Neurodermitis (auch „Atopische Dermatitis“ oder „Atopisches Ekzem“) ist eine entzündliche Erkrankung der Haut, die weit verbreitet ist und etwa zehn bis 20 Prozent der Kinder sowie circa drei Prozent der Erwachsenen in den industrialisierten Ländern betrifft. Typisch sind eine trockene, schuppige Haut, Rötungen und Entzündungen sowie ein oft unerträglicher Juckreiz.
Inhaltsverzeichnis
Neurodermitis – ein kurzer Überblick
Dieser Artikel gibt einen Überblick über Ursachen, Symptome und mögliche Behandlungen bei Neurodermitis. Vorab eine kurze Faktenübersicht:
- Definition: Neurodermitis ist eine entzündliche, meist chronisch verlaufende Hauterkrankung, die typischerweise in Schüben auftritt. Sowohl erbliche als auch äußere Einflussfaktoren spielen zusammen. Sie zählt zu den atopischen Erkrankungen, die in einer angeborenen Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers in Form einer übersteigerten Immunantwort auf natürliche oder künstliche Umweltstoffe besteht. Häufige Synonyme sind: Atopische Dermatitis, Atopisches Ekzem, Endogenes Ekzem
- Symptome: Scharf abgegrenzte rötliche Hautpartien, leichter bis starker Juckreiz, machmal nässende Stellen, Blasen, Schuppen oder Krusten auf der Haut, befallene Stellen häufig im Gesichtsbereich, auf Kopfhaut sowie im Seiten- und Innenseitenbereich von Armen und Beinen, Krankheit tritt in Schüben auf, Weißer Dermographismus (weiße Reaktion der Haut auf einen Reiztest), doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte), Blässe um den Mund (Periorale Blässe oder auch „Milchbart“ genannt), Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe’sches Zeichen)
- Ursachen: Erbliche und äußere Einflussfaktoren, extrinsische (allergisch bedingte übersteigerte Immunantwort) und intrinsische Variante (nicht allergisch bedingt) werden unterschieden
- Diagnose: Anamnese (Gespräch) und Untersuchung durch Hautärztin oder Hautarzt, Fragen zu familiärer Häufung, Allergietest, Blutuntersuchungen
- Schulmedizinische Behandlungsempfehlung: Regelmäßige Hautpflege mit öl- und wasserhaltigen Cremes, pH-neutrale und seifenfreie Lotionen zum Waschen, Vermeidung von Krankheitsauslösern (bestimmte Gewebe, Putzmittel, Reizstoffe), bei akuten Schüben kortisonhaltige Salben oder Tabletten, Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) zur lokalen Behandlung, Antibiotika, Antimykotika, Antihistaminika, UV-Lichttherapie, neuerdings monoklonare Antikörper und JAK-Inhibitoren, allgemein Stress vermeiden, Hydrotherapie, Balneotherapie
- Unterstützende Therapien und Anwendungen: Salben mit Nachtkerzenöl, Harnstoff oder Johanniskrautextrakt, Heilpflanzen wie Kamille oder Aloe vera, Homöopathie, Darmsanierung (Colon-Hydro-Therapie), Schüßler-Salze, Ernährungsumstellung (Suchkost-Diät), Symptom-Tagebuch, erhöhte Trinkmenge von drei Litern täglich, Bachblütentherapie
Definition
Der Begriff „Neurodermitis“ leitet sich aus dem Griechischen ab („neuron“ für Nerv/Nervenzelle, „derma“ für Haut und die Endung „-itis“ für Entzündung) und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Damals wurde angenommen, dass die Hauterkrankung durch eine Nervenentzündung verursacht wird.
Heute wird davon ausgegangen, dass bei der Entwicklung einer Neurodermitis sowohl erbliche als auch äußere Einflussfaktoren zusammenspielen. Die Krankheit gehört in den Formenkreis der sogenannten „atopischen Erkrankungen“.
Darunter wird eine angeborene Bereitschaft verstanden, überempfindlich auf natürliche oder künstliche Umweltstoffe zu reagieren. Neurodermitis ist eine entzündliche, meist chronisch verlaufende Hauterkrankung, die typischerweise in Schüben auftritt.
Da bei der Entstehung der Krankheit die Gene eine zentrale Rolle spielen, kann diese bislang nicht ursächlich geheilt werden. Dennoch bestehen vielfältige Möglichkeiten, die Symptome zu behandeln und dadurch die Beschwerden zu lindern.
Synonyme
Die Erkrankung zählt zu den sogenannten „atopischen Krankheiten“ und wird daher auch „Atopisches Ekzem“, „Endogenes Ekzem“ oder „Atopische Dermatitis“ genannt. Außerdem werden die Begriffe „chronisch konstitutionelles Ekzem“, „Asthmaekzem“ und „Prurigo Besnier“ für die Krankheit verwendet.
Häufigkeit
Laut Angaben der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) leiden in Deutschland etwa 13 Prozent aller Kinder zumindest zeitweise unter der weit verbreiteten Hautkrankheit. Zudem sind zwei bis drei Prozent aller Erwachsenen betroffen.
Verlauf
Kennzeichnend für die Erkrankung ist in erster Linie ein juckender Hautausschlag, wobei vor allem Kopfhaut, Gesicht, Hände, Arm- und Kniebeugen betroffen sind. Die teilweise extrem trockene und entzündete Haut sowie der starke Juckreiz können für die Betroffenen körperlich zu einer echten Qual werden.
Die Psyche leidet bei dieser Erkrankung oft stark. Denn auch wenn die Hautprobleme genetisch bedingt und dadurch nicht übertragbar oder ansteckend sind, erschrecken sich Mitmenschen nicht selten beim Anblick der schuppigen, roten und teilweise offenen Stellen am Körper.
Dies löst bei Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern oft Gefühle wie Scham, Unsicherheit oder Angst aus. In schweren Fällen gehen Betroffene sogar in den sozialen Rückzug und brechen Kontakte ab.
Ursachen
Die atopischen Erkrankungen, zu denen auch allergisches Asthma bronchiale und pollenbedingter allergischer Schnupfen (Heuschnupfen) zählen, treten familiär gehäuft auf. Das Risiko steigt dementsprechend, wenn bereits die Eltern (oder nur ein Elternteil) betroffen sind.
Die genetische Disposition bezieht sich hier auf die natürliche Barrierefunktion der Haut. Diese ist bei Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern durch einen Mangel an bestimmten Eiweißen gestört.
Dadurch bietet sie keinen wirksamen Schutz mehr gegen Feuchtigkeitsverlust, Wind, Kälte oder Sonne. Ebensowenig gegen Krankheitserreger und andere äußere Reize (wie zum Beispiel Schmutz oder Waschmittel).
In der Folge trocknet die Haut durch die geringe Wasserbindungsfähigkeit sehr schnell aus. Zudem gelangen Erreger durch die gestörte Barrierefunktion in die Haut und können dort die Entzündung verursachen oder noch deutlich verstärken.
Doch nicht bei jedem Menschen, der die Anlage in sich trägt, entwickelt sich automatisch eine atopische Dermatitis. Auch nicht-allergische Umweltfaktoren scheinen eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Erkrankung zu spielen.
In den meisten Fällen wirken mehrere Faktoren zusammen, was die Suche nach den Auslösern der Neurodermitis oft schwierig und langwierig gestaltet. Zu den Faktoren, durch die typische Symptome hervorgerufen werden können, zählen unter anderem:
- allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe bestimmter Nahrungsmittel (zum Beispiel Kuhmilch, Hühnerei, Weizen, Erdnuss),
- Allergene aus Blütenpollen, Tierhaaren und Hausstaub,
- Reizung der Haut durch falsche Kleidung aus rauer Synthetik- oder Wollfaser sowie zu enger oder luftundurchlässiger Kleidung,
- bestimmte Chemikalien und Putzmittel,
- klimatische Bedingungen (extreme Kälte oder Hitze, Trockenheit, Heizungsluft),
- Umweltschadstoffe (wie Ozon oder Tabakrauch),
- häufiges Waschen mit ungeeigneten Pflegemitteln sowie ausgiebiges Baden,
- Hautpflege mit Pflegeprodukten, deren Inhaltsstoffe entweder allergische Reaktionen auslösen (beispielsweise durch Duft- und Konservierungsstoffe) oder die in ihrer Fett-Wasser-Zusammensetzung ungeeignet für die Haut der Betroffenen sind,
- Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen schwächen das Immunsystem und können so die Entzündungen der Haut begünstigen,
- psychische Belastungen wie beispielsweise Stress oder Aufregung.
Teufelskreise des atopischen Ekzems
Viele Expertinnen und Experten sehen einen engen Zusammenhang zwischen dem Immunsystem und der seelischen Gesundheit des Menschen. Dabei spielt die Psyche hier in doppelter Hinsicht eine zentrale Rolle.
Zum einen können seelische Belastungen, Stress, Druck und dauerhafte Anspannung einen Schub auslösen. Zum anderen stellen die meist sichtbaren Hautveränderungen sowie der starke Juckreiz selbst eine psychische Belastung dar, durch welche es häufig zu Ängsten, Schamgefühlen oder sogar sozialem Rückzug kommt.
In der Folge wirkt sich dies negativ auf den Verlauf der Krankheit aus. Die Haut „blüht“ noch stärker und die Betroffenen geraten in einen „Teufelskreis“, der sich schwer aufbrechen lässt.
Symptome
Die Symptome können von Fall zu Fall ganz unterschiedlich sein und variieren je nach Alter der Betroffenen zum Teil stark. Typisch ist jedoch, dass die Erkrankung generell in Schüben auftritt.
Phasen ohne jegliche Beschwerden wechseln sich schnell ab mit solchen, in denen es zu unerträglichem Juckreiz und massiven Hautveränderungen kommt. Außerdem zeigt die Haut von Kindern andere typische Symptome auf als die von Erwachsenen.
Allgemeine typische Symptome
Es kann bei Betroffenen zu trockener Haut mit gelegentlichem Jucken bis hin zu stark verkrusteten Hautarealen, gepaart mit quälenden Juckattacken, kommen. Typische Symptome sind:
- scharf abgegrenzte rötliche Hautpartien, gelegentlich mit nässenden Stellen,
- Blasen, Schuppen oder Krusten auf der Haut,
- befallene Stellen sind häufig Gesichtsbereich, Kopfhaut sowie Seiten- und Innenseitenbereich von Armen und Beinen,
- leichter bis stark ausgeprägter Juckreiz.
Symptome im Jugend- und Erwachsenenalter
In einigen Fällen bleibt die Hauterkrankung über die Pubertät hinaus bestehen. Wobei die Symptomatik bei Jugendlichen und Erwachsenen ähnlich zu der im Kindheitsalter ist.
Auch hier zeigen sich die Ekzeme typischerweise an den Beugeseiten („Beugenekzeme“) der Extremitäten (Ellenbeugen, Kniekehlen) sowie häufig auch am Hals, im Augen- und Stirnbereich. In schwereren Fällen kann der ganze Körper von den Hautveränderungen betroffen sein.
Ebenso sind Sonder- oder Minimalformen des atopischen Ekzems möglich. Wie zum Beispiel eine meist doppelseitige Entzündung der Lippen mit Rötung, Brennen und kleinen Hautrissen im Bereich der Mundwinkel (Cheilitis).
Des Weiteren können auch Risse zwischen den Fingern oder hinter dem Ohrläppchen, rissige Fingerkuppen (Pulpitis sicca) oder Brustwarzenekzeme auftreten. Auch im Erwachsenenalter lassen sich akute Phasen mit deutlich sichtbaren Hautrötungen, Bläschen und massivem Juckreiz von chronischen Phasen abgrenzen.
In chronischen Phasen ist die Haut zwar nicht mehr so stark gerötet, dennoch durch eine verminderte Talgproduktion teilweise extrem trocken und spröde. Dies führt ebenfalls oft zu starkem Juckreiz.
Durch das ständige Kratzen kommt es im Laufe der Zeit zu dickeren, lederartigen Verdickungen, der so genannten „Elefantenhaut“ (Lichenifikation). Bei einer Elefantenhaut nässen die betroffenen Hautbereiche nur noch in seltenen Fällen.
Mögliche Begleitsymptome einer Neurodermitis sind außerdem eine doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte), Blässe um den Mund herum (Periorale Blässe, auch „Milchbart“ genannt) und eine Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe’sches Zeichen).
Darüber hinaus tritt häufig auch „weißer Dermographismus“ auf. Dieser bezeichnet die Fähigkeit der Haut, auf äußere Reizungen wie zum Beispiel Druck durch einen Holzspatel oder Temperaturwechsel, weiß zu werden, wohingegen es bei gesunden Menschen zu einer Rotfärbung („roter Dermographismus“) kommt.
Neben den oft unerträglichen Juckreizschüben besteht in den meisten Fällen bei erwachsenen Betroffenen eine Sensibilisierung gegen bestimmte Allergene. Dazu zählen etwa Pollen, Nüsse, Kuhmilch, Soja und Weizenmehl.
Hinzu kommen häufig Unverträglichkeiten gegenüber Zusatzstoffen in Lebensmitteln. Das können beispielsweise Konservierungsstoffe, Aromen oder Farbstoffe sein.
Auch in Chemikalien in Kleidung, Reinigungsmitteln, Waschmittel oder Weichspüler können Allergene stecken. Sehr oft leiden erwachsene Betroffene außerdem unter Heuschnupfen und Bronchitis.
Symptome bei Kindern und Babys
Eine Neurodermitis kann grundsätzlich in jedem Alter vorkommen, jedoch treten laut Schätzung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 70 bis 85 Prozent aller Fälle vor dem fünften Lebensjahr auf. Bei 60 Prozent der Krankheitsfälle manifestiert sich die atopische Dermatitis bereits innerhalb des ersten Lebensjahres.
Das atopische Ekzem zählt zu den häufigsten chronischen Hautentzündungen bei Babys und Kindern. Bis zu 15 Prozent aller Kinder in den Industriestaaten leiden darunter – mit steigender Tendenz. Der moderne Lebensstil kann die Entwicklung einer Neurodermitis zudem begünstigen.
Bei etwa einem Drittel der Kinder bildet sich die Neurodermitis im Laufe der ersten Lebensjahre wieder zurück und verschwindet schließlich ganz. In anderen Fällen nimmt sie einen sehr langwierigen und unangenehmen Verlauf.
Dies gilt vor allem für Kinder, die parallel beispielsweise an einer Allergie auf Hühnerei oder Kuhmilch leiden. Hier kommt es häufig im späteren Alter zu weiteren allergischen Erkrankungen wie zum Beispiel Heuschnupfen oder Asthma.
Erstes Anzeichen einer Neurodermitis bei Kindern ist oft der sogenannte „Milchschorf“. Dies ist ein Hautausschlag, der sich auf der Kopfhaut und im Gesicht bildet.
Er kann aber auch an den Beugefalten der Gelenke wie Kniekehle und Ellenbogen auftreten. Der Milchschorf zeichnet sich durch gelbe Schuppen, Krustenbildung und starken Juckreiz aus.
Milchschorf ist leicht zu verwechseln mit Kopfgneis, bei dem es zu fetthaltiger und weicher Schuppenbildung kommt. Der Kopfgneis ist allerdings harmlos und verschwindet wieder, wogegen der Milchschorf als Warnzeichen für die mögliche Entwicklung einer Neurodermitis gilt.
Es muss sich jedoch nicht zwangsweise ein chronisches Ekzem daraus entwickeln. Die Bezeichnung „Milchschorf“ geht dabei auf die Ähnlichkeit der Hautveränderungen mit verbrannter beziehungsweise verkrusteter Milch zurück.
Dies ist aber etwas irreführend, da dieser nicht unbedingt mit einer Milch-Unverträglichkeit in Zusammenhang steht. Typischerweise ist die Haut im Säuglingsalter zunächst gerötet, nässt und ist teilweise mit Schuppenkrusten bedeckt.
Im weiteren Verlauf entwickeln sich aus diesen Hautveränderungen häufig stark juckende schuppige Ekzeme, die in erster Linie Gesicht, Ohren und andere Kopf-Bereiche betreffen. Bei Kleinkindern zeigen sich diese besonders häufig in den Gelenkbeugen der Arme und Beine, am Hals und an den Händen.
Mit zunehmendem Alter wird die Haut außerdem dicker und gröber, auch Verkrustungen sind typisch, ebenso wie stark juckende Knötchen. Während der akuten Schübe können sich die Ekzeme auf die gesamte Haut ausweiten.
Besonders quälend für Betroffene in jedem Alter ist der damit verbundene Juckreiz, der oft permanent besteht und gerade nachts unerträglich werden kann. Da dieser Reiz nur schwer zu unterdrücken ist, entsteht schnell ein Teufelskreis.
Denn beginnt das Kind intensiv zu kratzen, können Bakterien und Viren in die ohnehin bereits geschädigte Haut eindringen. So enstehen wiederum Infektionen, die zu einem erneuten „Aufblühen“ der Neurodermitis führen.
Diagnose
Häufiges Kratzen und gerötete Hautstellen sowie Milchschorf bei Babys liefern erste Hinweise auf eine mögliche Neurodermitis. Die Hautärztin beziehungsweise der Hautarzt oder die Kinderärztin oder der Kinderarzt können die Diagnose anhand verschiedener Faktoren stellen.
Zu diesen Faktoren zählen beispielsweise:
- Krankheitsgeschichte (Wann, wo, wie häufig und unter welchen Umständen treten die Symptome auf?),
- Erscheinungsbild der Haut,
- familiäre Häufung,
- bekannte Allergien, beziehungsweise ein positiver Allergietest,
- weißer Dermographismus (weiße Reaktion der Haut auf einen Reiztest),
- eine doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte),
- Blässe um den Mund (Periorale Blässe oder auch „Milchbart“ genannt),
- Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe’sches Zeichen).
Um den Schweregrad der Erkrankung zu erfassen, nutzt die Hautärztin oder der Hautarzt auch ein international standardisiertes Beurteilungsystem mit Punkten, den SCORAD (Severity Scoring of Atopic Dermatitis). Es können bis zu 103 Punkte verteilt werden.
Weniger als 25 Punkte werden als leichte Form der Neurodermitis, der Bereich von 25 bis 60 Punkten wird als mittelschwere Form und der Bereich über 60 Punkten als schwere Form der Neurodermitis bezeichnet. Der SCORAD soll der Entscheidung zur Therapiewahl dienen und mittels seiner können Erfolge bewertet werden.
Intrinsische und extrinsische Form
Bei Neurodermitikerinnen und Neurodermitkern ist die Immunantwort gestört. Unterschieden wird bei der atopischen Dermatitis zwischen der intrinsischen und der extrinsischen Variante. Die sogenannte „extrinsische Form“ ist von außen her bedingt.
Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang mit einer Immunreaktion des Körpers auf Allergene, welche über die Atemluft oder die Nahrung aufgenommen werden. Hier gelten Hühnerei-Allergien als wichtigste Auslöser, gefolgt von Birkenpollen, Kuhmilch, Soja, Nüssen, Fisch und Weizen.
Erkennbar ist dieser Zusammenhang vor allem anhand der erhöhten Konzentration der Immunglobuline E (auch „IgE-Antikörper“ genannt) im Blutserum. Auch Allergietests auf der Haut („Prick-Tests“) fallen in diesem Fall oft positiv aus, weswegen häufig von einer „IgE-vermittelten Variante der Neurodermitis“ gesprochen wird.
Bei der „intrinsischen Variante” besteht dieser Zusammenhang mit allergischen Reaktionen hingegen nicht. Hier sind die IgE-Antikörper-Werte im Blutserum unauffälig, wodurch sich eine weniger ausgeprägte Form der Neurodermitis ausbildet, die ohne Allergien der Atemwege auftritt.
Allerdings kann die intrinsische Variante in die extrinische Variante übergehen. Bei den meisten Betroffenen (60 bis 70 Prozent der Fälle) handelt es sich um die extrinsische Variante der atopischen Dermatitis.
Der Anteil der Patientinnen und Patienten mit intrinsischer Form ist vergleichsweise geringer (30 bis 40 Prozent). Die Haut reagiert jedoch in beiden Fällen mit den weitgehend gleichen Erscheinungen.
Begleiterkrankungen
Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis leiden häufig unter starkem Juckreiz. Manche Betroffene kratzen sich auch im Schlaf, ohne darüber Kontrolle zu haben. Durch das Kratzen wird die Haut verletzt und bietet Eintrittstore für Bakterien, Viren und Pilzen.
Bei Neurodermitis treten häufig folgende Begleiterkrankungen auf:
- durch Staphylokokken hervorgerufene Erkrankungen wie beispielsweise Furunkel oder Eiterbeulen (Karbunkel),
- atopische Keratokonjunktivitis (Binde- und Hornhautentzündung im Auge),
- durch Viren verursachter Herpes oder Dellwarzen,
- Ekzeme, die durch Pilze ausgelöst werden, wie das Seborrhoische Ekzem,
- Herz- und Kreislaufprobleme durch erhöhte Eiweißverluste der Haut,
- erhöhtes Risiko für Asthma bronchiale,
- psychische Auffälligkeiten wie Ängste oder Depressionen.
Behandlung
Da die genetische Veranlagung für atopische Erkrankungen ein Leben lang besteht, kann Neurodermitis nicht ursächlich geheilt werden. Stattdessen geht es bei der Therapie vor allem darum, die Symptome zu behandeln, um dadurch die Beschwerden zu lindern.
Die Behandlungsmethoden sind dabei äußerst vielfältig und es besteht keine Standardtherapie. Vielmehr erfolgen die einzelnen Maßnahmen in Abhängigkeit des individuellen Beschwerdebildes beziehungsweise des Verlaufs und der Schwere der Erkrankung.
Aus der Kurzversion der Leitlinie Neurodermitis ist die Stufentherapie bei Neurodermitis zu entnehmen. Diese Leitlinie ist eine systematisch entwickelte Hilfe für Ärztinnen und Ärzte zur Entscheidungsfindung.
Sie wird von er Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) erstellt. In der ersten Stufe der leichten Neurodermitis mit trockener Haut ist die Basistherapie empfohlen.
Daneben ist die Vermeidung von Risikofaktoren und Umwelteinflüssen elementar, welche im Laufe der Erkrankung als Auslöser für Krankheitsschübe erkannt wurden. Dazu zählen beispielsweise bestimmte Lebensmittelzusätze, Duftstoffe, Gewebe oder Reinigungs- und Waschmittel.
Dementsprechend sollte bei einer vermuteten Reaktion auf das bisherige Waschmittel ein Alternativ-Produkt ohne reizende Zusatzstoffe ausprobiert werden. Bei einer Überempfindlichkeit auf Wolle sollten Neurodermitikerinnen und Neurodermitiker besser auf andere Stoffe wie Baumwolle umsteigen.
In der zweiten Stufe beim Vorhandensein leichter Ekzeme wird zusätzlich zur Basistherapie die Gabe niedrig potenter topischer Glukokortikosteroide geraten. Zusätzlich oder alternativ werden topische Calcineurininhibitoren empfohlen.
Treten moderate Ekzeme auf, kennzeichnete das die dritte Stufe. Hier werden höher potente topische Glukokortikosteroide und oder alternativ topische Calcineurininhibitoren angeraten.
In der vierten Stufe, wenn persistierende, schwer ausgeprägte Ekzeme mit topischen (äußeren) Maßnahmen nicht ausreichend behandelbar sind, wird die systemische immunmodulierende Therapie empfohlen. Hierbei können die Medikamente Dupilumab oder Ciclosporin (Immunsupressiva) oder auch Off-Label-Therapeutika eingesetzt werden.
Medikamente gegen die Symptome
Während eines akuten Schubs mit starken Entzündungen kommen zur Behandlung der atopischen Dermatitis meist Medikamente zum Einsatz. Diese sollten die Aktivität des Immunsystems reduzieren.
Kortison
Kortison stellt noch immer das Standardmedikament dar. Das liegt daran, dass es entzündungshemmend wirkt und den Juckreiz lindert, wodurch es normalerweise recht schnell zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden kommt.
Kortison darf jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden. Denn bei einer sehr langen Anwendung besteht das Risiko, dass sich die Haut verdünnt oder bestimmte Hautveränderungen auftreten.
Kortison-Produkte sollten nicht dauerhaft angewandt werden, vor allem, wenn die Haut bereits sehr dünn ist. Generell gilt, dass die Creme nur ganz fein auf die Haut aufgetragen wird.
Der Einsatz von Kortison sollte nicht abrupt gestoppt werden. Sonst kann es zu einem heftigen Wiederauftreten der Hauptsymptome kommen.
Stattdessen sollten die Betroffenen die Dosis der verschriebenen Arznei langsam reduzieren („ausschleichen“). Allerdings wiederum nur in Absprache mit der behandelnden Ärztin beziehungsweise mit dem behandelnden Arzt.
Tacrolimus und Pimecrolimus
Alternativ zu Kortison werden seit einigen Jahren zudem die Calcineurin-Inhibitoren „Tacrolimus“ und „Pimecrolimus“ verschrieben. Diese eignen sich in Form einer Creme vor allem zur lokalen Behandlung empfindlicher Hautstellen.
Der Vorteil ist hier, dass die Haut nach dem derzeitigen Kenntnisstand auch bei längerer Verwendung nicht ausdünnt. Dennoch können auch bei diesen Präparaten Nebenwirkungen wie Brennen, Juckreiz, Hitzegefühl und Rötungen nach dem Auftragen auftreten.
Daher werden diese Stoffe erst für Patienten ab dem Alter von drei Jahren empfohlen. Mittel mit 0,1-prozentigem Tacrolimus sogar erst ab dem 17. Lebensjahr.
Antibiotika und Antimykotika
Unterstützend können bei der individuellen Behandlung weitere Maßnahmen eingesetzt werden. Kommt es durch aufgekratzte Hautstellen etwa zu einer Infektion mit Bakterien oder Pilzen, werden teils auch Antibiotika und Antimykotika (Anti-Pilzmittel) verordnet. Diese sollten nur über einen kurzen Zeitraum verwendet werden.
Antihistaminika
Gegen allergische Beschwerden können zudem bestimmte oral verabreichte Antihistaminika helfen. Sie unterdrücken die Wirkung des Botenstoffs Histamin und lindern dadurch den Juckreiz.
Monoklonale Antikörper und JAK-Inhibitoren
Eine aktuelle Studie gibt einen Überblick über neue Wirkstoffe. Dazu zählen der seit 2017 zugelassene monoklonale Antikörper Dupilumab (Handelsname Dupixent) und der seit 2021 zugelassene monoklonale Antikörper Tralokinumab (Handelsname Adtralzades).
Darüber hinaus gehören die seit 2020 zugelassenen JAK-Inhibitoren (Januskinaseninhibitoren) dazu. Letztere hemmen bestimmte Proteine. Sie unterbrechen die Signalkaskade, die eine allergische Reaktion hervorruft.
Monoklonale Antikörper werden im Labor von einem Zellklon hergestellt. Dupilumab und Tralokinumab verhindern die nachgeschaltete Signalübertragung von Entzündungswegen.
Beide Mittel und auch JAK-Inhibitoren werden bei mittelschwerer bis schwer ausgeprägter Neurodermitis eingesetzt. Bei schwerer Neurodermitis ist Dupilumab (Handelsname Dupixent) seit 2019 auch für Jugendliche ab zwölf Jahren und seit November 2020 für Kinder ab sechs Jahren zugelassen.
Dupilumab und Tralokinumab werden als Spritze verabreicht. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Dupilumab zusammen mit niedrigpotenten topischen Kortikosteroiden bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis unter sechs Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis bewertete eine aktuelle Studie.
Die Patientinnen und Patienten erhielten 16 Wochen lang subkutan ein Placebo oder Dupilumab. Bei einem Körpergewicht von fünf bis 15 Kilogramm erhielten sie alle vier Wochen 200 Milligramm, bei einem Körpergewicht von 15 bis 30 Kilogramm alle vier Wochen 400 Milligramm.
Dazu erhielten sie topische Kortikosteroide (Hydrocortison). Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass Dupilumab die Anzeichen und Symptome von atopischer Dermatitis bei Kindern unter sechs Jahren signifikant verbesserte im Vergleich zum Placebo und gut vertragen wurde.
Die Wirksamkeit von Tralokinumab ist durch mehrere Studien nachgewiesen. Die Studienergebnisse dazu sind in einer aktuellen Publikation dargestellt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass Tralokinumab eine wirksame und sichere systemische Behandlung der mittelschweren bis schweren Neurodermitis darstellt. JAK-Inhibitoren werden täglich als Tabletten verabreicht.
Eine Studie untersuchte die Ergebnisse zehn randomisierter kontrollierter Studien mit 2583 Patientinnen und Patienten auf die Wirksamkeit von JAK-Inhibitoren bei Neurodermitis. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass JAK-Inhibitoren Neurodermitis erheblich verbessern können.
Alle genannten Wirkstoffe sind Immunsuppressiva. Sie sind daher nicht frei von Nebenwirkungen, da sie beispielsweise die Infektanfälligkeit erhöhen können.
Lichttherapie
Eine weitere häufig angewendete Maßnahme zur Linderung der Entzündungen ist die Lichttherapie (Phototherapie). Bei der Lichttherapie werden durch UV-Licht Entzündungszellen gehemmt und der Juckreiz wird gelindert.
Die Lichttherapie mittels ultraviolettem Licht ist eine wissenschaftlich belegte und wirksame Behandlungsoption bei Neurodermitis. Diese findet meist fünfmal in der Woche für eine Dauer von drei Wochen statt.
Eine Studie wertete die Datenlage aus und empfiehlt bei einer Phototherapie eine mittlere Dosierung von 50 Joule UVA-Licht pro Quadtratzentimeter Haut. Dies gilt bei einer akuten Lage.
Bestrahlungen mit UV-Licht sollten jedoch nicht oder nur in Ausnahmefällen bei Kindern im Alter unter zwölf Jahren angewendet werden. Bestrahlungen bergen ebenso wie das Sonnenlicht ein Hautkrebsrisiko.
Bleichbäder
Die Haut von Neurodermitikerinnen und Neuodermitikern ist häufig vermehrt von Bakterien wie Staphylococcus aureus besiedelt. Sogenannte Bleichbäder, also Bäder mit einer 0,005prozentigen Natriumhypochlorit (NaOCl)-Lösung, können den Juckreiz und die Entzündungen der Haut lindern.
Auch die Einnahme an Antibiotika und Steroiden konnte so vermindert werden, was eine studienvergleichende Publikation zeigt. Zudem haben Bleichbäder keine Nebenwirkungen, wenn der richtige Einsatz mit der Hautärztin oder dem Hautarzt vorher besprochen wird.
Natriumhypochlorit scheint nicht nur leicht antimikrobiell zu wirken, sondern hat offenbar weitere lindernde Wirkungen. Dies zeigt eine Studie an Probandinnen und Probanden mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis.
Sie trugen über sechs Wochen ein 0,006prozentiges NaOCl-Körperwaschmittel einmal täglich auf die betroffenen Bereiche auf. Die Anwendung führte zu einer deutlichen Verbesserung aller gemessenen Parameter. Allerdings war die Besiedlung mit Staphylococcus aureus bei 64 Prozent der Teilnehmenden nach zwei Wochen immer noch positiv.
Körperpflege
Besonders wichtig bei der Behandlung ist die tägliche Hautpflege. Sie stärkt die strapazierte und empfindliche Haut und macht sie widerstandsfähiger gegenüber Reizungen und äußeren Einflüssen.
Je nachdem, welche Symptome auftreten und wie stark diese sind, stehen dabei unterschiedliche Cremes oder Lotionen zur Verfügung. Durch diese können die Beschwerden gelindert werden.
Ist die Haut nur trocken und teilweise gerötet, ansonsten aber ekzemfrei, eignen sich für die Versorgung mit Fett und Feuchtigkeit am besten Lotionen aus Öl und Wasser. Dabei sollte man darauf achten, eher fettiger als zu feucht zu cremen, um einem zusätzlichen Flüssigkeitsverlust und damit noch trockenerer Haut vorzubeugen.
Salben mit Nachtkerzenöl, Harnstoff oder Johanniskrautextrakt
Für die Feuchtigkeitsversorgung sowie bei leichten Verletzungen durchs Kratzen bieten sich auch Cremes oder Salben mit Harnstoff (Urea), Nachtkerzenöl oder Johanniskrautextrakt an.
Harnstoff versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und lindert gleichzeitig den Juckreiz. Harnstoff als organische Verbindung wird seit langem klinisch für dermatologische Erkrankungen eingesetzt.
Urea ist eine wirksame Monotherapie für Erkrankungen im Zusammenhang mit trockener und schuppiger Haut. Dies unterstreicht eine Publikation.
Diese sichtete vorhandene Studien zu Harnstoff als Wirkstoff auf Hautkrankheiten, unter anderem Neurodermitis. Die Forschenden kommen zum Schluss, dass Harnstoff eine sichere, wirksame dermatologische Therapie mit minimalen Nebenwirkungen (Hautreizung) darstellt.
In einer Publikation in Form einer Metaanalyse wurden wissenschaftliche Studien zu Nachtkerzenöl bei Neurodermitis verglichen. Neun kontrollierte Studien mit Nachtkerzenöl wurden in acht Zentren durchgeführt. In den Studien zeigte sich eine hochsignifikante Verbesserung der Neurodermitis.
Auch das Echte Johanniskraut ist eine sehr gut erforschte Heilpflanze. Bei Wunden, die schlecht heilen und schmerzen, wurde es schon in der Antike erfolgreich angewendet. Die Wirkung von Johanniskraut wurde unter anderem in einer Studie belegt.
Die Ballonrebe (Cardiospermum halicacabum) soll ähnlich wie Kortison Entzündungen hemmen. Hier gibt es bisher nur eine wissenschaftliche Studie, die Patientinnen und Patienten 15 Tage lang beobachtete.
Diese wendeten während dieser Zeit eine Salbe an, die 100 Milligramm Cardiospermum halicacabum pro Gramm enthielt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass diese Salbe zu positiven Wirkungen unterschiedlichen Grades führt, unabhängig davon, welche Begleitbehandlung in Betracht gezogen wird.
Die Wirkung von Aloe vera ist mehrfach durch Studien belegt. Forschende kommen unter anderem in einer Studie zu dem Schluss, dass die Gele von Aloe ferox und Aloe vera bei topischer (örtlicher, äußerlicher) Anwendung eine sichere und nützliche Alternative zu Antihistaminika und topischen Kortikosteroiden bei wiederkehrender chronischer Neurodermitis darstellen.
Seife vermeiden
Vermieden werden sollte auf jeden Fall die Verwendung von Seife, da diese der Haut noch mehr Fett entzieht und so die Zerstörung des Schutzmantels begünstigt wird. Auch sollte vor der Verwendung von Pflegeprodukten unbedingt sorgfältig das Etikett geprüft werden.
Inhaltsstoffe wie ethoxylierte Alkohole oder andere Ethoxylate („PEGs”), Natriumlaurylsulfat (INCI: Sodium Lauryl Sulfate), Parfüm und Konservierungsstoffe können der Haut zusätzlich schaden und sollten daher nicht enthalten sein.
Stattdessen empfiehlt es sich, pH-neutrale und seifenfreie Lotionen für die Hautreinigung zu verwenden. Auch sollte nicht zu häufig geduscht oder gebadet werden, um die Haut nicht unnötig zu strapazieren.
Da Neurodermitis-Betroffene zusätzlich oft an Pollenallergien und Heuschnupfen leiden, ist es ratsam, abends zu duschen. So werden die Pollen von Haut und Haaren abgewaschen und nicht weiter in der Wohnung und im Bett verteilt.
Ob im Einzelfall eine Creme, Salbe oder Lotion empfehlenswert ist, hängt vom Hautzustand und den betroffenen Hautstellen ab. Auch die Jahreszeit und das Alter der Patientinnen und Patienten ist zu beachten.
Dementsprechend sollte der Einsatz von Pflegeprodukten im Vorfeld immer mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. Dadurch können zusätzliche Reizungen der Haut vermieden und eine bestmögliche Linderung der Beschwerden erreicht werden.
Ernährung
Es gibt zwar keine spezielle Neurodermitis-Diät, dennoch lindert eine Ernährungsumstellung bei vielen Patientinnen und Patienten die Symptome. Um herauszufinden, welche Lebensmittel dem Körper eventuell schaden, eignet sich eine allergenarme „Suchkost“.
Hier besteht die Ernährung für etwa sechs bis acht Wochen ausschließlich aus allergen- und reizarmen Lebensmitteln. Für diese Zeit sind auch Fertigprodukte tabu, da bei diesen die Inhaltsstoffe oft nicht genau ersichtlich sind.
Nach Ende der enthaltsamen Zeit wird der Speiseplan nach und nach wieder erweitert, indem etwa alle zwei bis drei Tage etwas Neues hinzukommt. So kann genau erkannt werden, ob beziehungsweise wogegen eine Unverträglichkeit besteht.

Ein Symptom-Tagebuch anlegen
Um die Verträglichkeit der einzelnen Nahrungsmittel auszuwerten, eignet sich das Führen eines Tagebuchs, durch welches Betroffene den eigenen Ernährungsstil leicht überprüfen und bei Bedarf ändern können. Entscheidend ist, dass diese „Suchdiät“ systematisch und konsequent durchgeführt wird.
Es ist oft sehr schwierig, relevante Ernährungsfaktoren zu identifizieren und es besteht keine allgemeingültige Liste mit „schädlichen“ Nahrungsmitteln. Da eine Vielzahl verschiedener Faktoren bei Neurodermitis eine Rolle spielt, ist es sinnvoll, die individuellen Auslöser der Schübe besser ausfindig zu machen.
Das Führen eines Symptom-Tagebuchs kann helfen. Dazu sollten täglich alle Faktoren stichpunktartig festgehalten werden, die Einfluss auf die Krankheit haben könnten.
Zu den Eintragungen sollte gehören:
- Datum,
- Essen und Trinken,
- eingenommene Medikamente,
- allgemeines Befinden (Stress, Druck, Emotionen),
- Umwelteinflüsse (Hitze, Kälte, Lärm),
- Stärke der aufgetretenen Symptome.
Welche Lebensmittel werden tendenziell gut vertragen?
Es zeigt sich immer wieder, dass es bestimmte Lebensmittel gibt, die von vielen Betroffenen gut vertragen werden. Zu den erfahrungsgemäß gut verträglichen Dingen gehören beispielsweise Reis, Mais, Hirse, Hafer und Nudeln ohne Ei.
Milchprodukte von Ziege und Schaf sind ebenso empfehlenswert. Auch Fleisch von Rind oder Huhn, Blattsalate, Blumenkohl, Brokkoli, Erbsen, Kartoffeln, Spinat und Kürbis werden in der Regel gut vertragen.
Welche Lebensmittel werden tendenziell schlecht vertragen?
Probleme bereiten häufig Weizen, Roggen, Hühnereier, Kuhmilch und Kuhmilchprodukte, Schweinefleisch und Fisch. Ebenso sind Möhren, Paprika, Knoblauch, Sauerkraut und Tomaten oft unverträglich.
Kiwi, Pfirsiche, Rhabarber, Erdbeeren und Zitrusfrüchte sowie Nüsse, Erdnüsse, Alkohol und Kaffee bereiten vielen Betroffenen Probleme. Diese sollten daher wie die anderen allergenreichen Lebensmittel bei der Suchdiät zunächst weggelassen und dann nach und nach auf ihre Verträglichkeit hin getestet werden.
Eine ausgewogene Ernährung stärkt das Immunsystem
Nach der Identifizierung möglicher Unverträglichkeiten sollte die Ernährung mit den anderen Lebensmitteln vor allem ausgewogen und vollwertig sein. So wird der Körper optimal mit Nährstoffen versorgt, mit dem Ziel, dadurch das geschwächte Immunsystem zu stärken.
Bei guter Verträglichkeit sollten nach Möglichkeit jeden Tag Milch- und Vollkornprodukte, reichlich Gemüse und Obst und ein bis zwei Mal wöchentlich Fisch gegessen werden. Werden Obst und Gemüse roh nicht gut vertragen, kann eventuell ein kurzes Andünsten Abhilfe schaffen.
Fleisch und Wurstwaren sollten maximal zwei bis drei Mal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen. Bei Ölen sollte man in erster Linie zu mehrfach ungesättigten Fettsäuren greifen. Diese sind für die Gesundheit des gesamten Organismus unerlässlich. Geeignet sind etwa Sonnenblumen-, Traubenkern- oder Leinöl.
Eine erhöhte Trinkmenge ist bei Neurodermitis sehr wichtig. Die trockene Haut verliert deutlich mehr Flüssigkeit als bei Nicht-Betroffenen. Dementsprechend sollten täglich mindestens drei Liter getrunken werden, idealerweise Wasser und ungesüßter Tee.
Stillen – Allergieschutz
Ob eine Neurodermitis durch bestimmte Lebensmittel ausgelöst oder verstärkt werden kann, sorgt in der Fachwelt nach wie vor für hitzige Diskussionen. Konsens besteht weitgehend darüber, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten eine zentrale Rolle bei der Entwicklung einer Neurodermitis im Kleinkindalter spielen.
Dementsprechend wird Frauen mit familiärer Vorbelastung immer wieder angeraten, ihr Baby mindestens sechs Monate voll zu stillen. So werden die Kinder möglichst lange vor eventuell allergieauslösenden Eiweißen geschützt und das Immunsystem sowie die Darmflora werden positiv beeinflusst.
Können oder wollen Frauen nicht stillen, sollte stattdessen eine „hypoallergene“ Babynahrung gefüttert werden, welche auf den Verpackungen an dem Kürzel „H. A.“ erkennbar ist. Die Einführung der sogenannten „Beikost“ sollte im Anschluss sehr langsam und behutsam stattfinden.
Woche für Woche sollte nur ein neues Lebensmittel eingeführt werden. So können bereits hier mögliche Unverträglichkeiten entdeckt werden.
Ab dem ersten Geburtstag können dann glutenhaltige Getreide wie Hafer oder Dinkel sowie Kuhmilch getestet werden. Eier, Nüsse und Fisch sollten genetisch vorbelastete Kinder jedoch besser erst ab zwei Jahren essen.

Hydrotherapie und Balneotherapie
Neben den „klassischen“ Behandlungsmethoden mit Medikamenten und der entsprechenden Hautpflege eignen sich auch verschiedene Naturheilverfahren, um die Symptome zu lindern. In vielen Fällen hat sich beispielsweise die Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp bewährt.
Hierbei kommen Kaltanwendungen, Quarkwickel oder Warmbäder mit rückfettenden Ölen zum Einsatz. Diese Therapien stärken das Immunsystem, die natürliche Hautfunktion wird aktiviert und die Entspannung wird gefördert.
Die Balneotherapie ist eine Form der Hydrotherapie, bei der Patientinnen und Patienten Bäder mit Heilerde, Sole oder Schwefel erhalten. Eine Kombination aus Balneo- und Phototherapie wurde in einer Übersichtsstudie aus dem Jahr 2000 untersucht.
1204 Patienten und Patientinnen mit atopischer Dermatitis wurden eingeschlossen. Die Verbesserung der atopischen Dermatitis war deutlich und lag zwischen 47 und 66 Prozent.
Die Colon-Hydro-Therapie
Das „Darm-Kneippen“ ist besser bekannt unter dem Namen „Darmspülung“. Es hat aufgrund der gesundheitsfördernden Wirkung seit jeher einen festen Platz in der Naturheilkunde.
Heute wird häufig die sogenannte „Colon-Hydro-Therapie“ (CHT) eingesetzt (griechisch „Colon“ für Dickdarm und „Hydro“ für Wasser). Diese moderne Variante des klassischen Einlaufs hat sich mittlerweile in vielen Fällen bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Akne als hilfreich erwiesen.
Am häufigsten wird sie jedoch bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung oder einem Blähbauch eingesetzt. Auch bei einem gestörten Stoffwechsel, beispielsweise in Folge einer falschen Ernährung oder schädlicher Umwelteinflüsse, kommt sie zum Einsatz.
Ausgangspunkt ist die naturheilkundliche Annahme, dass ein gesunder Darm die Grundlage und Voraussetzung für eine gute Gesundheit bildet. Das Ziel der CHT besteht darin, den Darm auf natürliche Weise zu reinigen und schädliche Bakterien sowie Hefepilze auszuspülen.
Zu diesem Zweck wird erwärmtes Wasser durch ein Kunststoffröhrchen in den Enddarm geleitet. Gleichzeitig wird die Bauchdecke sanft massiert, um das Wasser in die betroffenen Bereiche zu leiten.
Die gelösten Stoffe sowie das Wasser aus dem Darm fließen dann durch ein zweites Rohr direkt in den Abfluss („geschlossenes System“). Unangenehme Gerüche werden vermieden. Zudem verursacht die Colon-Hydro-Therapie keine Schmerzen und wird normalerweise als sehr wohltuend und „befreiend“ empfunden.
Bislang liegen für diese Therapieform aus wissenschaftlicher Sicht nur unzureichende Wirksamkeitsnachweise vor. Daher gehört die Colon-Hydro-Therapie laut Leitlinie „Dermatologische stationäre Rehabilitation bei atopischer Dermatitis Erwachsener” nicht zu den empfohlenen Behandlungen.
Pflanzliche Heilmittel und Akupunktur
In der Naturheilkunde kommen zur Behandlung des atopischen Ekzems sehr oft pflanzliche Heilmittel zum Einsatz, welche sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt werden. In Frage kommen beispielsweise für eine innere Anwendung ein Tee oder eine Tinktur auf Basis von Hafer, Kerbel oder Rooibos.
Für eine äußerliche Anwendung können Heilpflanzen beispielsweise als Umschlag eingesetzt werden, indem ein Tuch mit Kräutertee getränkt wird und nach Bedarf entweder kalt oder warm auf die betroffene Stelle gelegt wird. Hier hat sich in der Praxis unter anderem Stiefmütterchentee (Viola tricolor) bewährt.
Auch Waschungen, Spülungen, Bäder, Salben und Cremes kommen zum Einsatz. Für die äußere Anwendung eignen sich vor allem Heilpflanzen wie Aloe vera, Blutweiderich, Kamille oder Schafgarbe, ebenso wie Heidekraut, Hibiskus, Schöllkraut und Ulme.
In einer wissenschaftlichen Publikation wurde die Studienlage zu dem Potential heilender Wirkweisen von Heilpflanzen auf Neurodermitis untersucht. Eine Studie an 20 Patientinnen und Patienten zwischen 13 und 48 Jahren mit leichter bis schwerer atopischer Dermatitis untersuchte die Wirksamkeit der Kombination aus chinesischer Kräutermedizin und Akupunktur.
Die Patientinnen und Patienten erhielten zwei Mal pro Woche eine Akupunkturbehandlung. Dazu eine chinesische Kräuterformel drei Mal täglich für insgesamt zwölf Wochen.
Bewertet wurden Veränderungen des Eczema Area and Severity Index (EASI), des Dermatology Life Quality Index (DLQI) und die Beurteilung des Juckreizes durch Patientinnen und Patienten. Gemessen wurde alles auf einer visuellen Analogskala (VAS).
Nach der Behandlung wurde eine Verbesserung in EASI bei allen Patientinnen und Patienten festgestellt. Der mittlere EASI sank von 4,99 auf 1,81. Darüber hinaus erlebten 78,8 Prozent der Teilnehmenden eine Verringerung von DLQI und VAS im Vergleich zum Ausgangswert.
Der mittlere DLQI sank von 12,5 auf 7,6 am Ende der Behandlung. Der mittlere VAS sank von 6,8 auf 3,7.
Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. Aufgrund der geringen Evidenz in Form wissenschaftlicher Studien werden bisher jedoch weder Akupunktur noch Heilpflanzen von der „Leitlinie: Dermatologische stationäre Rehabilitation bei atopischer Dermatitis Erwachsener” empfohlen.
Homöopathie
Eine große wissenschaftliche Studie an 3981 Patientinnen und Patienten zeigt, dass Homöopathie bei Neurodermitis helfen kann. Diese wurde in hautärztlichen Praxen in der Schweiz und Deutschland durchgeführt.
Die wichtigsten Ergebnisparameter waren: Die ärztliche Beurteilung der Erkrankung sowie die Lebensqualität der Betroffenen zu Studienbeginn sowie nach drei, zwölf und 24 Monaten. Der Schweregrad der Erkrankung verringerte sich signifikant.
Bei Erwachsenen und Kleinkindern wurden erhebliche Verbesserungen der Lebensqualität beobachtet, während bei Jugendlichen keine Veränderungen festgestellt wurden. Jüngeres Alter und eine schwerere Erkrankung zu Studienbeginn waren Faktoren, die einen besseren therapeutischen Erfolg vorhersagten.
Andere Studien konnten diese Ergebnisse nicht stützen. Somit kann eine allgemeine Empfehlung zur Anwendung der Homöopathie bei Neurodermitis bislang wissenschaftlich nicht ausreichend belegt werden.
Wichtig: Die homöopathische Behandlung gehört in die Hände einer Homöopathin oder eines Homöopathen. Die klassische Homöopathie behandelt nicht nur einzelne Symptome, sondern bezieht den gesamten Menschen mit Körper, Geist und Psyche sowie die Lebensumstände mit ein. Darauf beruht die Mittelwahl.
Die im Folgenden genannten Mittel sind lediglich Beispiele von Mitteln, die bei Neurodermitis in der naturheilkundlichen Praxis häufiger zum Einsatz kommen. Von einer Selbstbehandlung ohne entsprechende Erfahrung raten wir an dieser Stelle ausdrücklich ab!
Leiden Betroffene etwa unter chronischen, trockenen Ekzemen, die einen starken, vorwiegend nächtlichen Juckreiz verursachen, kann Sulfur (D4, D6) eingesetzt werden. Im Falle immer wiederkehrendenr dunkelroter, feuchter Ekzeme mit Pusteln und Bläschen, die stark jucken und brennen, kommt Rhus toxicodendron in Frage.
Bei aufgesprungener und rissiger Haut wird hingegen oft Sepia in der Potenz D6 gegeben. Gerade, wenn die Beschwerden an der frischen Luft besser, aber durch Wärme schlechter werden.
Auch Arsenicum album kommt häufig bei Neurodermitis in der Potenz D6 zum Einsatz. Es hilft vor allem bei rauer, trockener, schuppiger Haut, einem nachts schlimmer werdenden Brennen und Hautjucken sowie bei innerer Unruhe.
Bei Kindern wird im Falle von Entzündungen der Haut, trockenem Ausschlag, Milchschorf sowie Hautbrennen und Juckreiz oft Calcium carbonicum in der Potenz D12 empfohlen. Insbesondere wenn sich die Symptome bei kalter Luft bessern und bei feuchtem Wetter verschlechtern.
Ist der Hautausschlag hingegen eher nässend, werden zum Beispiel Dulcamara oder Kreosotum verwendet. Weist die Haut Krusten und eitrige Hautauschläge auf, eignet sich überdies auch Calcium sulfuricum (D4, D6).
Graphites (D6) bietet ebenfalls ein hilfreiches Homöopathikum bei harten Krusten mit unterliegendem gelbem, klebrigen Sekret. Begleitet werden die Beschwerden von starkem nächtlichem Juckreiz und brennenden Schmerzen.
Schüßler-Salze und Bachblüten
Schüßler-Salze und Bachblütentherapie können unterstützend eingesetzt werden. Als alleinige Therapie bei Neurodermitis wird beides aufgrund fehlender wissenschaftlicher Studien in den aktuellen Behandlungsrichtlinien jedoch nicht empfohlen.
Manche Menschen machen trotzdem gute Erfahrungen damit. Nebenwirkungen sind bisher ebenfalls nicht bekannt. Wer ein solches alternatives Verfahren ausprobieren möchte, kann ihm also durchaus eine Chance geben.
Die Einnahme von Schüßler-Salzen und Bachblüten sollte im Vorfeld zunächst mit einer erfahrenen Heilpraktikerin oder einem Heilpraktiker abgesprochen werden. Für den Einzelfall müssen das richtige Mittel und die entsprechende Dosierung und Anwendungsdauer bestimmt werden.
Dies gilt insbesondere, wenn betroffene Kinder auf diesem Wege unterstützend behandelt werden sollen. Denn für sie werden in den meisten Fällen andere Dosierungen und Darreichungsformen empfohlen als für Erwachsene.
Wichtiger Hinweis: Die nachfolgend angeführten Schüßler-Salze gelten als Anwendungsbeispiele aus der naturheilkundlichen Praxis und sollten nicht ohne entsprechende ärztliche Rücksprache und naturheilkundliche Begleitung ausprobiert werden.
Hauptsächlich werden in der chronischen Phase die Salze Nummer 2 (Calcium phoshoricum), Nummer 6 (Kalium sulfuricum), Nummer 8 (Natrium chloratum) und Nummer 9 (Natrium phosphoricum) eingesetzt. Erwachsene lassen drei Mal am Tag je zwei Tabletten im Mund zergehen oder trinken sie in Wasser aufgelöst.
Für Kinder wird hingegen meist eine Dosierung von drei Mal täglich je einer Tablette empfohlen, welche aufgelöst in einem Glas Wasser getrunken wird. In der akuten Phase mit starkem, oft unerträglichem Juckreiz und entzündlich-roten Hautveränderungen eignet sich vor allem das Schüßler-Salz Nummer 3 (Ferrum phosphoricum).
Erwachsene lassen von Nummer 3 stündlich eine Tablette im Mund zergehen. Während das Heilmittel für Kinder zum Trinken in warmem Wasser aufgelöst wird.
Ebenso kann das Salz Nummer 7 (Magnesium phosphoricum D6) bei einem Neurodermitis-Schub helfen: bei starkem Juckreiz vor allem durch die Anwendung als „heiße Sieben“. Hierfür werden acht bis zehn Tabletten in einem Glas heißem Wasser aufgelöst und dann schluckweise getrunken.
Stress bewältigen
Jede Form von Stress kann prinzipiell den Verlauf der Neurodermitis negativ beeinflussen. Für Neurodermitikerinnen und Neurodermitiker ist es daher besonders wichtig ist, einen entsprechenden Umgang mit Stress zu lernen.
Ein wichtiger Triggerfaktor sowohl für intrinsische als auch für extrinsische atypische Dermatits ist emotionaler Stress. In einer wissenschaftlichen Studie wird beschrieben, dass er unter anderem das Hormonprofil verändert.
Zudem wird der Cortisolspiegel verringert. Eine möglicherweise unterdrückte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-(HPA)-Achse kann endgültig für die Verschlimmerung der Neurodermitis verantwortlich sein.
Hierfür stehen verschiedene Übungen und Maßnahmen zum Stressabbau zur Verfügung. Bewährte Entspannungsmethoden sind zum Beispiel Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Yoga oder Meditation.
Maßnahmen zur Vorbeugung und bei Erkrankung
Es eignen sich die unterschiedlichsten Maßnahmen zur Vorbeugung. Auch dann, wenn bereits eine entsprechende Allergie nachgewiesen werden konnte.
Wer beispielsweise gegen Hausstaubmilben allergisch ist, sollte seine Wohnung unbedingt weitestgehend von Milben befreien. Dies gelingt durch den Verzicht auf offene Regale und langflorige Teppichböden, durch regelmäßiges Staubwischen, milbendichte Matratzenbezüge und kochfeste Bettwäsche.
Ebenso sollte konsequent darauf geachtet werden, dass sich keine Schimmelpilze in der Wohnung befinden. Besonders wichtig sind daher trockene, gut gelüftete Räume, wobei lieber mehrmals täglich stoßgelüftet werden sollte, anstatt ständig das Fenster auf Kipp zu halten.
Darüber hinaus raten Gesundheitsexpertinnen und Gesundheitsexperten allergiebelasteten Familien dazu, keine Haustiere anzuschaffen. Pollen sollten vermieden werden, da Neurodermitikerinnen und Neurodermitiker auf diese oft mit einer Verschlechterung des Hautbildes reagieren.
In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich auch, die Kleidung nicht im Schlafzimmer auszuziehen oder dort liegen zu lassen sowie während der Pollensaison abends die Haare zu waschen, um die Pollen nicht weiter zu verteilen. Außerdem sollten bei Neurodermitis nur glatte und fein gewebte Kleidungsstoffe verwendet werden.
Nicht zuletzt sollte in Wohnungen und Autos von Betroffenen ein generelles Rauchverbot herrschen, denn Rauchen erhöht das Allergie- und Neurodermitisrisiko deutlich. Auch die Natur kann helfen.
Die klimatischen Bedingungen in bestimmten Regionen wie den Bergen oder am Meer wirken sich positiv auf manche Betroffene aus. Da Neurodermitis oft Kinder betrifft, ist es für Eltern zudem wichtig, entsprechende Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Mit den zusätzlichen Belastungen (Hautpflege, Ernährungsumstellung, Arztbesuche) und dem Leid des Kindes durch Juckreiz, Hautveränderungen und den Folgen des Schlafmangels umgehen zu können, muss gelernt werden. Hier bieten spezielle Neurodermitis-Schulungen bei Krankenkassen oder Volkshochschulen eine sinnvolle Unterstützung.
In diesen Schulungen werden Betroffenen wertvolle Tipps und Hilfestellungen für ein möglichst unbeschwertes Leben trotz der Erkrankung an die Hand gegeben. Eltern von betroffenen Kindern lernen zudem, ihrem Kind bestmöglich zur Seite zu stehen.
Fazit: Mit Neurodermitis leben lernen
Neurodermitis als bislang nicht heilbare Erkrankung tritt sehr facettenreich auf. Dadurch hat sie meist nicht nur Auswirkungen auf die Betroffenen selbst.
So zeigen sich Außenstehende häufig abgeschreckt durch das ständige Kratzen, die Rötungen, Ekzeme und schuppige, krustige Haut. Menschen, die nichts über die Krankheit wissen, fürchten manchmal sogar, sich an den Hautveränderungen anstecken zu können. Aufklärung kann in diesen Fällen helfen.
Denn durch die Ablehnung kommt es häufig zu Schamgefühlen, Ängsten oder gar sozialem Rückzug der Betroffenen. Was sich in der Folge wiederum negativ auf den Verlauf der Krankheit auswirkt und die Haut noch stärker „aufblühen“ lässt.
Neben Umweltreizen und Allergenen sind es vor allem solche psychische Spannungen, welche die Entwicklung der Erkrankung bei entsprechender Veranlagung begünstigen oder einen akuten Schub auslösen können. Psychische Belastungen werden dabei von Person zu Person unterschiedlich empfunden.
Dabei geht es nicht nur um „negativ“ besetzte Emotionen wie Angst, Sorgen oder Wut. Auch positive Ereignisse und damit verbundene Gefühle wie beispielsweise Freude oder Aufregung können sich auf die Haut auswirken.
Fazit: Die Vermeidung bestimmter krankheitsbegünstigender Faktoren kann das Leben der Betroffenen deutlich erleichtern. Eine auf die individuellen Symptome und Beschwerden abgestimmte Therapie und Pflege sind wichtige Grundlagen.
Ein Mix begleitender Maßnahmen kann zusätzliche Entlastung bringen. Dazu zählen zum Beispiel alternative Heilverfahren und Entspannungsmethoden. (nr, vb, ls)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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