Ein erhöhter Augeninnendruck, der sich in der Regel durch ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss des Kammerwassers im Auge entwickelt, kann zu einem grünen Star – in der Fachsprache Glaukom genannt – führen. Durch den zu hohen Druck werden die Nervenfasern des Sehnervs zerstört, was im schlimmsten Fall eine Erblindung nach sich ziehen kann. Um den Augeninnendruck (Intraokulardruck, kurz: IOD) zu senken, wendet die Schulmedizin verschiedene Verfahren an. Aber auch die Naturheilkunde kann hier zum Einsatz kommen. Die einzelnen Therapiemöglichkeiten werden im folgenden Text genauer erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Augeninnendruck senken – Kurzübersicht
- Was ist der Augeninnendruck? Als Augeninnendruck (intraokularer Druck, medizinisch: Tensio) wird jener Druck bezeichnet, der auf der Innenwand des Auges lastet. Er wird durch das Kammerwasser im Augeninneren reguliert und sorgt unter anderem dafür, dass der Augapfel seine Form behält.
- Wie hoch ist der normale Augendruck? Die Normalwerte liegen zwischen elf und 21 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
- Wie kommt es zu erhöhten Werten? Ein erhöhter Augendruck entsteht meist durch einen gestörten Abfluss des Kammerwassers.
- Was sind die Ursachen für einen zu hohen Intraokulardruck? Möglich sind unter anderem Verletzungen und Entzündungen des Auges, zu hoher beziehungsweise zu niedriger Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.
- Welche Risiken birgt der erhöhte Druck? Die Druckveränderung führt häufig zum Grünen Star (Glaukom), wodurch der Sehnerv irreversibel geschädigt werden und im schlimmsten Fall eine Erblindung folgen kann.
- Wie macht sich ein hoher Augeninnendruck bemerkbar? Meist zeigen sich erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome wie eine Einschränkung des Gesichtsfeldes und/oder Doppelbilder sehen. Bei einem akuten Glaukomanfall können neben Sehverschlechterungen auch Kopf- und Augenschmerzen, eine Augenrötung, Verhärtung des Augapfels sowie Übelkeit und Erbrechen auftreten.
- Welche Behandlungsmethoden gibt es? Schulmedizinisch kommen verschiedene Medikamente, eine Laserbehandlung oder eine Operation zum Einsatz. In der Naturheilkunde werden unter anderem Akupunktur, Phytotherapie (zum Beispiel Ginkgo) und Schüssler Salze eingesetzt. Eine wichtige Rolle spielen überdies eine gesunde Ernährung und Stressabbau.
- Wie kann ich einem hohen Augendruck vorbeugen? Ab 40 wird eine regelmäßige Kontrolle des Augeninnendrucks durch einen Augenarzt oder eine Augenärztin empfohlen. Bei einem erhöhten Risiko für ein Glaukom (zum Beispiel durch familiäre Vorbelastung, Diabetes, höheres Alter) sollten Sie sich im Falle von Sehverschlechterungen und/oder allgemeinen Sichtfeldstörungen umgehend in augenärztliche Behandlung begeben.
Was ist der normale Augeninnendruck?
Der Augapfel lässt sich modellhaft mit einem aufgeblasenen Ball vergleichen. Hat dieser zu wenig Luft, so springt er nicht richtig. Ist er allerdings zu stark aufgeblasen, kann seine Außenwand kaputt gehen. So ähnlich ist es ebenfalls mit unserem Auge.
Der Augeninnendruck – also der Druck der auf die Augeninnenwand wirkt – muss sich in einer bestimmten Norm bewegen, damit das Auge keinen Schaden nimmt. Ein zu niedriger Druck kann zu einer Netzhautablösung im Auge führen, bei zu hohem Druck besteht die Gefahr eines grünen Stars. Hier gilt besondere Aufmerksamkeit, denn grüner Star beginnt meist schleichend.
Jedoch entwickeln auch Menschen, die einen ganz normalen Augeninnendruck haben, mitunter ein Glaukom. Andersrum muss ein hoher Druck im Auge nicht zwingend zu dieser Erkrankung führen.
Jeder Mensch besitzt also seinen ganz individuellen Augendruck, mit dem das eigene Auge zurecht kommt. Dies sollte jedoch nicht davon abhalten, bereits bei leichten Sehstörungen fachärztliche Hilfe aufzusuchen.
Wie entsteht erhöhter Druck im Auge?
Fast immer ist an einem erhöhten Augeninnendruck eine Abflussbehinderung des Kammerwassers schuld. Das Kammerwasser ist eine farblose Flüssigkeit, die sich in den beiden Augenkammern befindet.
Diese enthält Nährstoffe, versorgt damit Linse und Hornhaut und ist maßgeblich am Augeninnendruck beteiligt. Durch den erhöhten Druck wird der Sehnerv immer weniger versorgt und stirbt letztendlich ab.
Der Druck im Auge ist auch Tagesschwankungen unterlegen. Dabei sind Höchstwerte gegen Mitternacht und am frühen Morgen festzustellen. Werte zwischen 11 und 21 mmHg für den Augeninnendruck gelten als normal.
Da der Druck sich ändert, sind mehrere Messungen nötig, um eine richtige Diagnose stellen zu können. Durch erhöhten Druck können bleibende Sehschäden entstehen, deswegen ist im Fall eines erhöhten Wertes eine Behandlung unbedingt notwendig.
Erhöhter Augeninnendruck – Symptome
Das Tückische an der Erkrankung ist, dass die Betroffenen in der Regel keine Beschwerden haben oder die leichten Beschwerden anfangs nicht wirklich ernst nehmen. Häufig treten erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome wie Gesichtsfeldeinschränkungen und/oder Doppelbilder auf.
Ein akuter Glaukomanfall jedoch kündigt sich meist durch Sehverschlechterung, Nebel sehen und/oder Sehen von farbigen Ringen um Lichtquellen, sogenannten Newton-Ringe, an.
Im akuten Anfall leiden die Betroffenen unter
- starken Kopfschmerzen,
- einem hartem Augapfel,
- Augenrötung,
- Übelkeit
- und Brechreiz.
Dies ist ein absoluter Notfall, der so schnell wie möglich in einer Arztpraxis oder einem Krankenhaus versorgt werden muss, da Gefahr besteht, das Augenlicht zu verlieren.
Bei den sekundären Formen, ausgelöst durch Verletzungen, Diabetes mellitus, Entzündungen oder Tumore des Auges, unterscheiden sich die Symptome im Wesentlichen nicht von denjenigen des primären Glaukoms.
Diagnose
Die Diagnose „erhöhter Augeninnendruck“ stellt in der Regel der Augenarzt beziehungsweise die Augenärztin. Ein normaler Augendruck bewegt sich zwischen zehn und 21 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule).
Dies wird durch eine sogenannte Tonometrie gemessen. Da sich der erhöhte Druck fatal auswirken kann und meistens auch symptomlos ist, wird eine Früherkennungsuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre empfohlen.
Liegt ein erhöhtes Risiko vor, zum Beispiel weil Familienangehörige an einem Glaukom erkrankt sind oder Betroffene selbst an Diabetes leiden, ist eine jährliche Untersuchung bereits ab dem 35. Lebensjahr empfehlenswert. Früherkennungsuntersuchungen helfen dabei, den Augeninnendruck gegebenenfalls so früh wie möglich zu senken.
Augeninnendruck senken – Behandlung
Verschiedene Medikamente, eine Laserbehandlung oder eine Operation sind die schulmedizinischen Behandlungsverfahren, um den Augeninnendruck zu senken.
Augentropfen
Die Augentropfen sollen die Produktion des Kammerwassers reduzieren und dessen Abfluss erhöhen, um dadurch den erhöhten Wert zu senken. Diese Tropfen müssen unbedingt regelmäßig verwendet und die Kontrolltermine beim Augenarzt oder bei der Augenärztin eingehalten werden.
Leider ist die Anwendung mit möglichen Nebenwirkungen wie gereizten Augen, Juckreiz oder Rötungen verbunden. Die Betablocker-Tropfen können noch zusätzlich das Herz-Kreislauf-System und die Atmung belasten.
Laserbehandlung
SLT – Selektive Laser Trabekuloplastik – ist eine schonende und schmerzfreie Therapie, die angewandt wird, um den erhöhten Druck zu senken. Die Behandlung wird meist direkt in der Praxis durchgeführt und dauert nur ein paar Minuten.
Angewandt wird dies zum Beispiel bei Patientinnen und Patienten, die mit den verordneten Augentropfen nicht zurechtkommen und/oder sie nicht vertragen. Diese Behandlungsmethode senkt den Augeninnendruck um bis zu 25 Prozent und hält oft lebenslang.
Im Bedarfsfall kann die SLT wiederholt werden, das Verfahren ist nicht schädigend für das Auge.
Operation
Sind alle medikamentösen Verfahren ausgeschöpft und ist der Augeninnendruck weiterhin nicht beherrschbar, wird eine Operation in Betracht gezogen. Dafür existieren unterschiedliche Operationsmethoden.
Standard ist die Trabekulektomie, bei der an der Lederhaut des Auges eine Art Ventil geschaffen wird. Dadurch kann überschüssiges Kammerwasser abfließen und durch das Bindegewebe des Körpers aufgenommen werden.
Im Rahmen der sogenannten Iridektomie wird hingegen ein kleines Loch in die Iris (Regenbogenhaut) geschnitten, so dass das Kammerwasser zwischen vorderer und hinterer Augenkammer besser durchfließen kann. Durch beide Verfahren wird der Augeninnendruck stark gesenkt.
Naturheilkundliche Therapien
In der Naturheilpraxis wird ein zu hoher Augeninnendruck mit folgenden Therapieformen behandelt:
- Homöopathie,
- TCM (Traditionelle Chinesische Medizin),
- Akupunktur,
- Phytotherapie,
- Schüßler-Salze
- und Fußreflexzonentherapie.
Dabei ist jedoch nie zu vergessen, dass der Augeninnendruck regelmäßig überprüft werden muss. Wenn der Augeninnendruck nur leicht erhöht und noch keine weitere Behandlung nötig ist, kann eine naturheilkundliche Therapie durchaus guten Erfolg bringen.
Wenn eine ärztliche Behandlung unumgänglich ist, trägt die Naturheilkunde zur Entlastung und Linderung bei.
Akupunktur
Die Akupunktur gehört zu den ältesten Therapieformen und ist ein Teil der TCM, der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Akupunktur ist nicht den schulmedizinischen Verfahren zugeordnet, bekommt jedoch immer mehr Anerkennung.
In der Naturheilpraxis oder auch von naturheilkundlich versierten Medizinerinnen und Medizinern wird diese Therapie unter anderem verwendet, um den Augeninnendruck zu senken. Eine ganz spezielle Form stellt die Augenakupunktur dar.
Der Name ist etwas irreführend. Dabei werden natürlich keine Nadeln ins Auge gebracht, sondern ganz spezielle Punkte am Körper und auch um das Auge herum genadelt.
Medizinisches Cannabis
Eine weitere Methode, um erhöhten Augeninnendruck zu senken, ist medizinisches Cannabis. Viele Cannabinoide normalisieren diesen Druck, und können ihn um die 30 Prozent senken.
Der Nachteil dabei ist, dass das medizinische Cannabis keine lange Wirkdauer hat. Nach maximal vier Stunden ist die Wirkung bereits passé, bei der Behandlung mit Cannabis muss also mehrfach am Tag eine Medikamentendosis nachgenommen werden.
Richtige Ernährung
Eine gesunde Ernährung ist für jeden wichtig. Um einen erhöhten Augeninnendruck zu senken existieren keine Beweise bezüglich bestimmter Lebensmittel, die dies unterstützen könnten.
Angenommen wird jedoch, dass sich ein zu hoher Kaffeekonsum steigernd auf den Augeninnendruck auswirken kann. Deshalb wird den Betroffenen empfohlen, Kaffee nur in kleinen Mengen zu konsumieren.
Magnesium ist dafür bekannt, dass es der Körper vor allem in Stresszeiten benötigt. Da wiederum Stress als Ursache für einen erhöhten Augeninnendruck diskutiert wird, könnte der Konsum von Nahrungsmitteln, die reich an Magnesium sind, diesen demnach möglicherweise etwas senken. Ein Magnesiummangel sollte unbedingt vermieden werden.
Der Mineralstoff findet sich in größeren Mengen unter anderem in Kürbiskernen, Sesam, Sonnenblumenkernen, Amaranth, Quinoa, Hülsenfrüchten, Brennnesseln und Bananen.
Die Ernährung sollte reich an natürlichen Vitaminen in Form von frischem Obst und Gemüse sein und gesunde Fette enthalten. Carotinoide sind schon seit langem bekannt für ihre positive Auswirkung auf das menschliche Auge.
Dieser Stoff ist vor allem enthalten in Tomaten, Karotte und Kürbis.
Carotinoide sind allerdings fettlöslich und können im Körper nur zusammen mit Fett verwertet werden. Das heißt, dass eine Karotte nur die gewünschte Wirkung bringen kann, wenn sie zusammen mit Fett – zum Beispiel etwas gutem Olivenöl oder einem Butterbrot – gegessen wird.
Insulin senken
Medizinerinnen und Mediziner bringen einen erhöhten Augeninnendruck auch mit erhöhtem Insulinspiegel in Verbindung. So sind Menschen mit Diabetes besonders gefährdet.
Hier könnten Sie auf stark kohlenhydrathaltige Lebensmittel verzichten, die im Körper den Insulinlevel steigen lassen. Auch gibt es blutzuckersenkende Hausmittel wie Kurkuma, Zimt oder Knoblauch.
Auch Seefisch und grünes Gemüse wirken hier sehr vorteilhaft. Um den Insulinlevel im Körper dauerhaft geringer zu halten, müssen Sie ihre Ernährung allerdings langfristig umstellen.
Weitere Tipps
Um leicht erhöhten Augeninnendruck zu senken oder sich neben der schulmedizinischen Therapie noch etwas Gutes zu tun, ist täglicher Genuss von grünem Tee ratsam.
Empfehlenswert ist zudem Ginkgo biloba. Dies ist nicht nur ein Mittel, um die Durchblutung des Gehirns anzuregen, sondern kann auch im Auge für eine bessere Durchblutung sorgen.
Frische Luft, regelmäßige Bewegung und die Nutzung von bewährten Entspannungsmethoden – all das ist wichtig, um den aufkommenden Stress anzugehen. Stress kann sich nämlich ebenso auf die Augen auswirken und damit an erhöhtem Augeninnendruck mitbeteiligt sein.
Ursachen für einen erhöhten Augeninnendruck
Zu den Ursachen für einen erhöhten Augeninnendruck gehören
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- zu niedriger oder zu hoher Blutdruck,
- Diabetes mellitus,
- Autoimmunerkrankungen, bei denen die Blutgefäße beteiligt sind,
- Rauchen,
- langjährige Kortisonbehandlungen,
- starke Kurz- oder Weitsichtigkeit,
- pupillenerweiternde Medikamente
- sowie eine genetische Disposition.
Gehören sie solch einer Risikogruppe an, sollten sie Ihre Augen bei Sehverschlechterungen wie zum Beispiel Verschwommenheit, Augenflimmern oder Sehen von Lichtblitzen und/oder allgemeinen Sichtfeldstörungen sofort von einem Augenarzt oder einer Augenärztin untersuchen lassen. (sw, dp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laura Crawley, Sohaib M. Zamir et al.: Clinical Options for the Reduction of Elevated Intraocular Pressure, Ophthalmology and Eye Diseases, 2012;, PubMed
- Berufsverband der Augenärzte e.V. und Dt. Ophthalmologische Ges. e.V. (www.augeninfo.de; Abruf: 11.08.2019), Augenärzteverband
- Michael Wullinger: Behandlung von erhöhtem Augendruck (Glaukom) mit Akupunktur und chinesischer Medizin , Augen.de
- Klaus Koch: Glaukom: Erhöhter Augendruck ist nicht alleinige Ursache, Deutsches Ärzteblatt, 1996, Deutsches Ärzteblatt
- Yves Robert: Klinik des Augeninnendrucks, De Gruyter; Auflage: 1 (28. August 2015)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.