stresssituation im Beruf oder der Beziehung oft sehr eindrucksvoll erfahren und berichten. Treten die Beschwerden am Arbeitsplatz auf, weil es oft Streit gibt und verschwinden sie im Urlaub vollständig, ist der Zusammenhang zur psychischen Situation sehr schnell hergestellt.
Dass ausgerechnet der Magen so empfindlich auf psychische Reize reagiert, hängt mit seinem Nervennetzwerk und der direkten Verbindung zum Immunsystem zusammen. Er wird von zahlreichen vegetativen Nervenfasern versorgt, die seine Aktivitäten unwillkürlich steuern. Diese Fasern gehören zu einem dichten Netzwerk von Nerven, das auch Bauchhirn genannt wird. Es steuert die Verdauungsvorgänge, ohne dass Menschen bewusst in diese Prozesse eingreifen müssen oder können.
Der Magen produziert nicht nur Magensäure, sondern ist auch für die Aufnahme des Vitamins B12 verantwortlich. Ein Mangel dieses Vitalstoffs schwächt das Immunsystem und macht die Magenschleimhaut angreifbarer. Negativer Dauerstress greift in beide Systeme ein, indem er die Empfindlichkeit der Nerven verändert und das Immunsystem schwächt.
Begleitsymptome
Magenkrämpfe treten häufig in Verbindung mit anderen Symptomen auf. In erster Linie sind das heftige Schmerzen, die die Betroffenen oft als ziehend und stechend bezeichnen. Sie sind normalerweise im Oberbauch lokalisiert, können aber auch in andere Körperbereiche ausstrahlen wie in den Rücken und den Herzbereich. Umgekehrt können Beschwerden, die vom Herzen kommen, als scheinbare Magenkrämpfe wahrgenommen werden.
Die Dauer der Krämpfe kann sehr stark variieren. Die Zeitspanne reicht von einigen Sekunden bis zu Minuten. Das Gleiche gilt für die gesamte Zeitdauer des Krampfgeschehens. Manchmal ist sie sehr kurz und kann durch entsprechende Schonhaltung und einfache Hilfsmittel schnell gelindert werden. In anderen Fällen ist sie sehr lang und kann kaum beeinflusst werden.
Andere Symptome wie Durchfall, Erbrechen und Fieber deuten meist auf einen Infekt, einen anderen entzündlichen Prozess im Magen-Darm-Trakt oder eine Lebensmittelvergiftung hin. Menschen, die unter psychisch bedingten Magenkrämpfen leiden, zeigen bisweilen auch andere Symptome, die auf die Ursache hindeuten. Das können stressbedingte Verhaltensweisen, emotionale Überladungszustände oder Angstreaktionen sein. Diese Anzeichen sind aber oft verborgen oder nur schwer zu erkennen.
Ernährungsumstellung
In vielen Fällen sind Magenbeschwerden auf falsche Ernährung zurückzuführen und harmlos. Laien können meistens aber nicht zweifelsfrei erkennen, ob ihre Magenkrämpfe tatsächlich vom Essen oder Trinken kommen oder doch von schlimmeren Erkrankungen. Deshalb ist der Gang zum Arzt in jedem Fall wichtig, um die Ursache herauszufinden und schwere Krankheiten auszuschließen.
Die Diagnostik beginnt mit dem Arztpatientengespräch (Anamnese). Die Patienten schildern darin die Entstehung und den Verlauf ihrer Beschwerden so genau wie möglich. Die Lokalisation, die Intensität und die Dauer der Schmerzen können von entscheidender Bedeutung für die Diagnosestellung sein, genauso Begleitsymptome wie Durchfall, Erbrechen, Fieber und Stress.
In der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt den Bauch ab. Er kann damit eventuell auftretenden Druckschmerz in der Magengegend oder den umliegenden Organen und Veränderungen in der Spannung der Bauchdecke feststellen. Das weitere diagnostische Verfahren wird mit einer Blutuntersuchung fortgesetzt, in der Entzündungszeichen, Leber- und Nierenwerte, der Enzymspiegel der Bauchspeicheldrüse und der Vitamin-B12-Status überprüft werden.
Mit einer Ultraschalluntersuchung erhält der Arzt einen schnellen Überblick über den Zustand aller Bauchorgane. Das Mittel der Wahl, um speziell den Magen auf krankhafte Veränderungen zu untersuchen, ist die Magenspiegelung. Dabei wird ein endoskopisches Instrument über den Mund, den Kehlkopf und die Speiseröhre in den Magen eingeführt. Über eine integrierte Minikamera kann sich der Arzt einen genauen Überblick über den Zustand der Magenschleimhaut verschaffen. Bei Verdacht auf einen krankhaften Befund kann er auch sofort Gewebeproben für die histologische Untersuchung entnehmen.
Therapie
Eine Therapie muss sich an der zugrundeliegenden Ursache ausrichten. Da diese sehr heterogen sein kann, ist dies auch die Behandlung. Sie reicht von der klassischen schulmedizinischen Versorgung über die Ernährungsumstellung bis hin zu geeigneten Haus- und Naturheilmitteln.
Die schulmedizinische Versorgung
Infektiös bedingte und chronische Entzündungsprozesse im Magen können medikamentös versorgt werden. Bei bakteriellen Infekten werden passende Antibiotika verabreicht, um die auslösenden Keime zu bekämpfen. Zusätzlich können sogenannte Protonenpumpenhemmer zum Einsatz kommen. Das sind Arzneimittel, die die Produktion von Magensäure reduzieren und die Magenschleimhaut schützen. So wird sichergestellt, dass sie sich nach der Befreiung von den Keimen wieder schnell erholen kann.
Bei einem Magengeschwür ist die Therapie etwas umfangreicher. Neben Antibiotikum und dem Magenschutz müssen häufig noch sogenannte Antazida gegeben werden. Das sind Medikamente, die den Säuregehalt im Magen reduzieren. Kann die Ursache für die Entstehung des Magengeschwürs nicht behoben werden, muss das Medikament dauerhaft eingenommen werden. Bei Magengeschwüren, die die Magenwand durchbrechen oder kurz davorstehen und bei bösartigen Magentumoren kommen chirurgische Verfahren zum Einsatz.
Hausmittel und Naturheilmittel
Sind krankhafte Prozesse als verursachende Faktoren für Magenbeschwerden ausgeschlossen, können einfache, aber effektive Mittel die Problematik meist lindern. Akut eignen sich dafür Wärmeapplikationen sehr gut. Das kann die Wärmflasche sein, aber auch Kirschkern- oder Kräuterkissen, die im Backofen oder in der Mikrowelle erwärmt werden.
Auch warme Wickel aus Kartoffeln, Kohl, Quark oder Leinsamen können helfen. Die Wärme entspannt die verkrampfte Muskulatur, fördert die Durchblutung und steigert oft schnell das Wohlbefinden. Ruhe begünstigt den Prozess. Bestimmte Teesorten können den Entspannungsprozess außerdem unterstützen. Dazu gehören Kamillen-, Melissen- und Pfefferminztee, aber auch Mischungen aus Fenchel-, Kümmel- und Anis- oder Salbeitee.
Dauern die Krämpfe länger an, hält die Natur eine ganze Palette von pflanzlichen Präparaten bereit, die die Magenschleimhaut langfristig beruhigen. Bewährt haben sich neben Tees Extrakte in Form von Öl, aufgekochtem Absud und Tropfen aus Leinsamen, Sanddorn, Fenchel, Ingwer und Koriander. Bei Magenkrämpfen mit Durchfall kann sich Heilerde positiv auswirken. In warmem Wasser aufgelöst und getrunken, kann sie im Magen Schadstoffe binden.
Maßnahmen gegen Dauerstress
Dauerstress als auslösender Faktor von Magenkrämpfen hat seine Ursache in der Regel im persönlichen oder beruflichen Umfeld oder in der Persönlichkeit des Betroffenen. Um weitere Krampfattacken zu vermeiden, ist es für die Betroffenen wichtig, die stressauslösenden Faktoren zu beseitigen. Dazu kann es unter Umständen notwendig sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Es gibt einige einfache Hilfsmittel, mit denen die Stressbelastung reduziert beziehungsweise der Umgang mit ihr verbessert werden kann. Alle diese Maßnahmen dienen dazu, die stressbedingte Spannung zu reduzieren und zur Ruhe zu kommen. Ein einfaches Mittel dafür können Bauchmassagen mit Kümmel- oder Lavendelöl sein. Auch spezifische Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation können helfen. Es müssen aber nicht immer spezielle Anwendungen sein. Wichtig ist es, sich Zeit für die Entspannung zu nehmen und aus dem Trott des Alltags herauszukommen. Dafür eignen sich Spaziergänge, Musikhören, Gespräche mit Freunden und alles andere, was guttut.
Ernährungsumstellung
Eine Umstellung der Ernährung ist bei denjenigen wichtig, bei denen die Beschwerden im Zusammenhang mit der Nahrungszusammensetzung stehen und länger andauern. Ein einfaches Beispiel dafür sind Lebensmittelunverträglichkeiten. Die Betroffenen lernen sehr schnell, dass ihre Beschwerden mit bestimmten Nahrungsstoffen in Verbindung stehen und werden sie meiden.
Magenschmerzen, die länger dauern, zum Beispiel im Rahmen einer infektiösen Erkrankung oder nach einem operativen Eingriff, erfordern immer eine Form von Schonkost. Der Magen ist durch die Krankheit und durch die Therapie sehr empfindlich und sollte durch das Essen nicht zusätzlich gereizt werden. Dafür sind häufigere kleine Mahlzeiten geeignet mit Zubereitungen, die mild sind und nicht viel Verdauungsaktivität erfordern. Saures und scharfes Essen, Alkohol und Rauchen sollten vermieden werden.
Typische Mahlzeiten, die diesem Profil entsprechen, sind warme Suppen, Kartoffel- oder Grießbrei und Joghurt. Auch Haferbrei oder Weißbrot kann gegessen werden, sollte aber vor dem Schlucken gründlich und lange gekaut werden, um dem Magen die Arbeit abzunehmen. Ganz wichtig für Menschen, die Magenprobleme haben, ist regelmäßiges Trinken. Das hält die Stoffwechselvorgänge in Schwung und hilft, eine Verstopfung zu vermeiden. Dadurch wird auch der Magen entlastet. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jürgen Stein, Till Wehrmann: Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie, Springer Verlag, 2. Auflage 2006
- Johannes-Martin Hahn: Checkliste Innere Medizin, Thieme Verlag, 8. Auflage, 2018
- Deutsches Rotes Kreuz: Akute Erkrankungen der Bauchorgane, (Abruf 01.07.2019), DRK
- Melissa G. Marko: Kamille, MSD Manual, (Abruf 03.07.2019), MSD
- Anthony Fardet, Fanny Leenhardt, Delphine Lioger, Augustin Scalbert and Christian Rémésy: Parameters controlling the glycaemic response to breads, Nutrition Research Reviews, (Abruf 03.07.2019), Cambridge
Wichtiger Hinweis:
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